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Greta Garbo: Die Göttin, die einsam starb

Am 15. April vor 30 Jahren verstarb Greta Garbo. Die letzten Jahre ihres Lebens hatte die einstige Leinwandgöttin abgeschirmt von der Öffentlichkeit verbracht.

Ein Gesicht wie ihres sucht man heute vergeblich. Ihr Konterfei ist auf ewig schwarz-weiß. Ein schmaler Mund und sehnsüchtige, ins Nirgendwo blickende Augen, die das "relativ flache Gesicht zu einer tiefgründigen Seelenlandschaft ausleuchteten", wie es Clarence Sinclair Bull, der Starfotograf von MGM, einmal beschrieb. Greta Garbo, die makellose, überirdische Schöne, wollte dieses Bild für alle Zeiten in den Köpfen der Menschen bewahren. Damit ihr eigener Mythos weiterbestand, zog sie sich mit 49 Jahren, als das Alter an ihr zu zehren begann, in die völlige Einsamkeit zurück. Wenn man sich jetzt, an ihrem 30. Todestag, an die am 15. April 1990 gestorbene Leinwandgöttin erinnern, scheint es, als sei ihr Plan tatsächlich aufgegangen.

Je mehr Zeit vergeht, umso unumstößlicher wird die Gewissheit, dass die Spezies Diva, so wie sie sich auf den Fotografien Greta Garbos zeigt, für immer ausgestorben ist. Filme wie "Anna Karenina", "Die Kameliendame" oder "Königin Christine", in denen Greta Lovisa Gustaffson (so der bürgerliche Name der 1905 geborenen Schauspielerin) mit unverwechselbarer Melancholie agiert, verdienen heute das Prädikat "Kultfilm" - und das, obwohl Greta Garbo niemals eine begnadete Darstellerin war. Sie verstand es vielmehr, die Sehnsüchte des Kinopublikums wie keine andere in ihrer Person zu vereinen.

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Wenn sich die Garbo selbst gelegentlich als "heimatlos" bezeichnete, so traf das wohl den Kern der Sache. Es gab kaum Konstanten im langen Leben des Kinostars. Ihre Beziehungen zu US-Schauspieler John Gilbert, Regisseur Rouben Mamoulian oder dem Dirigenten Leopold Stokovski waren nicht von Dauer und sind bis heute nicht einmal hieb- und stichfest belegt. So kursierten auch immer wieder Gerüchte über die angebliche Homosexualität der unnahbaren Schwedin, der man sogar ein heimliches Verhältnis mit der Dietrich nachsagte.

Vom Einseifmädchen zum Hollywood-Star

Greta Garbo schwieg zu den meisten Geschichten über ihr Privatleben und grämte im Stillen. "Ich bin einer von diesen netten, gewöhnlichen Menschen, die furchtbar leiden, wenn jemand gemein zu ihnen ist. In der jetzigen Zeit sollten die Frauen lernen, dreister zu sein, auch wenn das nicht sehr weiblich ist. Leider besitze ich sehr wenig von dieser erstrebenswerten Dreistigkeit", erklärte sie 1924 in einem Interview. Damals war das Einseifmädchen aus einem Stockholmer Rasiersalon gerade mit ihrem Entdecker, dem Regisseur Mauritz Stiller, nach Amerika gekommen und erfuhr dort zunächst wenig freundliche Behandlung.

"Wolkenkratzer im karierten Kleid" nannten die US-Filmbosse das großgewachsene schwedische Naturkind, das mit gestopften Strümpfen und abgetretenen Schuhen den Hollywood Boulevard erobern wollte. Um seinen Schützling hartzumachen, wandte Stiller eine rigorose "Schockbehandlung" an, die aus permanenten Demütigungen bestand. "Ich hasse Sie, ich hasse Sie", soll die Garbo einmal verzweifelt ausgerufen haben, doch die Rechnung ging auf. Bald war aus dem Mädchen ein großer Star geworden, der neben trivialen, überaus schwülstigen Filmen auch Meisterwerke wie die Ernst-Lubitsch-Komödie "Ninotschka" drehte. Das Misstrauen gegenüber den Menschen blieb jedoch. Je mehr Berühmtheit die Garbo erlangte, desto größer wurde ihre Verbitterung.

So entschloss sie sich 1941, nach dem Misserfolg von "Die Frau mit den zwei Gesichtern", das Filmgeschäft für immer zu verlassen. Niemand sollte mitansehen, wie die makellose Schönheit der mittlerweile 49-Jährigen allmählich verfiel. Ihre letzten Jahre verbrachte die Diva abgeschirmt in einem New Yorker Penthouse und zeigte sich nur selten den Paparazzi, die die Illustrierten mit Bildern einer alten Frau mit Sonnenbrille und hochgeschlagenem Kragen belieferten. Bis zuletzt ging die Garbo jeden Morgen in ihr bevorzugtes Feinkostgeschäft, kaufte sich Zigaretten und schloss sich dann mit Zeitungen in ihrer Wohnung ein. "Ich möchte von niemandem irgendwelche Aufmerksamkeit, außer wenn ich weiß, dass jemand mich mag. Ansonsten widert es mich an", ließ sie ein Jahr vor ihrem Tod verlauten. Als "die Göttliche" am Ostersonntag 1990 einem Nierenleiden erlag, war sie völlig allein.

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