Florian Henckel von Donnersmarcks 'Werk ohne Autor' in Venedig - Der Anfang einer Erfolgsgeschichte?

Florian Henckel von Donnersmarck (rechts hinten) mit den Hauptdarstellern von “Werk ohne Autor”: Sebastian Koch (links), Paula Beer und Tom Schilling (Bild: The Walt Disney Company (Germany))
Florian Henckel von Donnersmarck (rechts hinten) mit den Hauptdarstellern von “Werk ohne Autor”: Sebastian Koch (links), Paula Beer und Tom Schilling (Bild: The Walt Disney Company (Germany))

Florian Henckel von Donnersmarcks “Werk ohne Autor” ist in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig eingeladen worden. Das Künstlerdrama verhandelt viele gewichtige Themen. Kann der Regisseur damit den Flop von “The Tourist” vergessen machen und an seinen Oscar-Hit “Das Leben der Anderen” anknüpfen?

Es riecht nach einem sensationellen Comeback. Der neue Film von Florian Henckel von Donnersmarck ist in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig eingeladen worden. Hier konkurriert “Werk ohne Autor” gegen 20 weitere Beiträge. Ob sich der erste Spielfilm des Regisseurs nach acht Jahren gegen die zum Teil beachtliche Konkurrenz behaupten werden wird, ist derzeit noch nebensächlich. Die Aufnahme in die Wettbewerbssektion eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt ist schon ein Achtungserfolg. Entsprechend groß ist die Freude des 45-Jährigen, der nach Bekanntgabe der Wettbewerbsfilme in einem Statement glücklich ausrief: “Viva Venezia!”

Was lange währt, wird endlich gut?

Dabei sah “Werk ohne Autor” lange Zeit nach einem problemgeplagten Film aus. Das Künstlerdrama sollte schon im Herbst 2017 in den Kinos starten, wird dann aber aus dem Programm genommen und auf unbestimmte Zeit verschoben. Dann legt sich der Verleih Disney auf den 4. Oktober dieses Jahres fest, um sich letztlich doch für den 3. Oktober zu entscheiden. Das Hin und Her erweckt den Eindruck, als habe der Film so manchem Verantwortlichen so manche Sorgen bereitet. Dabei bietet er doch nahezu alles, was ihn zur Nachfolge von Henckel von Donnersmarcks größtem Erfolg prädestiniert.

Tom Schilling als leidgeprüfter Maler in “Werk ohne Autor” (Bild: The Walt Disney Company (Germany))
Tom Schilling als leidgeprüfter Maler in “Werk ohne Autor” (Bild: The Walt Disney Company (Germany))

Wie zu “Das Leben der Anderen” schreibt Henckel von Donnersmarck auch zu “Werk ohne Autor” selbst das Drehbuch. Wie mit seinem Erstling lässt er sich auch für seinen dritten Spielfilm lange Zeit für die Umsetzung seiner Ideen. Wieder ist Sebastian Koch in einer tragenden Rolle zu sehen, der erneut von einigen der besten Schauspielern des deutschen Kinos umgeben ist. Auch die Motive und Themen in “Werk ohne Autor” sind mit denen des Stasi-Dramas verwandt. Erneut steht ein Künstler im Mittelpunkt der Erzählung, der in Abhängigkeit von der Zeit agiert, in der er lebt. Wieder geht es um den Konflikt zwischen West- und Ostdeutschland und – damit zusammenhängend – den Konflikt zwischen Individuum und Staat, zwischen Freiheit und Repressionen. Wieder findet der leidgeprüfte Künstler Halt in der Liebe.

Ein Künstler in vielen Zeiten

“Werk ohne Autor” soll von wahren Begebenheiten inspiriert sein. Vor dem Hintergrund mehrerer Epochen erzählt Henckel von Donnersmarck darin die Lebensgeschichte des Malers Kurt Barnert (Tom Schilling), der mitten in Chaos und Zerstörung des Zweiten Weltkrieges geboren wird. Seine Jugend verbringt Kurt zunächst in der sowjetischen Besatzungszone, dann in der DDR. Er flieht zwar nach West-Deutschland, die Dämonen der Vergangenheit wird er hier aber nicht los. Erinnerungen an traumatische Erfahrungen machen ihm zu schaffen. Erst durch die Begegnung mit der Studentin Elisabeth May (Paula Beer) findet er zu sich selbst. Davon profitiert auch seine Kunst. Kurt verarbeitet seine Traumata in seinen Bildern, die zum Ausdruck einer ganzen Generation werden. Doch einer hat was gegen die Arbeit des jungen Künstlers. Elis Vater, der Professor Carl Seebad (Sebastian Koch), fürchtet, dass durch Kurts Bilder seine schuldhafte Verstrickung in der Vergangenheit ans Tageslicht kommen könnte.

Sebastian Koch drehte mit Florian Henckel von Donnersmarck schon das Stasi-Drama “Das Leben der Anderen”. Hier in einer Szene aus “Werk ohne Autor” (Bild: The Walt Disney Company (Germany))
Sebastian Koch drehte mit Florian Henckel von Donnersmarck schon das Stasi-Drama “Das Leben der Anderen”. Hier in einer Szene aus “Werk ohne Autor” (Bild: The Walt Disney Company (Germany))

Der Inhalt erweckt den Eindruck, als wollte Henckel von Donnersmarck in sein Künstlerdrama alle jene gewichtigen Themen packen, an denen sich deutsche Künstler, Literaten und Filmemacher seit Generationen abarbeiten – angefangen mit den Nazi- und SED-Regimen über das Verhältnis von Kunst und Diktatur bis hin zur nicht bewältigten Entnazifizierung Deutschlands. Dass sich der Filmemacher mit dem Stoff nicht verhoben hat, dafür spricht die Einladung nach Venedig – das Festival setzt immerhin ein Mindestmaß an Qualität voraus. Henckel von Donnersmarck war nach dem mit dem Fremdsprachen-Oscar und vielen weiteren Preisen ausgezeichneten Stasi-Drama “Das Leben der Anderen” tief gefallen. Zwar ging er bald dem Sensationserfolg nach Hollywood, doch mit der Agenten-Komödie “The Tourist” drehte er einen Flop. Mit “Werk ohne Autor” hat er nun die Chance, neu durchzustarten. Den ersten Schritt für einen erneuten Siegeszug durch diverse Festival- und Filmpreise hat er mit Venedig schon getan.