Gescheitert und gefeiert - Deutsche in Hollywood

Wer in der Traumfabrik bestehen will, der braucht nicht nur Talent und ein interessantes Äußeres, sondern auch eine gehörige Portion Glück. Kein Wunder, dass man die wenigen deutschen Schauspieler, die es bis nach Los Angeles geschafft haben, an einer Hand abzählen kann.

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Millionen von US-Dollars an Gage kassieren, im schmucken Designer-Outfit über den Roten Teppich zur Oscar-Verleihung schreiten und in einer protzigen Luxusvilla auf den sanften Hügeln von Beverly Hills residieren – es gibt kaum einen deutschen Schauspieler, der nicht den großen Traum von einer glanzvollen Hollywoodkarriere mit all ihren angenehmen Begleiterscheinungen träumt. Doch nur äußerst selten gelingt es, dieses hohe Ziel auch wirklich zu erreichen. Franka Potente (neben Johnny Depp in “Blow" und als Marie in “Die Bourne Identität“) hat es schon versucht, Sibel Kekillii (”Game of Thrones”) ebenfalls und auch David Kross durfte schon mit “Titanic"-Star Kate Winslet (in “Der Vorleser") schmusen. Meist blieb es aber bei einem einzigen Versuch, keiner konnte sich in der Traumfabrik dauerhaft etablieren.

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Til Schweiger – Hollywoods Flop-Garant

Auch der große Til Schweiger gehört zu den grandios Gescheiterten. Ende der 1990er, nach Hits wie “Der bewegte Mann" und “Knockin‘ on Heaven’s Door” auf dem Höhepunkt seines nationalen Ruhms, wollte er mit aller Macht in Hollywood Fuß fassen. Doch über ein paar unbedeutende Nebenrollen in mäßigen Filmen, die meist floppten (etwa “Driven” mit Sylvester Stallone oder Antoine Fuquas “The Replacement Killers”), kam er nicht hinaus. 2005 kehrte Schweiger, der in den USA nur einer von Tausenden war, frustriert nach Deutschland zurück und zementierte mit Blockbustern wie “Barfuß”, “Keinohrhasen” oder “Honig im Kopf” zumindest seinen Status als Nationalheld.

Warum sich deutsche Darsteller in Amerika so schwer tun, liegt zum einen an der Sprache. Wer kein akzentfreies Englisch spricht, hat vor den gestrengen Ohren der Casting-Direktoren von vorneherein schon mal keine Chance. Zum anderen ist die Konkurrenz schlichtweg erdrückend, und was die Amis nicht spielen wollen, übernehmen dann halt die Briten. Und schließlich werden Deutsche nach wie vor bevorzugt für Nazirollen ausgewählt – und wer möchte schon gerne in einer solchen Schublade landen?

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Einer, der über solche Rollen seine Nische in Hollywood gefunden hat, ist Thomas Kretschmann. Nachdem er sich als Offizier in Filmen wie “Der Pianist” oder “U-571” bewiesen hatte, trauten ihm die Amerikaner auch andere Figuren zu. Prägnante Parts in großen Studiofilmen wie “King Kong”,oder “Wanted” waren der Lohn. Inzwischen pendelt Kretschmann höchst erfolgreich zwischen den Kontinenten, ist in der deutschen Komödie (“What a Man”) ebenso zu Hause wie in internationalen Serien (als Van Helsing in “Dracula”).

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Diane Kruger – Blondinen bevorzugt

Richtig gut macht sich auch Diane Kruger. Und zwar nicht nur auf dem Laufsteg, den das ehemalige Topmodel ebenfalls traumwandlerisch sicher beherrscht. Die in der Nähe von Hildesheim geborene, gertenschlanke Blondine schaffte gleich mit ihrer ersten internationalen Rolle als Helena, schönste Frau der Antike, neben Brad Pitt in “Troja” den Sprung über den Großen Teich. Ob großes Action-Kino an der Seite von Liam Neeson (“Unknown Identity”, 2011), futuristische Romanze (”Seelen”, 2013) oder als Bridget von Hammersmark in Quentin Tarantinos “Inglourious Basterds” – Kruger hat es fürwahr zu weltweiten Starruhm gebracht. Übertroffen wird sie nur von einem einzigen, nämlich von ihrem überragenden Kollegen Christoph Waltz.

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Für seine Darstellung des SS-Offiziers Hans Landa in Tarantinos Kultfilm wurde er nicht nur rund um den Globus von Kritik und Publikum gefeiert, er erhielt auch den Oscar als bester Nebendarsteller. Heute ist Waltz aus Hollywood nicht mehr wegzudenken, in “Der Gott des Gemetzels" spielte er Jodie Foster und Kate Winslet an die Wand, im letzten Bond “Spectre” tat er als Bösewicht das Gleiche mit 007 Daniel Craig und für seine Performance als Dr. King Schultz in Tarantinos epochalem “Django Unchained” durfte er bereits seinen zweiten Oscar in Empfang nehmen. Es gibt nur ein Problem mit dem Ruhm des Christoph Waltz: Wir Deutschen schmücken uns hier leider mit fremden Federn. Denn Waltz ist gebürtiger Wiener, und Wien ist bekanntlich die Hauptstadt von Österreich…

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Bilder: Getty

Autor: Thomas Lassonczyk