Filme wider den rechten Wahnsinn

Aktuell beschäftigen sich gerade mindestens vier Kinowerke mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus. Und hoffentlich folgen noch viele weitere mehr. Denn vor den Schrecken des Nazi-Terrors kann man nur immer und immer wieder mahnen.

Von Thomas Lassonczyk

Wenn man viel und oft ins Kino geht, dann stolpert man zwangsläufig darüber, dass ein und dasselbe Thema immer wieder in Filmen aufgegriffen wird. Dazu gehört in Deutschland in jedem Fall unsere dunkle Vergangenheit, der Nationalsozialismus. Und dann stellt man sich durchaus zuweilen die Frage:

Muss es denn schon wieder eine Parodie über Adolf Hitler sein (”Er ist wieder da"), muss man denn die letzten Tage des Diktators unbedingt noch einmal Revue passieren lassen (“Der Untergang”) und wollen wir wirklich wissen, wie Ausländer unsere deutsche Geschichte aufarbeiten (“Inglourious Basterds”)? Die Antwort darauf fällt ebenso klar wie eindeutig aus: Man muss. In Zeiten des aufkeimenden Rechtsradikalismus, in denen Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung gegenüber Minderheiten geschürt werden, ist es zwingend notwendig, immer und immer wieder mit den Gräueltaten, die Hitler-Deutschland an der Menschheit verübt hat, konfrontiert zu werden. Das ist umso wichtiger, weil es rund 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kaum noch Zeitzeugen gibt, die über die Schrecken des Nazi-Terrors berichten und somit einen Beitrag dazu leisten können, dass so etwas Schreckliches nie wieder passieren kann. Gerade für die junge Generation, die den Nationalsozialismus allenfalls aus den Schulbüchern kennt, ist das Kino die ideale Möglichkeit, sich zu informieren und Wissen anzueignen. Das hat erfreulicherweise bei den meisten Filmen nichts mit trockenem Geschichtsunterricht zu tun, denn schließlich ist es nicht verboten, dem Publikum heikle Themen auf unterhaltsame Art und Weise näher zu bringen.

Aktuelles Beispiel ist “Allied - Vertraute Fremde” von “Forrest Gump”-Regisseur Robert Zemeckis, der am 22. Dezember in die Kinos kommt. Darin geht es um den kanadischen Spion Max, der im Marokko während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit seiner französischen Kollegin Marianne den deutschen Botschafter ausschalten soll. Es kommt wie es kommen muss, die beiden verlieben sich, bekommen ein Kind und ziehen gemeinsam nach London. Doch dann erhält Max eine Information, die ihn an seinen echten Gefühlen zu Marianne zweifeln lässt. “Allied” ist eine Art Hommage an den Klassiker “Casablanca”, ein romantisches Liebes- und Intrigenspiel mit Thriller-Elementen und den beiden Superstars Brad Pitt und Marion Cotillard in den Hauptrollen. Einen ganz anderen Zugang zum Thema findet der deutsche Filmemacher Chris Kraus (“Poll”, “Vier Minuten”).

“Die Blumen von gestern” (Kinostart: 12. Januar) spielt im Hier und Jetzt und handelt von dem Holocaust-Forscher Totila Blumen (Lars Eidinger), der sich in einer schweren Lebenskrise befindet. Aber dann wird ihm eine junge quirlige Französin als Assistentin zur Seite gestellt, die sein Dasein von nun an gehörig durcheinander wirbelt. Chris Kraus hat seinen Film bewusst als (schwarze) Komödie angelegt, er sagt: “Wir leben in einer Zeit, in der man dem rechten Wahnsinn mit allen Mitteln die Stirn bieten muss, warum also nicht mit Mitteln anarchischer Fröhlichkeit?” Als klassisches Drama hat dagegen Vincent Perez seine Neuverfilmung des Romans von Hans Fallada angelegt:

“Jeder stirbt für sich allein” erzählt von einem Arbeiterehepaar (Emma Thompson und Brendan Gleeson), das im Berlin des Jahres 1940 auf ganz eigene Art Widerstand gegen Hitler leistet. In der Rolle des Gestapo-Kommissars brilliert Daniel Brühl, der bereits in Quentin Tarantinos “Inglourious Basterds” in die Nazi-Uniform geschlüpft war. Leider ist “Jeder stirbt für sich allein” in den Kinos gefloppt, aber in Kürze ist er als VoD zu haben. Übrigens:

Daniel Brühl ist auch an der Seite von Jessica Chastain in “Die Frau des Zoodirektors” zu sehen. Das Drama, das am 11. Mai 2017 in die Kinos kommt, handelt von einer spektakulären Rettungsaktion von mehr als 300 Juden im Warschauer Zoo während des Zweiten Weltkriegs. Vier Filme wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten - und doch eint sie ein Ziel: sie alle plädieren dafür, dass sich die Schrecken des Nazi-Terrors niemals wiederholen.

Bilder: Constantin (1), piffl (1), x Verleih (1) ddpImages (2)