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Frankreichs neuer Mega-Star: Adèle Haenel

Zweimal hintereinander hat sie den César, Frankreichs wichtigste Kinoauszeichnung, gewonnen. Jetzt schickt sich die erst 28-jährige Ausnahmeschauspielerin Adèle Haenel an, die Leinwände Europas und die der ganzen Welt zu erobern.

Von Thomas Lassonczyk

Sie ist keine dieser aalglatten Schönheiten, nach denen man sich auf dem Bürgersteig unvermittelt umblickt, kein Kurvenwunder, das ausschließlich auf visueller Ebene punkten kann, und auch kein Model, um das sich die Werbeagenturen der Parfüm-Industrie reißen. Ihre Attraktivität ist nicht an der Länge der Wimpern oder dem Schwung der Lippen festzumachen.

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Denn die Schönheit von Adéle Haenel ist kaum in Worte zu fassen. So viel aber kann man sagen: sie ist von unglaublich natürlicher Kraft und enormer Nachhaltigkeit. Ihre Landsleute haben die französische Schauspielerin, die am 1. Januar ihren 28. Geburtstag begeht, schon vor einigen Jahren in ihr Herz geschlossen. Denn Haenel macht bereits seit 2002 Filme, der erste, der auch in Deutschland zu sehen war, hieß “Water Lillies" (2007), In dem Coming-of-Age-Drama spielt sie die zwar noch junge, aber schon sehr erfahrene Floriane, Mitglied eines Synchronschwimmteams, die die ebenso hübsche wie unschuldige Marie in die Geheimnisse der Liebe einführt.

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Nach einem Ausflug als Prosituierte in ein Edelbordell (”Haus der Sünde", 2011, Regie: Bertrand Bonello) sorgte die in Paris geborene Tochter einer Lehrerin und eines österreichischen Übersetzers wenig später für einen doppelten Paukenschlag. Erst erhielt sie für ihren Auftritt als Maria in dem Familiendrama “Die unerschütterliche Liebe der Suzanne” 2014 den César (das französische Pendant zum Oscar) als beste Nebendarstellerin. Und nur ein Jahr darauf spielte Haenel die taffe und sehr selbstbewusste Madeleine, die einen schüchternen jungen Mann dazu überredet, an einem Überlebenstrainingscamp der Armee teilzunehmen.

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Diese Figur in der unkonventionellen Romanze “Liebe auf den ersten Schlag” brachte ihr erneut einen César, diesmal als beste Hauptdarstellerin, ein. Während in Frankreich die Menschen in Scharen ins Kino gehen, um “La Haenel” zu sehen, werden ihre Filme vom deutschen Publikum bisher weitgehend ignoriert. So brachte es etwa “Liebe auf den ersten Schlag” nicht einmal auf 10.000 Besucher. Das könnte sich jetzt ändern. Denn die Ausnahmeschauspielerin, die sicherlich das Zeug dazu hat, in die Fußstapfen einer Jeanne Moreau oder Fanny Ardant zu treten, ist aktuell gleich in zwei Filmen vertreten.

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Der eine heißt “Das unbekannte Mädchen", läuft seit dem 15. Dezember in den Kinos und ist der zehnte Film des hochdekorierten belgischen Regiebrüderpaares Jean-Pierre und Luc Dardenne. In dem kriminalistisch angehauchten Drama, das im Wettbewerb von Cannes Premiere feierte, begeistert Haenel als junge Ärztin, die sich nach dem Fund einer Frauenleiche auf eine außergewöhnliche Selbstfindungsreise begibt.

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Am 12. Januar kommt dann “Die Blumen von gestern" ins Kino, wo die Französin erstmals in einer deutschen Produktion zu bewundern ist. Als quirlige, ziemlich nervige Zazie wird sie dem Holocaust-Forscher Totila Blumen (Lars Eidinger) zur Seite gestellt, der sich gerade in einer schweren Lebenskrise befindet. Haenel spielt diese Zazie nicht nur mit einer umwerfenden Mischung aus Charme, (schwarzem) Humor und Energie, ihr eigenwilliges Deutsch mit betörendem französischem Akzent macht den von ihr verkörperten Charakter umso glaubwürdiger.

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Auch Lars Eidinger war voll des Lobes über seine Kollegin: “Bei Adéle hatte ich das Gefühl, dass ich mein weibliches Pendant gefunden habe. Wir ticken in Hinsicht auf die Schauspielerei beide sehr ähnlich.” Und Chris Kraus, der Regisseur von “Die Blumen von gestern”. erinnert sich: “Als ich Adèle vor drei Jahren kennen lernte, war sie eine aufsteigende Jungschauspielerin, nicht der französische Megastar von heute. Wir hatten großes Glück, dass sie aus persönlichen Gründen gerne in einem deutschen Film spielen wollte, um ihren eigenen deutsch-österreichischen Wurzeln nachzuspüren.”

Bilder: temperclayfilm (1), piffl (1), ddpImages (5)