Fünf Themen des Tages: Gesprächsstoff für heute

(Bloomberg) -- Italien will Schuldenerlass durch EZB, Merkel verlängert und verschärft den Lockdown, europäische Aktien sind wenig verändert, EU-Hilfsfonds-Verhandlungen stecken fest, und die “Hand Gottes” ist nicht mehr. Marktteilnehmer könnte heute beschäftigen:

Italien will Schuldenerlass durch EZB

Ein enger Berater des italienischen Ministerpäsidenten Giuseppe Conte hat die EZB aufgefordert, die im Rahmen der Pandemie-Maßnahmen aufgekauften Staatsanleihen zu streichen oder die Fälligkeit stetig zu verlängern. “Die Geldpolitik muss die expansive Fiskalpolitik der Mitgliedstaaten in jeder möglichen Weise unterstützen”, sagte Staatssekretär Riccardo Fraccaro am Mittwoch in Rom im Interview mit Bloomberg. Die EZB könne “so viel Geld drucken, wie sie will” und die Mitgliedsstaaten “vor dem Markt schützen”, so der Fünf-Sterne-Politiker. Die EZB hat wiederholt bekräftigt, dass das EU-Recht Staatsfinanzierung durch die Notenbank ausschließt. Zentralbanken werden zu immer größeren Gläubigern der Euro-Staaten, wie Bloomberg-Analysten aufzeigen.

Merkel verlängert und verschärft den Lockdown

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länder-Regierungschefs haben sich auf eine Verlängerung und Verschärfung der Corona-Maßnahmen bis zum 20. Dezember verständigt, damit während der Weihnachtszeit wieder gelockert werden kann. “Wir brauchen noch mal eine Kraftanstrengung”, sagte Merkel nach der mehr als siebenstündigen Videokonferenz am Mittwoch. Private Zusammenkünfte sollen auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten begrenzt werden. Zwischen dem 23. Dezember und 1. Januar sollen dann Treffen “im engsten Familien- oder Freundeskreis” bis maximal zehn Personen möglich sein. Kinder bis 14 Jahre sind davo ausgenommen. Für Deutschland wurden mit 32.687 die meisten Corona-Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie gemeldet. Das deutsche Konsumklima ist eingebrochen und das Ifo-Institut hält eine volle Abschottung für nötig, um der Pandemie Herr zu werden.

Europäische Aktien sind wenig verändert

Die europäischen Aktien waren am Donnerstagvormittag wenig verändert. Eine Reihe ernüchternder Wirtschaftsdaten nahm dem Markt etwas von seinem Optimismus. Die Aktien fielen in den roten Bereich, angeführt von Zyklikern, die den Anstieg nach Ausbruch des Impfstoffoptimismus angeführt hatten. Defensivere Tech-Aktien führten die Liste der Gewinner an. “Eine sich verschlechternde Coronavirus-Situation und schwache Wirtschaftsdaten dienten als Reality Check für den Anstieg der Risikoanlagen, den wir in den letzten Tagen gesehen haben”, hieß es bei Strategen der Deutschen Bank um Jim Reid. In Deutschland litten Ceconomy unter einer Herabstufung bei Barclays. Klöckner lagen nach einer NordLB-Heraufstufung den fünften Tag in Folge im Plus. Instone stiegen nach Veröffentlichung von Q3-Zahlen.

EU-Hilfsfonds-Verhandlungen stecken fest

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und sein polnischer Amtskollege Mateusz Morawiecki kommen am heutigen Donnerstag inmitten zunehmenden Drucks zusammen, die Bindung von EU-Geldzahlungen an die Einhaltung von Rechtsstaatlichkeitsprinzipien zu akzeptieren. Letzte Woche hatten sie den Coronavirus-Aufbaufonds und den Siebenjahreshaushalt der Union blockiert. Die beiden Regierungschefs wollen nach Auskunft eines polnischen Regierungsbeamten keinen eigenen Vorschlag ausarbeiten, Bewegung ist demnach nicht zu erwarten. In Brüssel wird überlegt, den Konflikt zu eskalieren, indem die Rechtsstaats-Bedingungen für den EU-Haushalt mit qualifizierter Mehrheit angenommen und zwischenstaatliche Vereinbarungen für den 750 Milliarden Euro schweren Hilfsfonds getroffen werden. Das würde das Veto der beiden Länder brechen, die Kommission aber zur Führung eines Nothaushalts zwingen - unter Anwendung der Rechtsstaats-Bedingungen.

Die ‘Hand Gottes’ ist nicht mehr

Diego Maradona, der in seinem Heimatland Argentinien verehrte Fußballspieler, ist gestorben. Er war 60 Jahre alt. Maradona erlitt am Mittwoch einen Herzinfarkt in einem Haus am Stadtrand von Buenos Aires, wo er sich von einer Operation Anfang des Monats erholte. Die Regierung erklärte drei Tage der Trauer. Maradona führte Argentinien zur Weltmeisterschaft 1986 und gewann Liga-Meisterschaften in Italien und zu Hause, was ihm einen Status verlieh, der normalerweise Kriegshelden vorbehalten ist. “Ich sah Maradona Dinge tun, von denen selbst Gott bezweifeln würde, dass sie möglich sind”, sagte Brasiliens Zico, selbst ein Titan des Sports. Argentiniens “Goldjunge” bleibt in Erinnerung wegen der beiden Tore, die England bei der WM 1986 aus dem Wettbewerb warfen. Der kleinere Maradona sprang höher als der englische Torhüter und der Ball war im Netz. Die Wiederholungen zeigten, dass Maradona mit der Hand am Ball war - der “Hand Gottes”, wie er selbst sagte. Maradona sei besser gewesen als Ronaldo und Messi, meint Bloomberg-Kolumnist Bobby Ghosh.

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