Französische Justiz ermittelt nach Messerangriff wegen Mordes gegen einen 16-Jährigen

Zwei Tage nach dem tödlichen Messerangriff eines 16-Jährigen auf seine Lehrerin in Saint-Jean-de-Luz im Südwesten Frankreichs hat die Justiz Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen. Der Jugendliche befinde sich in Untersuchungshaft, teilte sein Anwalt Thierry Sagardoytho am Freitag mit. Der mutmaßliche Täter müsse noch gründlicher von Psychologen untersucht werden, um festzustellen, ob und inwiefern sein Urteilsvermögen beeinträchtigt sei.

"Es handelt sich um einen Jugendlichen, der weder der Justiz noch in der Schule aufgefallen war", sagte sein Anwalt. Er verwies darauf, dass der Jugendliche im Oktober versucht haben soll, sich das Leben zu nehmen, und dass er Medikamente genommen habe. "Viele, die ihn kennen, denken, dass er ein Problem hatte", sagte der Anwalt. "Eine Art Untergang, ein persönliches Problem, das zu der schlimmen Tat geführt hat", fügte er hinzu.

Der Staatsanwalt hatte am Vortag erklärt, der 16-Jährige habe an einer Angststörung gelitten, "die möglicherweise sein Urteilsvermögen beeinträchtigt hat". Es lasse sich jedoch keine psychische Krankheit wie etwa Schizophrenie oder eine Entwicklungsstörung erkennen. "Der Jugendliche scheint schuldfähig zu sein, wobei weitere Untersuchungen abzuwarten sind", hatte der Staatsanwalt gesagt.

Der Schüler hatte die 52 Jahre alte Spanisch-Lehrerin mit einem einzigen Messerstich in den Oberkörper getötet. Nach Berichten von Mitschülern war er dabei ganz ruhig geblieben. Die Lehrerin starb noch vor Ort. Die Tat ereignete sich an einem katholischen Gymnasium im Badeort Saint-Jean-de-Luz an der Atlantikküste. Bei seiner Festnahme sagte der Junge, er sei "besessen" gewesen und habe "eine Stimme gehört".

In den vergangenen 40 Jahren gab es in Frankreich knapp ein Dutzend tödliche Angriffe auf Lehrer. Im Oktober 2020 sorgte die Tat eines Dschihadisten für Entsetzen, der den Lehrer Samuel Paty in einem Vorort von Paris enthauptet hatte.

kol/ju