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Feminismus 2.0: TV-Doku zeigt, was Frauen in den USA auf die Straßen treibt

Initiatorinnen großer sozialer Bewegungen schildern in der Doku "Frauenprotest und Widerstand - Kampf für ein neues Amerika" (Freitag, 5. März, 12.00 Uhr, ZDFinfo) ihr Erwachen. Für viele Frauen war die Amtseinführung Donald Trumps der Anlass, beim "Women's March" zu demonstrieren. (Bild: ZDF / Victoria Pickering)
Initiatorinnen großer sozialer Bewegungen schildern in der Doku "Frauenprotest und Widerstand - Kampf für ein neues Amerika" (Freitag, 5. März, 12.00 Uhr, ZDFinfo) ihr Erwachen. Für viele Frauen war die Amtseinführung Donald Trumps der Anlass, beim "Women's March" zu demonstrieren. (Bild: ZDF / Victoria Pickering)

Die Feministinnen des 20. Jahrhunderts erstritten ein Frauenrecht nach dem anderen - und dennoch herrscht bis heute Ungleichheit. In der ZDFinfo-Dokumentation "Frauenprotest und Widerstand - Kampf für ein neues Amerika" kommen Aktivistinnen aus den USA zu Wort, die progressive Bewegungen anführen.

Die Idee zur größten eintägigen Demonstration in der Geschichte der USA entstand im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht - auch wenn sie in der Form noch nicht geplant war. Am 9. November 2016 wurde mit Donald Trump ein Mann zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, der sich in seinen Reden nicht nur polarisierend und, wie ihm Kritiker vorwerfen, rassistisch, sondern oftmals auch sexistisch äußerte. Am Tag seiner Amtseinführung, am 21. Januar 2017, säumten weit über 500.000 Frauen die Straßen in Washington DC. Landesweit gingen über eine Million beim "Women's March" gegen Ungleichheit und sexuelle Belästigung auf die Straße. Trumps Amtsantritt war die Initialzündung für einen neuen Feminismus in den USA, dem sich die ZDFinfo-Dokumentation "Frauenprotest und Widerstand - Kampf für ein neues Amerika" (Freitag, 5. März, 12.00 Uhr, ZDFinfo) widmet.

"Dieses Land ändert sich. Und jetzt haben wir die Chance, es richtigzumachen", drückt Alicia Garza, Mitbegründerin von "Black Lives Matter", den neuen revolutionären Geist im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten aus. Bewegungen wie "MeToo", "Time's Up", "Black Lives Matter" entstanden: Es liegt ein Wandel in der Luft, und soziale Missstände sind dessen Ursache. Nach dem für den Feminismus so erfolgreichen 20. Jahrhundert, in dem die Vorreiterinnen der heutigen Aktivistinnen Recht um Recht erstritten, schlich sich bei vielen das trügerische Gefühl ein, es sei schon alles erreicht. Doch aktuell lodert wieder ein Feuer. Dem vielschichtigen Thema entsprechend kommen in der mit 45 Minuten Laufzeit recht knapp bemessenen Doku von Sara Wolitzky Frauen aus unterschiedlichstem Umfeld und diversen progressiven Bewegungen sowie zu Wort.

Der Hashtag #metoo ging um die Welt - doch es blieb nicht beim digitalen Protest. Im Zuge der "MeToo"-Debatte positionierten sich Frauen in Protestmärschen gegen sexuelle Übergriffe. (Bild: ZDF / Joshua Lott / ACLU)
Der Hashtag #metoo ging um die Welt - doch es blieb nicht beim digitalen Protest. Im Zuge der "MeToo"-Debatte positionierten sich Frauen in Protestmärschen gegen sexuelle Übergriffe. (Bild: ZDF / Joshua Lott / ACLU)

Prominente Stimmen von Shonda Rhimes und Natalie Portman

Unter anderem berichten die Investigativ-Journalistinnen Jodi Kantor und Meghan Twohey über den Missbrauchsskandal um Harvey Weinstein, die Aktivistin und Co-Vorsitzende des "Women's March" Linda Sarsour über den Erfolg der Demos und die Mitbegründerinnen von "Black Lives Matter", Alicia Garza und Patrisse Cullors über eine junge, sensibilisierte Generation. Mit Schauspielerin Natalie Portman ist gar ein echter Hollywoodstar zu hören und mit Shonda Rhimes eine der erfolgreichsten Showrunnerinnen der Welt.

Letztere darf stellvertretend für das eingeforderte weibliche Selbstbewusstsein stehen. Rhimes' Werke brachten dem Network ABC mit gefeierten Dramaserien wie "Scandal" oder Dauerbrenner "Grey's Anatomy" über zwei Milliarden Dollar ein, und sie schloss anschließend mit dem Streamingdienst Netflix einen Mega-Deal ab. Dass dieser Schritt medial solch eine Aufmerksamkeit erfahren würde, war ihr nicht klar. "Es ist wichtig, dass Frauen sich ihrer Macht, Leistungen und Gehälter bewusst sind", stellt sie klar. Wie die nach eigenen Aussagen nun bestverdienende Showrunnerin der Welt in einer stolzen Rede ausdrückte, wird es Zeit, dass Frauen mehr prahlen - und das nicht den Männern überlassen.

Auch die Vertreterinnen der "Domestic Workers Alliance" streiten um die Freiheit für alle. (Bild: ZDF / The National Domestic Workers Alliance / Othello Banaci)
Auch die Vertreterinnen der "Domestic Workers Alliance" streiten um die Freiheit für alle. (Bild: ZDF / The National Domestic Workers Alliance / Othello Banaci)

Ein bisschen Pathos darf es schon sein

Echte Gleichheit würde ohnehin erst herrschen "wenn ich keine schwarze Showrunnerin mehr bin, sondern eine Showrunnerin", erklärt Shonda Rhimes zur Berichterstattung über den Netflix-Deal. Was die 51-jährige Afroamerikanerin hier andeutet, untermauert die informative Doku anhand vieler Beispiele: Feminismus und Anti-Rassismus gehen heute Hand in Hand. Der neue Feminismus ist inklusiver, vielfältiger und bunter als der seiner Urmütter, die teils noch selbst Rassistinnen waren. Und auch wenn die Aktivistinnen durch die geschlechtliche Diskriminierung geeint werden, haben sie durch ihre Herkunft ganz unterschiedliche Voraussetzungen: Während weiße Mittelschichtlerinnen Trumps' Wahl 2016 als Schock wahrnahmen, und als Anstoß, aktiv zu werden, gibt es Viertel, in denen schwarze Mütter Angst um das Leben ihrer Söhne haben müssen.

Aber auch wenn es für Hillary Clinton vor gut vier Jahren nicht gereicht hat, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die erste Präsidentin die Geschicke der USA lenkt. Der Anfang scheint gemacht. Im Jahr nach der Amtseinführung Donald Trumps haben 20.000 Frauen für Ämter kandidiert, im Kleinen in Schulbehörden ebenso, wie im Kongress und im US-Senat. Junge Politikerinnen wie Alexandra Ocasio-Cortez avancierten zu Polit-Stars. "Wir sind nicht fertig damit, dieses Land in das zu verwandeln, was es immer versprochen hat, zu sein", so Alicia Garza, Mitbegründerin von "BLM". Ein bisschen Pathos hat noch keiner Revolution geschadet.