Kultureller Style-Fauxpas: Für dieses Accessoire erntet Gucci massive Kritik

Gucci steht für High-Fashion und It-Pieces. Doch so manche Designs sind politisch und kulturell nicht immer korrekt. Jüngstes Beispiel: eine extravagante Kopfbedeckung.

Ein Gucci-Shop in Barcelona. So manches Accessoire der italienischen Nobelmarke ist kulturell nicht ganz einwandfrei. (Bild: Getty Images)
Ein Gucci-Shop in Barcelona. So manches Accessoire der italienischen Nobelmarke ist kulturell nicht ganz einwandfrei. (Bild: Getty Images)

“Luxusmode neu definieren“ – das schreibt das italienische Fashion Label Gucci auf seiner Website. Doch diese Neuinterpretation geht manchmal seltsame Wege. Anfang 2019 etwa löste Guccis “Blackface“-Pullover einen Sturm der Entrüstung aus, weil das zweigeteilte Stück an eine boshafte Karikatur von Afroamerikanern aus dem 18./19. Jahrhundert erinnerte. Schließlich musste Gucci das Kleidungsstück aus der Kollektion nehmen und sich öffentlich entschuldigen.

Nach dem Pulli-Desaster setzte sich das Luxuslabel jetzt erneut in die Nesseln, diesmal mit einem Accessoire: dem “Indy Full Turban“. Der blaue Turban wurde zum ersten Mal auf der Mailänder Fashion-Show im Winter 2018 gezeigt. Auf dem Laufsteg führte ein hellhäutiges Model das Accessoire vor und löste schon damals massive Kritik aus. Trotzdem bot Gucci den Turban im Online-Shop der Kaufhauskette Nordstrom für stolze 790 Dollar (707 Euro) an.

“Indy Full Turban“: Harsche Kritik an Gucci und Nordstrom

Ein Affront für viele Twitter-Nutzer aus Indien. Denn der Turban ist dort ein religiöses Symbol, vor allem bei den Sikhs, und kein stilisiertes Fashion-Must-have. Die gemeinnützig-religiöse Organisation “The Sikh Coalition“ warf Gucci vor, aus einem religiösen Kleidungsstück Kapital zu schlagen. Die Koalition appellierte sowohl an das Kaufhaus sowie an Gucci, den Artikel nicht mehr anzubieten.Tatsächlich war die Luxus-Kopfbedeckung im Laufe der hitzigen Debatte bereits nach kurzer Zeit bei Nordstrom ausverkauft. Zum Vergleich: Ein klassischer Sikh-Turban ist normalerweise schon für 20 Dollar zu haben. Entsprechend wütend wenden sich die Nutzer an den Konzern:

“Hey Nordstrom und Gucci: Das ist inakzeptabel! Der Turban ist ein religiöses Symbol der Sikhs, kein Fashion-Accessoire. Die Sikhs haben schon genug mit Diskrimierung zu kämpfen, also denkt bitte darüber nach, den Artikel nicht mehr zu verkaufen“, wendet sich auch diese Twitter-Nutzerin an die Kaufhauskette und an das Label.

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Eine andere Nutzerin findet deutlichere Worte:

“Meine Landsleute überlebten nicht Genozid, Rassismus und Diskriminierung, damit Gucci einen ‘Indy Turban’ für 700 Dollar verkaufen kann.“

Ein weiterer Twitter-Nutzer erklärte genauer, warum der Gucci-Turban ein Affront für jeden Sikh ist:

“Einer der Gründe, warum Sikhs Turban tragen, ist, um Gleichheit zu symbolisieren. Es ist daher beleidigend, zum einen unsere Religion mit einem einzigen Fashion-Accessoire zusammenzufassen und zum anderen dieses dann für Hunderte von Dollar zu verkaufen. Der Gucci-Turban ist eindeutig im Sikh-Stil gebunden, das ist dann nicht mehr kulturelle, sondern religiöse Aneignung.“

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Schließlich lenkte die Kaufhauskette Nordstrom ein und nahm den Turban aus ihrem Sortiment.

“Wir haben beschlossen, dieses Produkt nicht länger zu verkaufen und haben es von unsere Website gelöscht. Es war nie unsere Absicht, ein religiöses und kulturelles Symbol zu diskriminieren. Wir entschuldigen uns von Herzen bei allen, die wir damit verärgert haben.“

Turban-Disaster: Noch keine Reaktion von Gucci

Gucci hat sich bisher nicht zur Turban-Affäre geäußert. Nach dem “Blackface”-Shitstorm veröffentlichte der Konzern ein Statement, dass er in Zukunft mehr interkulturelle Mitarbeiter einstellen würde, um ähnliche Fauxpas in Zukunft zu vermeiden. Da müssen die Italiener wohl noch einmal nachbessern.

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