Der Favorit zeigt im Finale Nerven, die Zirkusprinzessin nicht: Lili Paul-Roncalli gewinnt "Let's Dance"

Keine Neuauflage des Pascal-Hens-Effekts: Mit perfekter Körperbeherrschung gewinnt die showerfahrene Artistin Lili Paul-Roncalli eine ganz besondere "Let's Dance"-Staffel. Klettersportler Moritz Hans, der gefeierte "Underdog" der Staffel, wird Zweiter, Sänger und Zuschauerliebling Luca Hänni Dritter.

Vollendete, seit früher Kindheit hart trainierte Eleganz hat Lili Paul-Roncalli den Weg zum Tanzpokal geebnet. Mit erstaunlicher Kontinuität tanzte sie sich in der Staffel 2020 an der Seite von "Let's Dance"-Urgestein Massimo Sinató zum Sieg. Auf die Leistung der Akrobatin war stets Verlass, ebenso auf die Begeisterung der Jury und den Zuspruch des Publikums.

Nach dem spektakulären Freestyle zu Musicalsongs aus "Aladdin" bescheinigte ihr Jorge González "moderne Sexyness": "Du bist schüchtern, mysteriös und total kraftvoll in deiner eigenen Lili-Welt." - "Jede, die mit Massimo tanzt, hat Stress", ergänzte Motsi Mabuse: "Du hast Kontrolle über deinen Körper und zwingst dich nicht, sexy zu sein - du bist es einfach." Oder, wie Partner Sinató abseits des Fachlichen resümiert: "Lili ist einfach zuckersüß, bescheiden und zum Knuddeln."

Seit 2016, dem Jahr, in dem Moderatorin Victoria Swarovski den Titel holte, ist sie nach Gil Ofarim, Ingolf Lück und Pascal Hens zudem der erste weibliche "Dancing Star". Für Sinató, der seit 2010 bei "Let's Dance" tanzt, war es bereits die sechste Finalteilnahme und der zweite Sieg. Gleich seine erste Staffel gewann er mit Sophia Thomalla.

Luca Hänni und Christina Luft bleiben das "Leider-nur-Tanzpaar"

Der Star des Zirkus Roncalli hat also bis zum Schluss geliefert. Den bunteren Unterhaltungseffekt, emotionale Achterbahnen und Social Media-Gesprächsstoff boten andere. So wird "Chili Lilli" (González) im Internet einiges über angebliche "Sieger der Herzen" lesen müssen.

Und in der Tat bestachen ihre Finalkonkurrenten Moritz Hans und Luca Hänni vor allem mit jungenhaftem Charme, sympathischen Höhen und Tiefen - und lässigem Humor. Während "Underdog" Hans unter der "russischen Peitsche" von Renata Lusin eine beeindruckende Entwicklung vom "Klettermax zur Tanzmaus" (Hans) durchlief und mittlerweile regelrecht "von innen leuchtet" (Mabuse), überzeugte der "schnellste Schweizer aller Zeiten" (Joachim Llambi) Hänni nicht nur durch Musikalität und Rhythmusgefühl, sondern auch geballte Chemie mit Tanzpartnerin Christina Luft.

Galt das "Leider-nur-Tanzpaar" (Netzkonsens: "Ihr seid so süß - küsst euch endlich!") im Halbfinale noch als Top-Favoriten, leistete sich Hänni im Finale in der Salsa laut Llambi "Ladehemmung" sowie zum Entsetzen des Oberjurors Fehler im Quickstep. Die Folge: Platz 3 und schwindende Hoffnung auf eine öffentliche Liebeserklärung.

"Let's Dance"-Jury lobt: das qualitativ "beste Finale aller Zeiten"

Das packende und laut Jury qualitativ "beste Finale aller Zeiten" mit so vielen Punkten wie noch nie setzt den Schlusspunkt unter eine ganz besondere Staffel, die zeitgleich mit dem Beginn der Corona-Krise startete. Ohne Publikum und mit massiven Einschränkungen in der Produktion "war sie uns Freude und Verpflichtung zugleich", so das Fazit von Daniel Hartwich.

Nostalgisch wurde das finale Wiedersehen mit den ausgeschiedenen Kandidaten von Überraschungs-Tanzdarling Martin Klempnow über Wendlerin Laura Müller ("Ich bin immer noch verlobt") bis hin zu Ilka Bessin, die diesmal Knieschmerzen am Tanzen hinderten.

Berührend auch die Rumba von Motsi Mabuse und Ehemann Evgenij Voznyuk zu Pietro Lombardis live performten Song "Kämpferherz". Doch dafür, dass es nie zu sentimental wurde, sorgte auch im Finale Jorge González mit seinem Outfit - einer Teletubby-ähnlichen Kopfkonstruktion, die im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Rahmen fiel und einen Twitter-User beständig animierte, einen "Ball hindurchzuwerfen".

Und so war der Abschied von einer weiteren Auflage der wunderbar eskapistischen und gleichzeitig so dies - wie abseitigen Show schmerzlich: Ganz ähnlich, wie sie auch der vielfach als "Sieger der Herzen" titulierte Moritz Hans erfahren hat, der nun eine Zweitkarriere als Turniertänzer ins Auge fasst: "Ich hätte nie gedacht, dass mir diese glänzende, kitschige und schöne neue Tanzwelt so gefallen würde."