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Filmreifer Sexismus eines unreifen Kritikers: Lara Croft hat Besseres verdient

Sie ist die neue Lara Croft: Alicia Vikander. (Bild: Warner Bros.)
Sie ist die neue Lara Croft: Alicia Vikander. (Bild: Warner Bros.)

Als Cineast blutet einem das Herz, wenn man sowas lesen muss. Ein Filmkritiker der US-News-Seite The Philly Voice hat in einer Rezension den neuen “Tomb Raider”-Film mit Alicia Vikander zerrissen. An sich kein Problem – wenn nur nicht seine Fixierung auf Vikanders Körper ein Grund für seinen Verriss gewesen wäre.

Eine Kolumne von Carlos Corbelle

In seiner Kritik vergleicht der Philly Voice-Autor Jerome Maida den aktuelle Lara Croft-Star Alicia Vikander mit Angelina Jolie, die bereits vor Jahren den Part der toughen Abenteurerin aus der gleichnamigen Videospiel-Vorlage gespielt hatte. Vikander zieht dabei den Kürzeren, weil sie keinerlei Sex-Appeal besitze und zudem wie 16 aussehe. Und jetzt kommt’s: “Berücksichtigt man dann noch die fehlenden Kurven, hätte Warner Brothers auch gleich das Geschlecht ändern und einen Film namens “Luke Croft” daraus machen können.” Abschließend schreibt er: “Solch eine Austauschbarkeit stärkt nicht gerade die Rolle von Frauen.”

Derart pubertäre Argumente sind einer Filmkritik nicht würdig. Besonders kurios ist es, von “empowering” zu sprechen, wenn man zwei Sätze zuvor die Heldin des Films auf ihre “fehlenden Kurven” reduziert hat – statt sich zu fragen, ob Lara Croft in der neuen Verfilmung mehr als nur ein Lustobjekt für das Zuschauerauge ist und somit auch einen künstlerischen Wert hat. Den Film in der Luft zu zerreissen, ist sein gutes Recht. Seine sexistischen Maßstäbe zur Beurteilung des Films sagen aber mehr über ihn selbst als über Lara Croft aus.

“Die Arbeit des Kritikers ist in vielerlei Hinsicht eine leichte”, hieß es einst am Ende des klugen Animationsfilms “Ratatouillle”. “Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten.” Weise Worte, die sich auch Jerome Maida zu Herzen nehmen sollte. Schließlich verdienen schlechte Filme keine gute Kritik – aber einen guten Kritiker.

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