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Gestatten: Die unheimliche Inspiration für Batmans Joker

Er ist der Erzfeind des
Dunklen Ritters und jagt allen Batman-Fans schon seit Jahrzehnten Angst ein.
Aber die Inspiration für den Joker, ein so komplexer und interessanter
Charakter, für dessen Performance ein Schauspieler sogar einen Oscar erhielt,
hat ganz unerwartete Wurzeln.

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Egal, ob Sie Heath
Ledger, Jack Nicholson, Cesar Romero oder Jared Leto in ‚Suicide Squad‘ als
Joker bevorzugen, der Charakter ist und bleibt ein faszinierender und
beängstigender Bösewicht, ein dunkler und gewalttätiger Psychopath, dessen Ziel
der Untergang von Gotham City ist.

Kam die Inspiration für
diesen Charakter also von einem berühmten Serienmörder? Oder einem Folterer aus
dem Ersten Weltkrieg? Ähm, nein. Zwar bestehen immer noch Meinungsverschiedenheiten
über die Herkunft der Batman-Charaktere, weil es mehrere gibt, die behaupten, sie
seien es gewesen, die die Idee hatten, aber der Joker und seine bekannte
Grimasse stammen aus einer kaum bekannten Quelle.

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„[Batman-Miterfinder]
Bill Finger zeigte den anderen ein Bild von Conrad Veidt im Film ‚Der Mann, der
lacht‘“, sagt Batman-Experte Professor Will Brooker von der Kingston
University, Autor von ‚Hunting the Dark Knight.‘

Jared Leto ließ sich für die Rolle des Joker von dieser Pop-Legende inspirieren

‚Der Mann, der lacht‘,
ein Stummfilm aus dem Jahre 1928 unter der Regie des deutschen Expressionisten
Paul Leni zeigte Veidt in der Hauptrolle. Der Berliner Schauspieler ist
heutzutage wohl besser bekannt aus dem Horrorklassiker ‚Das Cabinet des Dr.
Caligari‘.

Basierend auf dem Roman
‚Les Miserables‘ von Victor Hugo geht es im Jahre 1690 in England um einen
Jungen namens Gwynplaine, dessen Gesichtsausdruck zu einem permanenten Lachen
entstellt wurde, als Strafe dafür, dass sich sein Vater gegen König James II
gestellt hat. Der König verurteilt ihn zum ewigen Grinsen, damit er „für immer
über seinen dummen Vater lacht“.

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Viele Jahre später
reist der erwachsene Gwynplaine als Zirkusmitglied umher und findet sich im
Hofe von Königin Anne wieder, wo entdeckt wird, dass er adelige Vorfahren
besitzt. Anstatt sich auf eine Scheinehe mit einer Herzogin einzulassen, flieht
Gwynplaine, um mit seiner wahren Liebe ins Exil zu segeln. Es handelt sich hier
also eher um einen tragischen Helden als um einen Bösewicht. Am Ende des Romans
(aber nicht im Film) verstirbt seine Frau ganz plötzlich, und er begeht
Selbstmord, indem er sich in das Meer stürzt.

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Als man einen Bösewicht für den ersten Batman, der im April 1940
herauskommen sollte, gesucht hat, schlug jemand die Idee vor, einen Hofnarren zu
nehmen.

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Der erste Batman-Zeichner Jerry Robinson behauptete, dass er Bill Finger
und Miterfinder Bob Kane ein Foto von einem Karten spielenden Joker gezeigt
hatte, aber Kane erzählt von einer anderen Erinnerung.

„[Der Joker] sieht aus wie Conrad Veidt – Sie wissen schon, der
Schauspieler aus ‚Der Mann, der lacht‘“, sagte er. „Bill Finger hatte ein Buch
mit einem Foto von Conrad Veidt, zeigte es mir und sagte, ‚das ist der Joker‘.“

Kanes Erzählung wurde
2005 zur ‚offiziellen‘ Erklärung gemacht, indem DC ein Comic mit dem Titel
‚Batman: Der Mann, der lacht‘ von Ed Brubaker herausbrachte, dessen Geschichte
direkt nach ‚Batman: Das erste Jahr‘ spielt und auf Jokers ersten Auftritt aus
dem Jahr 1940 basiert.

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Aber spiegeln die
Leinwand-Joker Kanes und Fingers Veidt-inspiriertes Konzept wirklich wider?

„Ich glaube, das ist
nicht so wichtig, weil der originale Joker ein Comicheft-Charakter von 1940
war“, sagt Professor Brooker. „Er ist primitiv gemalt und einfach geschrieben.
Wenn der Joker ein faszinierender Charakter ist, dann nur aufgrund der
verschiedenen Versionen, die wir gesehen haben – alles Varianten unterschiedlichster
Schöpfer in verschiedenen Medien, und das über so viele Jahrzehnte hinweg. Wie
auch Batman ist er reich und ein komplexer Charakter, weil er ebenfalls
einschneidende Veränderungen durchgemacht hat.“

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‚Der Mann, der lacht‘ wurde 2012 unter Hugos originalem französischen Titel
‚L’homme qui rit‘ mit Marc-André Grondin als Gwynplaine und
Gérard Depardieu neu verfilmt.

Jetzt zieht sich Jared Leto die Hollywoodjacke in ‚Suicide Squad‘ an.

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„Ich denke, es handelt
sich hier um einen Joker der heutigen Zeit – ein Joker für Twitter und Tumblr“,
bestätigt Professor Brooker.

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„Ich bin mir sicher,
dass er modernen Teenagern gefallen wird, genauso wie
Ledgers Joker perfekt für ein Publikum war, das sich noch von den Vorfällen am
11. September erholen musste. Ich persönlich bin etwas vorsichtig mit Letos
Behauptung, dass der Joker ein missverstandener Schnuckel ist, weil wir genau
wissen, dass der Joker ein beleidigender, gewalttätiger Charakter ist… Aber ich
akzeptiere es auch, dass es verschiedene Joker für verschiedene Sorten
Publikum, verschiedene Zeitepochen und verschiedene Geschichten gibt.“

Bildnachweise:
OutNow, DC Comics, Getty

Ben Falk