Filmkritik: "Elliot, der Drache" - Gelungene Neuauflage eines Disney-Klassikers

Am Anfang dieses zauberhaften Kinderfilms steht eine traumatische Erfahrung des kleinen Pete (Oakes Fegley), der seine Eltern bei einem tragischen Autounfall verliert. Der Junge überlebt und kommt in die Obhut eines in den Wäldern lebenden Drachen. Die beiden werden Freunde, bis Pete von der Försterin Grace (Bryce Dallas Howard) entdeckt und in die Zivilisation gebracht wird. Es dauert nicht lange, bis auch Drache Elliot auffliegt. Doch nicht alle Menschen sind dem fliegenden und Feuer spuckenden Wesen freundlich gesonnen.

Böse Menschen, gute Monster

“Elliot, der Drache” mag ein Remake des 1977 entstandenen Disney-Films “Elliott - Das Schmunzelmonster” sein, die stilistischen und weltanschaulichen Wurzeln des Märchenfilms sind jedoch woanders zu gelagert. Der Konflikt etwa zwischen der Gefühlskälte geldgieriger und ruhmsüchtiger Menschen und einem Wesen, das menschlicher ist als die vermeintlich Vernunft-geleitete Spezies, erinnert an sozialkritische Kultfilme wie “King Kong und die weiße Frau” und “Frankenstein”.

Andererseits ist David Lowery, der mit dem Indie-Gangster-Drama “The Saints - Sie kannten kein Gesetz” bekannt wurde, weniger zynisch als die Macher der berühmten Vorbilder. Sein Blick auf die Menschen ist versöhnlicher, weshalb er ihre moralischen Entgleisungen als vorübergehende Verirrung ausweist. Karl Urbans Holzfäller ist so ein verirrter Charakter, dass der Mann im Grunde doch ein recht Lieber ist, daran lässt Lowery keinen Zweifel.

Hommage an “E.T. - Der Außerirdische”

Mit seiner im besten Sinne naiven Weltsicht ist Lowery denn auch näher an Steven Spielberg dran, dessen großen Sci-Fi-Klassiker “E.T. - Der Außerirdische” zum Beispiel er rauf und runter zitiert. Nicht umsonst ist “Elliot” in der Dekade angesiedelt, in der sich einst auch Spielbergs herzensguter Alien verloren hatte. Und wenn einige Lausebengel in einer kurzen Szene auf BMX-Rädern die Gegend unsicher machen, wartet man nur darauf, dass sie gen Himmel abheben.

Wie Spielberg schaut auch Lowery auf die Welt mit Kinderaugen. Das Fantastische und Imaginierte hat hier ebenso Platz wie alles Sinnliche. Dass man Robert Redford als alten Märchenerzähler besetzt hat, ist die wohl schönste Überraschung dieses rundum gelungenen Films. Für den Oscar-Preisträger war die Rolle eine Herzensangelegenheit, das Erzählen und das Hören von Geschichten gehörte zum wesentlichen Bestandteil seiner von Armut geprägten Kindheit und formte einst seinen Wunsch, Künstler zu werden.

Kinostart: 25. August 2016

(Bilder: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany)