Die Frauen, die Harvey Weinstein zu Fall brachten: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Die "New York Times"-Journalistinnen Megan Twohey (Carey Mulligan, links) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) arbeiten an einem Artikel, der die Welt verändern wird. Es geht um systematischen Missbrauch in der Filmbranche. (Bild: 2022 Universal Studios)
Die "New York Times"-Journalistinnen Megan Twohey (Carey Mulligan, links) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) arbeiten an einem Artikel, der die Welt verändern wird. Es geht um systematischen Missbrauch in der Filmbranche. (Bild: 2022 Universal Studios)

"Der Räuber Hotzenplotz", "Weißes Rauschen" und "She Said", eine Geschichte über den Sturz von Harvey Weinstein und den Beginn von #MeToo: Das sind die Kino-Neustarts am 8. Dezember.

"Sind Sie sicher, dass es sich nicht nur um junge Frauen handelt, die mit einem Filmproduzenten schlafen wollten, um Karriere zu machen?": Die Frage kommt sinnigerweise von einem alten weißen Mann. Vielleicht glaubt er wirklich, was er da sagt. Aber so lässt man es nicht mehr durchgehen. So lassen sie es nicht mehr durchgehen: Die Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor stürzten sich vor einigen Jahren in eine Reportage, die Machtmissbrauch in der Filmwelt aufdecken sollte. Der Enthüllungsartikel, der dabei entstand, veränderte die Welt. Mit "She Said" wurde ihre Geschichte nun verfilmt.

Was das Kino-Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: Mit "Weißes Rauschen" bringt Netflix einen satirisch-düsteren Roman des US-Autors Don DeLillo auf die Leinwand, und 16 Jahre nach der Verfilmung mit Armin Rohde feiert "Der Räuber Hotzenplotz" ein Comeback.

Jodi Kantor (Zoe Kazan, rechts) stößt bei ihren Recherchen auf eine Wand des Schweigens. Nur nach und nach kommt sie an greifbare Informationen. (Bild: 2022 Universal Studios)
Jodi Kantor (Zoe Kazan, rechts) stößt bei ihren Recherchen auf eine Wand des Schweigens. Nur nach und nach kommt sie an greifbare Informationen. (Bild: 2022 Universal Studios)

She Said

Als Vorlage für "She Said" diente ein gleichnamiges, 2019 von Twohey und Kantor veröffentlichtes Sachbuch, das wiederum auf ihrem "New York Times"-Artikel aus dem Jahr 2017 basiert. Regie führte Maria Schrader ("Vor der Morgenröte"), das Drehbuch verfasste Rebecca Lenkiewicz. Für die beiden Hauptrollen wurden Carey Mulligan (Twohey) und Zoe Kazan (Kantor) besetzt.

Die Geschichte beginnt erst einmal mit Gerüchten und Vermutungen. Der Redaktion der "New York Times" liegen Hinweise vor, dass Filmproduzent Harvey Weinstein mehrere Frauen sexuell belästigt und missbraucht haben soll. Zunächst wird Jodi Kantor auf die Sache angesetzt, später holt sie Megan Twohey dazu - Twohey, die zuvor bereits eine ähnliche Geschichte rund um Donald Trump bearbeitet hatte, soll ihr helfen, die betroffenen Frauen zum Reden zu bringen.

Eine der Frauen, die etwas weiß, erklärt bei einem Treffen: "Ich will auf keinen Fall zitiert werden. Punkt." Eine ehemalige Mitarbeiterin von Weinstein, die Twohey und Kantor zu Hause besuchen, schlägt ihnen wortlos die Tür vor der Nase zu. Das große Schweigen ist Teil dessen, was den Missbrauch so lange unentdeckt bleiben ließ. Erpressung, Einschüchterung, Schweigegeld - das alles soll Weinstein schützen. Man müsste jemanden finden, der frei sprechen kann ...

Stück für Stück decken Twohey und Kantor schließlich die schwer verdauliche Geschichte auf, die weit mehr werden sollte als nur eine "gute Story". Es waren Twohey und Kantor, die Weinstein gemeinsam mit vielen mutigen Frauen zu Fall brachten - Frauen, die wieder eine Stimme haben wollten. Es war schließlich auch dieser Artikel, durch den die #MeToo-Bewegung ins Rollen kam. Ein bedeutendes Stück Zeitgeschichte.

"Weißes Rauschen" erzählt von Jack Gladney (Adam Driver, zweiter von links) und seiner Patchwork-Familie, die ein ziemlich ereignisloses Leben führen, bis ein Öllaster mit einem Güterzug kollidiert. (Bild: Wilson Webb/Netflix 2022)
"Weißes Rauschen" erzählt von Jack Gladney (Adam Driver, zweiter von links) und seiner Patchwork-Familie, die ein ziemlich ereignisloses Leben führen, bis ein Öllaster mit einem Güterzug kollidiert. (Bild: Wilson Webb/Netflix 2022)

Weißes Rauschen

"Mögen die Tage ziellos sein, die Jahreszeiten dahintreiben", heißt es irgendwann. Das Leben von Jack und Babbette ist ruhig, ereignislos, bisweilen geradezu öde - und doch rechnen sie immer damit, dass es bald zum großen Knall kommt. Den beiden, die gemeinsam mit vier Kindern eine 80er-Jahre-Patchwork-Familie bilden, irgendwo in einem fiktiven Provinznest im mittleren Westen der USA, fehlt es eigentlich an nichts. Gleichzeitig sind sie geplagt von der unbegründeten Angst, bald sterben zu müssen. Und dann wird es auf einmal ernst in "Weißes Rauschen".

Jack (Adam Driver), ein etwas schräger Typ, arbeitet als Experte für Hitler-Studien am örtlichen College. Er sammelt gerne, vor allem eben Dinge, die mit Hitler zu tun haben. Und er ist paranoid, genau wie seine vierte Ehefrau Babbette (Greta Gerwig), die ebenfalls glaubt, ihr Tod stünde kurz bevor. Es geht bis zu dem Punkt, an dem Jack sogar Drogen für Babbette auf dem Schwarzmarkt besorgt, damit sie irgendwie zurechtkommt. Dann ein Unfall, ganz in der Nähe. Ein Öllaster kollidiert mit einem Güterzug, eine seltsame Wolke breitet sich aus. Die Medien sprechen von einem "Airborne Toxic Event". Ist die Zeit von Jack und Babbette nun also gekommen?

"Weißes Rauschen" (1985) gehört zu den bekanntesten Werken von US-Autor Don DeLillo, nach Verfilmung seiner Romane "Cosmopolis" (2012) und "The Body Artist" (2016) findet nun auch die satirisch-düstere Geschichte um Professor Jack Gladney den Weg auf die Leinwand. "Weißes Rauschen", von Oscar-Kandidat Noah Baumbach ("Marriage Story") in Drehbuch-Form gebracht und inszeniert, kommt als Netflix-Produktion ins Kino. Einige Wochen nach dem Start wird das Mystery-Drama, das im Sommer die Filmfestspiele von Venedig eröffnete, auch bei dem Streamingdienst zu sehen sein (30. Dezember).

Jack (Adam Driver) ist geplagt von der Angst, bald sterben zu müssen. Nach einem Unfall in der Nähe seines Wohnortes wird es ernst. (Bild: Wilson Webb/Netflix 2022)
Jack (Adam Driver) ist geplagt von der Angst, bald sterben zu müssen. Nach einem Unfall in der Nähe seines Wohnortes wird es ernst. (Bild: Wilson Webb/Netflix 2022)

Der Räuber Hotzenplotz

Die Kaffeemühle der Großmutter geraubt - schon wieder? Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her, dass Otfried Preußlers "Der Räuber Hotzenplotz" groß verfilmt wurde. Und das durchaus gelungen: Armin Rohde wütete 2006 in der Titelrolle, es schien wie die ideale Besetzung. Trotzdem meinte man, es sei jetzt an der Zeit für eine Neuauflage. Hinter dem neuen "Räuber Hotzenplotz" stehen dieselben Produzenten, die zuletzt schon Preußlers "Die kleine Hexe" (2018) und davor den Kinderbuch-Klassiker "Heidi" (2015) auf die Leinwand brachten. Regie führte der Schweizer Michael Krummenacher, das Drehbuch verfasste Matthias Pacht.

Den gefürchteten Hotzenplotz gibt diesmal Nicholas Ofczarek ("Der Pass"). Olli Dittrich ist als Polizist Dimpfelmoser dabei, Hedi Kriegeskotte als Großmutter und August Diehl als böser Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Als kleine Helden Kasperl und Seppel wurden Hans Marquardt und Benedikt Jenke ausgewählt, und natürlich handeln die zwei Bengel sich auch in dem neuen Film wieder den gleichen Riesenärger ein, den man schon aus der Buchvorlage, den Hörspielen oder eben dem Film von 2006 kennt.

Es beginnt wie immer damit, dass der Räuber Hotzenplotz die geliebte Kaffeemühle der Oma stiehlt. Kasperl und Seppel, zwei Lausbuben mit dem Herz am rechten Fleck, wollen es dem ungewaschenen Gauner mit den sieben Säbeln und dem Schlapphut nun mal so richtig zeigen. Aber stattdessen landen sie selbst in den Fängen von Räuber Hotzenplotz. Oder war es "Potzenlotz"? "Lotzenpotz"? "Potzenhotz" ..?

Er ist jetzt der Räuber Hotzenplotz: Nicholas Ofczarek (Bild) tritt mit seiner Hauptrolle in der neuen Otfried-Preußler-Vefilmung in die ziemlich großen Fußstapfen von Armin Rohde. (Bild: Walter Wehner/Studiocanal GmbH)
Er ist jetzt der Räuber Hotzenplotz: Nicholas Ofczarek (Bild) tritt mit seiner Hauptrolle in der neuen Otfried-Preußler-Vefilmung in die ziemlich großen Fußstapfen von Armin Rohde. (Bild: Walter Wehner/Studiocanal GmbH)