Filmkritik: "Money Monster" - starker Thriller, schwache Satire

Bühne der Eitelkeiten

Dass seine Sendung einmal eine solche Wendung nehmen würde, das hätte sich Lee Gates (George Clooney) nie träumen lassen. Der TV-Moderator und Finanzexperte gibt in seiner Börsen-Show “Money Monster” Tipps für Finanzanlagen, seine Botschaften macht er dem Publikum mit lächerlichen Show- und Tanzeinlagen sowie diversen optischen und akustischen Gimmicks schmackhaft. Zu den arglosen und vertrauensseligen Zuschauern gehört auch Kyle Budwell (Jack O'Connell). Als der Lastwagenfahrer wegen Gates seine gesamten Ersparnisse verliert, hat er genug von der Farce.

Kurzerhand taucht der junge Mann im Studio auf, nimmt den Moderator zur Geisel, schnallt ihm eine Bombe um den Körper und droht, ihn vor laufenden Kameras zu töten, wenn er nicht die richtigen Antworten auf seine Fragen bekommt. Während Gates um sein Leben bangt, arbeitet seine Produzentin Patty Fenn (Julia Roberts) im Hintergrund eifrig an einem Plan, wie sie ihren Kollegen aus der brenzligen Situation befreien kann. Über einem Ohrknopf steht sie mit Gates in ständigem Kontakt.

image

Kritik an der US-Medienbranche

Mit “Money Monster” legt Oscar-Preisträgerin Jodie Foster ihre vierte und bislang kritischste Regiearbeit vor. Zum ersten Mal arbeitet sie mit George Clooney zusammen, mit dem sie vor allem dessen Skepsis gegenüber den Medien teilt. Am Beispiel Lee Gates’ und der Titel gebenden Sendung zeigen Foster und Clooney die US-Fernsehlandschaft von ihrer schlimmsten Seite: Es ist eine oberflächliche und menschenverachtende Branche, in der eitle und zynische Menschen ihr Handwerk ausüben.

So medienkritisch Foster mit dem Fokus auf Clooneys Figur und ihre schrill-bunte Sendung auch ist, so widersprüchlich fällt ihre Haltung mit Blick auf Julia Roberts’ Produzentin aus. ‘Wir sind schließlich keine Journalisten’, rechtfertigt Patty einmal den fragwürdigen Charakter ihrer Show. Um dann doch im Zuge der Rettungsaktion eine investigative Kompetenz an den Tag zu legen, bei der jeder 'echte’ Journalist vor Neid erblassen würde. In der Person Pattys offenbaren sich Gewissenhaftigkeit, handwerkliches Geschick und Charakterstärke, die Foster den Medien und ihren Vertretern eigentlich absprechen wollte.

image

Spannend von Anfang bis Ende

Wenig differenziert ist “Money Monster” auch mit seiner Spitze gegen die Finanzwelt. Wie kürzlich Adam McKay mit “The Big Short” will auch Foster die Raubtiermentalität in der Wirtschaft anprangert, doch während McKay auf das System zielt, weist Foster das Problem eher als individuelles Versagen aus. Da hilft auch nicht, dass sich ein böser Fondsmanager am Ende von seiner Schuld mit dem Hinweis freizusprechen versucht, dass die Art seines Handelns in der Branche gang und gäbe sei. Er ist der faule Apfel, der aussortiert gehört.

Mag “Money Monster” als 'politischer’ Film scheitern, so funktioniert er als Thriller bestens - auch wenn Foster die eingefahrenen Bahnen des Genres nie verlässt. Während sich der aalglatte Moderator allmählich als doch recht netter Menschen entpuppt und auch der kleine Wutbürger mit seinen großen Schicksalsschlägen die Herzen der Zuschauer gewinnt, zieht Foster die Spannungsschraube immer weiter an. Mit Erfolg. Denn spannend und mitreißend und unterhaltsam ist “Money Monster” bis zur letzten Minute.

Kinostart: 26. Mai 2016

(Bilder: Sony Pictures)