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General Motors inspirierte Elon Musk zu Tesla und den ersten E-Golf gab es schon 1976: Sieben kuriose Fakten über Elektroautos, die ihr noch nicht kanntet

BMW rüstete zwei Exemplare der 02-Baureihe mit E-Motoren aus und setzte sie bei den Olympischen Spielen 1972 ein.
BMW rüstete zwei Exemplare der 02-Baureihe mit E-Motoren aus und setzte sie bei den Olympischen Spielen 1972 ein.

Innerhalb der Autoindustrie stehen mittlerweile alle Zeichen auf Elektro. Angesichts des Klimawandels und des daraus resultierenden öffentlichen und politischen Drucks schwenken immer mehr Autobauer um. Die über Jahrzehnte dominierenden Benziner und Diesel verlieren immer mehr an Bedeutung, während sich die Hersteller fast einstimmig darauf geeinigt haben, dass sie Batterie-elektrisch in die Zukunft fahren.

Der nahezu lautlose Elektroantrieb wird heute oft als eine neue Technologie angesehen und von den Marken auch so beworben. In den Medien erntet meist Tesla die Lorbeeren für den Siegeszug des Elektrofahrzeugs (EV). Das mag mittlerweile erstmals eine langstreckentaugliche Reichweite bieten und, wenn es um die Beschleunigung geht, selbst Autos mit großvolumigen Benzinmotoren davon fahren. Eine neue Erfindung sind sie dennoch nicht. Nachfolgend kommen sieben wissenswerte Fakten über E-Autos, die zeigen, dass ihre Geschichte schon sehr viel früher anfing.

1. Elektrofahrzeuge gibt es schon länger als Benziner

Gottlieb Daimler und Karl Benz gelten heute als die Erfinder des Autos. Dies trifft aber nur auf vierrädrige Fahrzeuge mit Ottomotor zu. Dampf- und Elektroautos gab es nämlich schon weit vor 1886. Während erstere schon im 19. Jahrhundert über Land tuckerten, wurde das erste mit Strom betriebene Fahrzeug schon 1839 von dem schottischen Erfinder Robert Anderson auf die Räder gestellt.

Auch deutsche Ingenieure nahmen sich der Technologie schon früh an. Im Jahre 1888 wurde im oberfränkischen Coburg der "Flocken Elektrowagen" gebaut. Er war das erste E-Fahrzeug mit vier Rädern, schaffte 15 km/h in der Spitze und kann als Urahne aller neuen Stromer bezeichnet werden.

2. Der erste "Porsche" war rein elektrisch unterwegs

Ferdinand Porsche wird meist mit dem von ihm entwickelten VW Käfer oder der gleichnamigen Sportwagenschmiede in Verbindung gebracht, die er nach dem Zweiten Weltkrieg gründete. Sowohl der Volkswagen als auch die späteren Sportcoupés 356 und 911 sind für ihre charakteristisch klingenden Boxermotoren bekannt.

In der Frühzeit seines Schaffens hatte sich der tschechisch-österreichische Ingenieur aber vor allem der E-Mobilität verschrieben. 1896 erfand er beispielsweise den elektrischen Radnabenmotor – eine patentierte Technologie, die auch heute noch weitläufig eingesetzt wird. Drei Jahre später stieß er zu den Lohner-Werken in Wien, wo er sein erstes Elektroauto entwickelte. 1902 entwickelte er für das Unternehmen den ersten Hybridantrieb der Welt. Letzterer feierte erst über hundert Jahre später seinen Durchbruch.

3. Ein Elektroauto knackt erstmals die 100 km/h-Marke

In der Frühzeit des Automobils war der Elektroantrieb den Verbrennungsmotoren teils überlegen, was mithilfe mehrere Rekordfahrten ersichtlich wurde. 1898 entwickelte der belgische Rennfahrer Camille Jenatzy mit der "La Jamais Contente" (Die nie Zufriedene) einen Torpedo-förmigen Einsitzer, der für seine Zeit außergewöhnlich aerodynamisch war. Für Vortrieb sorgten zwei jeweils 25 kW starke E-Motoren, die mit Strom aus einem Blei-Akku gespeist wurden.

Am 29. April 1899 erreichte das skurril aussehende Fahrzeug auf einer Strecke nahe Paris eine Höchstgeschwindigkeit von 105,882 km/h. Somit ging die "La Jamais Contente" als das erste über 100 km/h schnelle Auto in die Geschichte ein. Rund zwei Jahre später wurde ihm der Weltrekord von einem "Osterei" genannten Dampfwagen wieder abgenommen.

Nachdem Camille Jenatzy den Rekord gebrochen hatte, stieg er auf Fahrzeuge mit Benzinmotor um.
Nachdem Camille Jenatzy den Rekord gebrochen hatte, stieg er auf Fahrzeuge mit Benzinmotor um.

4. Um 1900 gab es in den USA mehr E-Autos als Benziner

Elektroautos waren zu Beginn des letzten Jahrhunderts alles andere als eine Randerscheinung. Vor allem in den USA erfreuten sie sich großer Beliebtheit. Im Jahre 1900 waren dort rund 34.000 Stück auf den Straßen unterwegs, was einem Gesamtanteil von 38 Prozent entsprach. Nach den heutigen Maßstäben mag die damalige Gesamtzahl der Elektro-Fahrzeuge winzig sein, damals steckte das Automobil aber insgesamt noch in den Kinderschuhen und war kaum verbreitet.

Zum Vergleich: Dampfwagen dominierten damals mit einem Anteil von 40 Prozent, während Benziner nur auf 22 Prozent kamen. In den Metropolen des Landes war der E-Anteil teilweise sogar noch höher, da die kleine Reichweite von etwa 100 Kilometern im innerstädtischen Verkehr nicht so sehr ins Gewicht fiel.

1912 erreichte die amerikanische Elektroauto-Produktion mit fast 34.000 Neufahrzeugen vorerst ihren Höhepunkt. Ab den Zwanzigerjahren verschwand die Antriebsart für Jahrzehnte nahezu gänzlich in der Versenkung. Die Gründe hierfür waren vielseitig. Zum einen hatten die leisen, einfach aufgebauten und spielend einfach zu bedienenden E-Autos ein Imageproblem. Die Menschen wollten Modelle, die pures Abenteuer repräsentierten und gleichzeitig mit ihrer Mechanik und ihrem Sound begeisterten.

Dazu kam die geringe Reichweite, die das E-Auto vor allem im ländlichen Raum nahezu komplett unbrauchbar machte. Die Einführung des elektrischen Anlassers macht das händische Ankurbeln obsolet und die Autos mit Verbrennungsmotor so deutlich praktischer und bequemer. Mit Fords Model T, dem ersten Millionenseller der Autogeschichte, wurde der Benzin-PKW endgültig erschwinglich und massentauglich.

5. BMW setzte die 1972er Olympiade unter Strom

In der Zeit zwischen dem Niedergang der E-Mobilität und ihrem Comeback im neuen Jahrtausend haben sich nur wenige Hersteller mit dem Thema beschäftigt. Und meist beließen sie es bei Versuchsträgern, die ohnehin nie für die Großserie gedacht waren. So sah es auch bei BMW aus, als sie Ende der Sechzigerjahre damit begannen, zwei BMW 1602 mit einem E-Motor und Varta-Batterien auszustatten. Die beiden lautlosen Mitglieder der "Neuen Klasse" wurden aber nicht nur auf einem abgeschirmten Firmengelände getestet, sondern öffentlichkeitswirksam bei der Sommerolympiade 1972 eingesetzt.

BMWs 32 kW starke Elektro-Limousinen dienten als Shuttle für Offizielle sowie beim Marathonlauf als Kamera- und Begleitfahrzeuge. An die Kundschaft wurden die Autos aber nicht herausgeben, was angesichts der laschen Fahrleistungen und der kleinen Reichweite wenig verwunderlich ist. Da ihre Batterie-Packs jeweils 350 Kilo wogen, schafften die Prototypen nur 100 km/h in der Spitze, während ihnen nach spätestens 60 Kilometern der Saft ausging.

6. Schon vor 40 Jahren gab es einen VW E-Golf

Unter der Führung des Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess gibt VW in Sachen Elektrifizierung so richtig Gas. Der Österreicher möchte nicht nur die rein elektrische ID-Modellfamilie ausbauen, sondern langfristig Tesla überholen und Volkswagen zum größten E-Auto-Hersteller der Welt ausbauen. Ernst wurde es erstmals mit der Elektroversion der vorherigen Golf-Generation.

Doch auch den Ur-Golf gab es schon mit E-Antrieb. Schon 1976, also zwei Jahre nach der Einführung der neuen Baureihe, ersetzte der Autobauer den 75 PS-Vierzylinder bei einigen Exemplaren durch einen Elektromotor. Grund für das Forschungsprojekt war, dass die erste Ölkrise den Herstellern gezeigt hatte, dass sie sich gegebenenfalls nach Alternativen umschauen müssten.

In den folgenden fünf Jahren entwickelte VW den E-Golf weiter. 1981 wurde mit dem CitySTROMer auf der selben Basis ein Kleinserienmodell realisiert. Die 25 in einem Feldversuch eingesetzten Autos kamen mit einer Batterieladung etwa 60 Kilometer weit. 1985 legte VW auf Basis des Golf zwei eine zweite Generation auf, welche die Technik des Vorgängers übernahm. Diesmal entstanden jedoch 70 Autos, die vor allem von Energieversorgern im Kundendienst eingesetzt wurden. Auch Renault baute in den Siebzigern elektrische Kleinserienfahrzeuge. Die Franzosen rüsteten den Kleinwagen R5 um.

Der CitySTROMer war der erste VW Elektro-PKW. 1972 hatten die Wolfsburger bereits einen VW Bus zum E-Auto umgerüstet.
Der CitySTROMer war der erste VW Elektro-PKW. 1972 hatten die Wolfsburger bereits einen VW Bus zum E-Auto umgerüstet.

7. General Motors bewegte Elon Musk zum E-Auto-Bau

Der US-Bundesstaat Kalifornien führte Anfang der Neunzigerjahre ein Gesetz ein, mit dem der Anteil emissionsfreier Autos erhöht werden sollte. Die großen US-Konzerne gerieten daraufhin unter Zugzwang und mussten sich widerwillig der Entwicklung von E-Autos widmen. General Motors führte 1996 den geradezu außerirdisch anmutenden Aerodynamik-Weltmeister EV1 ein. Der Zweisitzer wurde nicht zum Verkauf angeboten, sondern nur von der GM-Tochter an 800 ausgewählte Kunden verleast. Insgesamt wurden innerhalb von drei Jahren 1.117 Stück produziert.

Der EV1 hatte an beiden Vorderrädern jeweils einen Elektro-Motor. Gemeinsam beschleunigten sie das 1,3 Tonnen schwere Fahrzeug auf limitierte 129 km/h. Frühe Exemplare hatten eine Reichweite von rund 110 Kilometern, die 1999 ausgelieferte Beta-Version schaffte 225 Kilometer. Der US-Konzern wollte sich davor drücken, für das intern ungeliebte Modell eine Ersatzteilversorgung aufzubauen und ließ nach dem Ablauf der dreijährigen Leasing-Laufzeit alle Exemplare verschrotten. Fans des Modells protestierten dagegen und auch Elon Musk war über die Aktion erzürnt. Er sagte später gegenüber Journalistinnen und Journalisten, dass die großen Konzerne gezielt versucht hätten das Elektroauto zu töten. Dies habe ihn dazu bewegt eine eigene E-Auto-Fertigung aufzubauen.

General Motors stellte die Produktion des EV1 schon nach drei Jahren wieder ein, weil die Nachfrage angeblich zu klein war.
General Motors stellte die Produktion des EV1 schon nach drei Jahren wieder ein, weil die Nachfrage angeblich zu klein war.