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Frank Plasberg: "Niemand hätte im Sommer eine Corona-Sendung sehen wollen"

"Hart aber fair"-Gastgeber Frank Plasberg zog im Interview Bilanz: "Wir haben einige wichtige Sendungen hingestellt und hoffentlich hier und da Interessantes zu den großen gesellschaftlichen Diskursen beigetragen. Die ein oder andere Sendung war auch ein Griff ins Klo - aber das gehört dazu, wenn man fast jeden Montag dran ist." (Bild: 2017 Gisela Schober/Gisela Schober)

Haben die TV-Talks im Sommer und im Herbst zu lange einen Bogen um das Thema Corona gemacht? "Ja und nein", sagte ARD-Talker Frank Plasberg jetzt in einem Interview ...

"Ich bin genervt wie alle", antwortete ARD-Talker Frank Plasberg jetzt in einem Interview, gefragt zum Thema Corona: "Besonders wenn ich auf die Jugend blicke, der an den Schulen und an den Unis wieder ein Jahr geklaut wird. Oder auch beim Thema Pflege." Der "Hart aber fair"-Gastgeber betonte in dem Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau, dass er im Sommer durchaus geglaubt habe, dass Corona noch mal mit Wucht auch als Debattenthema zurückkommen würde. "Weil es unter anderem der jetzige SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach genau so prognostiziert hat - er steht auf der Liste der Experten, denen ich vertraue, ganz oben", so Plasberg.

Allerdings war es im Sommer und im Herbst in den Talks sehr lange relativ ruhig rund um das Thema Corona. Müssen sich nicht auch die Talkshow-Macher Vorwürfe gefallen lassen, zu lange einen Bogen um die kritische Lage gemacht zu haben? - "Ja und nein", antwortete Frank Plasberg im teleschau-Gespräch. "Die Warnungen der Experten waren da. Und wir haben sie vielleicht auch zu lange nicht thematisiert. Aber gefühlt war die Lage und die Stimmung in der Bevölkerung anders, entspannter - niemand hätte im Sommer eine Corona-Sendung sehen wollen." Das könne "man als Fernsehmacher auch nicht ignorieren", sagte Plasberg.

Frank Plasberg ist genervt. Von der Corona-Pandemie und all ihren Folgen, aber auch von den Impfgegnern: "Jeder, der glaubt, auf YouTube eigene Quellen erschlossen zu haben, und ein Facebook-Studium absolviert hat, meint, auf Augenhöhe mit einem Arzt über medizinische Themen sprechen zu können", sagte er jetzt in einem Interview.  (Bild: WDR / Stephan Pick)

"Wahl war eine gravierende, epochale Weichenstellung"

Natürlich waren im Sommer und im Herbst die öffentlichen Debatten über weite Strecken vom Bundestagswahlkampf geprägt. "Nicht gerade eine Kirmesveranstaltung, die man mal eben übergehen kann", wie Frank Plasberg unterstrich. "Diese Wahl war eine gravierende, epochale Weichenstellung - wir haben eine Regierungskonstellation, die es noch nie gab. Schon ein gewaltiges Thema für Talks, das über Wochen trägt."

Hinzukomme, dass aufgrund der Corona-Pandemie der Wahlkampf sowieso viel kürzer gewesen sei als sonst. "Unter dem Strich würde ich also sagen, dass die Gewichtung in den Talks angemessen war", bilanziert der ARD-Moderator. "Dass die Krise ausgerechnet während des Vakuums der Regierungsbildung mit derartiger Wucht zugeschlagen hat", meinte Plasberg, sei "mit Verlaub ein Scheiß-Timing" gewesen.

"Auf diese Wegstrecke bin ich wirklich stolz": Seit 2001 moderiert Frank Plasberg die Talkshow "hart aber fair", zunächst im Dritten Programm, später dann im Ersten. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)
"Auf diese Wegstrecke bin ich wirklich stolz": Seit 2001 moderiert Frank Plasberg die Talkshow "hart aber fair", zunächst im Dritten Programm, später dann im Ersten. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

"Kein Recht auf eigene Fakten"

Dass die TV-Talks in der gegenwärigen Krisensituation ungebrochenes Interesse finden, habe nach Frank Plasberg Einschätzung damit zu tun, dass diese Sendungen "Halt und Orientierung" böten. Inzwischen sei seine Sendung in einer Phase, in der es "hart zur Sache" gehe. Aber, so Plasberg, "wir wollen im gleichen Maß auch Informationen anbieten. Ansonsten versuchen wir, uns treu zu bleiben", versicherte der ARD-Mann, der sich in dem Gespräch auch mit der immer wieder geäußerten Kritik auseinandersetzte, die Talks seien nicht ausgewogen besetzt. "Die Kritik kenne ich, aber ich kann sie nicht bestätigen", erklärte der 64-Jährige im Interview. "Wir haben auch Verantwortung und wollen es mit der Show nicht übertreiben: Wer hätte was von einem Talk, in dem mit sogenannten alternativen Fakten argumentiert wird? Es gibt das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten."

Plasberg zog im Interview nach 20 Jahren "Hart aber fair" eine ehrliche Bilanz: "Auf diese Wegstrecke bin ich wirklich stolz", sagte er. "Wir haben einige wichtige Sendungen hingestellt und hoffentlich hier und da Interessantes zu den großen gesellschaftlichen Diskursen beigetragen. Die ein oder andere Sendung war auch ein Griff ins Klo - aber das gehört dazu, wenn man fast jeden Montag dran ist."

Die letzte "Hart aber fair"-Sendung des Jahres wurde am 13. Dezember ausgestrahlt. Frank Plasberg lädt nun zum Jahresabschluss noch einmal zur beinahe schon traditionellen Raterunde ein: Am Dienstag, 28. Dezember, 20.15 Uhr, steht "2021 - Das Quiz" auf dem Programm. Dafür wurden im Ersten ganze dreieinviertel Stunden Sendezeit freigeräumt. Er sei überzeugt, sagte Plasberg der teleschau, "die Menschen freuen sich über etwas Ablenkung zum Jahresende". "Hart aber fair" kehrt am Montag, 10. Januar, 21.00 Uhr, aus der Winterpause zurück.

"Für Unterhaltung muss Raum bleiben": Mit vier Prominenten als Rategäste lädt Frank Plasberg wieder ein. Kurz vor Silvester präsentiert er im Ersten den traditionellen Jahresrückblick zum Mitraten und Mitspielen. Florian Silbereisen will es bei "2021 - Das QuiZ" wissen: Zum ersten Mal tritt er gegen die wohl erfahrenste Rate-Crew im deutschen Fernsehen an. Kann er gegen Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Jan Josef Liefers bestehen? (Bild: SWR/ARD/WDR/Stephan Pick/Brand New Media/Montage Frey)