Filmkritik: "Warcraft: The Beginning" - Dicke Muskeln, wenig Hirn

Computer- und Videospiel-Verfilmungen sind in Hollywood derzeit angesagt, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das wohl beliebteste Rollenspiel der Welt, “World of Warcraft”, das Licht der Leinwand erblickt. Was lange währt - kann extrem in die Hose gehen. Denn “Warcraft - The Beginning” bietet zwar spektakuläre Schlachtszenen und gelungene Special Effects, krankt jedoch an einer wenig originellen und vorhersehbaren Handlung, blutleeren Charakteren und stereotypen Konflikten. Angesichts dieses Machwerks kann man den Beititel ‘Beginning’ nicht anders als Drohung verstehen. Bitte nichts mehr davon.

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Der Inhalt

Wie im Fantasy- und Science-Fiction-Genre üblich geht es auch in “Warcraft: The Beginning” um einen Konflikt zwischen zwei gegensätzlichen Welten. Auf der einen Seite steht das Reich der Menschen, Azeroth, auf der anderen die Heimat der Orks, Draenor. Als die Welt der Orks zerstört wird, sehen sie sich gezwungen, Azeroth zu überfallen und die Menschen zu vernichten. Durch ein Portal, das beide Welten miteinander verbindet, gelangen sie nach Azeroth. Doch die Menschen sind nicht bereit, ihre Welt kampflos aufzugeben. Unter der Führung ihres Königs Llane Wrynn (Dominic Cooper), des erfahrenen Feldherren Anduin Lothar (Travis Fimmel) und des Wächters Medivh (Ben Foster) formt sich eine entschlossene Allianz gegen die Bedrohung.

Die Vorlage

Das Online-Rollenspiel “World of Warcraft” gehört zu den erfolgreichsten Computerspielen aller Zeiten. 2004 veröffentlicht, beläuft sich sein Umsatz mittlerweile bei weit über zehn Milliarden US-Dollar. Der Markt für die Verfilmung ist also riesengroß. Ob allerdings die Fangemeinde allein genügt, damit der Film seine hohen Produktionskosten einspielt, das bleibt abzuwarten. Begeistert von dem handelsüblichen Fantasy-Spektakel, das lieber auf Action und Effekte setzt, als sich um den Geist der Vorlage zu kümmern, werden sie jedenfalls kaum sein.

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Die Darsteller

Zu den interessanteren Figuren in “Warcraft” gehört General Anduin Lothar, den Travis Fimmel zunächst als gewitzten Swashbuckler-Charakter anlegt, der sich bald als großer Krieger entpuppt. Fimmel ist eine gute Wahl für die Rolle, da sie an seine Figur in der kanadisch-irischen Serie “Vikings” anknüpft. Auf verlorenem Posten stehen dagegen Ben Foster als Magier Medivh und Paula Patton in der Rolle Garonas. Dass Foster mehr drauf hat, als finster dreinzuschauen, hat der US-Schauspieler zuletzt als Lance Armstrong in dem Biopic “The Program - Um jeden Preis” bewiesen. “Mission: Impossible - Phantom Protokoll”-Darstellerin Patton pendelt als Zwitterwesen aus Ork und Mensch nicht nur zwischen den verfeindeten Parteien, auch dramaturgisch bewegt sich ihr Charakter auf dünnem Eis.

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Der Regisseur

Mit Duncan Jones saß bei “Warcraft: The Beginning” ein verdienter Regisseur auf dem Regiestuhl. Der Sohn des kürzlich verstorbenen Musikers David Bowie hat 2010 mit dem Science-Fiction-Drama “Moon” seinen großen Durchbruch. Zwei Jahre später zeigt er mit dem Sci-Fi-Thriller “Source Code” erneut, dass er zu den vielversprechendsten jungen Regisseuren Hollywoods gehört. Fantastische Stoffe schienen sein Metier zu sein, mit seinem dritten Spielfilm gerät er jedoch ins Räderwerk einer großen Blockbuster-Produktion, ohne auch nur ansatzweise sein erzählerisches Talent entfalten zu können. Man kann nur hoffen, dass er mit seinem nächsten Projekt, dem Mystery-Thriller “Mute”, wieder zu sich selbst findet.

Kinostart: 26. Juni 2016

(Bilder: Universal Pictures International)