Fashion-Fragezeichen 2018: Was sollte das denn?!

Donatella Versace sagte einst: “Mode hat im Grunde nur eine praktische Funktion: uns großartig aussehen zu lassen.” Dumm nur, dass das manchmal auch gehörig schiefgehen kann: weil der Trend nicht verstanden wurde zum Beispiel, die Welt noch nicht bereit dafür war – oder Designer schlichtweg keinen Gedanken daran verschwendete, dass sein Entwurf vielleicht auch falsch aufgefasst werden könnte. Von politischen Totalausfällen bis zum Augen aufreißenden “Häh?”-Moment: Fashion-Items vom Laufsteg und aus den Onlineshops, die wir definitiv im Gedächtnis behalten werden

“Whaaaaat?” Manche Ideen der Mode-Designer lassen uns fassungslos zurück. (Bild: Getty Images)
“Whaaaaat?” Manche Ideen der Mode-Designer lassen uns fassungslos zurück. (Bild: Getty Images)

Die Schwangerschaft der Zukunft

Ein klarer Fall von “Die Welt ist noch nicht bereit für diesen Look”: Designer Xander Zhou ließ seine männlichen Models bei der London Fashion Week im Juni 2018 mit Schwangerschaftsbauch über den Laufsteg gehen.

Der Designer entwickelte damit einen “Trend” weiter, den Labels wie Eckhaus Latta, Opening Ceremony oder Glossier schon bei ihren Fashion Shows bzw. Kampagnen etabliert hatten: Sie präsentierten ihre Mode und Beauty allerdings an hochschwangeren Frauen.

Touch of Vulva von Fendi

Huch, das ist doch nicht etwa…? Ja, genau: Es ist ein Schal von Fendi aus der Herbstkollektion 2018 mit dem wunderbaren Namen „Touch of Fur“. Im Internet machte der mit Fell eingefasste Schal, der zugegebenermaßen Assoziationen zu einem weiblichen Körperteil weckt, unter dem Hashtag #vulvascarf die Runde. “Es ist, als ob ich permanent geboren würde”, schrieb eine Twitter-Nutzerin. Der Fairness halber muss gesagt werden, dass der Schal auch in Rot und Blau erhältlich war (und ist), der pfirsichfarbene verschwand allerdings nach kurzer Zeit vom Markt…

Von Denim-Tangas und einem Hauch von Jeans

Sollte jemand denken, dass nur in abgehobenen Designerwelten Fashion mit dem gewissen „Häh?!“-Moment entworfen wird, sei hiermit eines Besseren belehrt: Auch Fast-Fashion-Labels wie Pretty Little Thing machen mit schrägen Entwürfen von sich reden. Für die Festival-Saison (wofür sonst) entwarfen die Designer von PLT eine „Mid Wash Denim Knicker“, die im Netz als „Denim Thong“ viral ging. Immerhin ist das gute Stück mittlerweile um 60 % reduziert für nur noch 10 Dollar erhältlich – bei der verschwindend geringen Stoffmenge ein sicherlich angemessener Preis…

Ähnliches Echo rief übrigens ein Modell von Fashion Nova hervor, das schon im Frühsommer unter dem Namen „Wild Thang Lace Up Pants“ im Shop erhältlich war:

„Was passierte mit dem Rest der Hose?“ war nur einer der tausenden Kommentare auf Instagram zu den „Kann-man-das-eigentlich-noch-Hose-nennen“-Jeans.

Rassismus und Diversität – oder: Wenn Fast-Fashion zu schnell arbeitet

Natürlich geht es immer schlimmer – dann nämlich, wenn durch Fashion-Entwürfe Gefühle verletzt oder gar rassistische Ressentiments geschürt werden. So nahm die Fashion-Brand C&A im Oktober einen Teenie-Pullover nach Rassismusvorwürfen aus dem Sortiment:

Dabei hatte H&M schon ein Dreivierteljahr vorher vorgemacht, wie man es nicht machen sollte: Ein Foto aus dem Onlineshop der schwedischen Kette zeigte einen kleinen Jungen afroamerikanischer Herkunft in einem Sweater mit der Aufschrift „Coolster Affe im Dschungel“ – der Shitstorm war vorprogrammiert.

Immerhin: H&M entfernte das Bild umgehend, entschuldigte sich bei allen Beteiligten und gelobte in einem Statement, seine „internen Strategien“ zu überprüfen, „um künftige Probleme zu verhindern.“ Einen wichtigen Kooperationspartner verlor H&M durch das „Dschungelgate“ dennoch: Rapper The Weeknd, der regelmäßig für das Label modelte und auch eine eigene Kollektion designt hatte, twitterte kurz nach dem Vorfall, dass er auf eine künftige Zusammenarbeit mit dem Label verzichten werde.

Body Positivity in der Fashion-Industrie: ein Status Quo

Besonders Fast-Fashion- sowie High-Street-Labels scheinen immer wieder anzuecken, weil sie in Sachen Diversität und Rassismus zu wenig Aufmerksamkeit und Feingefühl walten lassen. Gezielte Provokation oder einfach nur Gedankenlosigkeit? Auch Zara geriet 2018 in die Kritik, weil es unter anderem ein Kleid im Baati-Stil der Somali verkaufte – ohne die Inspirationsquelle auch nur einmal zu nennen. Um solchen Mangel an Diversität für die Zukunft zu verhindern, sollte unternehmensintern übrigens kurz darauf ein „Diversity-Algorithmus“ eingeführt werden, um Designs auf empfindliche Eigenschaften zu überprüfen…

Unser Fashion-Wow-Moment 2018: Cara Delevingne im Tuxedo

Bei all den großen Augen, die Designer und Fashion-Labels von Fast-Fashion bis High-Street mit ihren Entwürfen hervorgerufen haben – von Bewunderung für so viel Mut, über Schock und Ärger über so viel Gedankenlosigkeit, bis hin zu purem Kopfschütteln über so viel Ähnlichkeit mit weiblichen Geschlechtsteilen: Am Ende entscheidet der Käufer, dessen politisches Verantwortungsgefühl, sein soziales Bewusstsein und seine Aufgeschlossenheit, wie viel Aufmerksamkeit einem Outfit zuteil wird. Wie sagt Marc Jacobs immer so schön: „Kleidung hat keine Bedeutung – bis man sie trägt.“