Fünf Themen des Tages: Euro-Schwäche, Rezession, Gas-Hintertür

(Bloomberg) -- EZB geht Euro-Schwäche zu weit, China-Lockdown killt Wirtschaft, europäische Aktien fallen, EU-Kommission öffnet Hintertür, und ESG-Nische könnte 2.000% wachsen. Marktteilnehmer könnte heute beschäftigen:

EZB geht Euro-Schwäche zu weit

Für Frankreichs Notenbank-Chef ist die Schwäche des Euro nun zu viel des Guten. “Lassen Sie mich dies betonen: Wir werden die Entwicklung des effektiven Wechselkurses sorgfältig beobachten, da er ein wichtiger Faktor für die importierte Inflation ist,” so EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau. “Ein zu schwacher Euro würde unserem Ziel der Preisstabilität zuwiderlaufen”. Der Euro steht erstmals seit zwei Jahrzehnten am Rande der Dollar-Parität, da Marktturbulenzen und der Krieg in der Ukraine den Greenback als Zufluchtsort attraktiv machen. Hedgefonds haben allein im letzten Monat rund sieben Milliarden Dollar in Optionswetten auf die Parität gesteckt. Bloomberg-Kolumnist Marcus Ashworth hält den Euro hingegen für unterbewertet, was nicht von Dauer sein werde. Den fairen Wert sieht er bei 1,15 Dollar.

China-Lockdown killt Wirtschaft

Chinas Wirtschaft zahlt den Preis für die “Null-Covid”-Politik der Regierung: Die Industrieproduktion und die Verbraucherausgaben sind auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Pandemie gefallen, und Analysten sehen keine schnelle Erholung. Die Industrieproduktion fiel im April unerwartet um 2,9% gegenüber dem Vorjahr, während die Einzelhandelsumsätze um 11,1% absackten. Dunkle Wolken schweben auch über der US-Wirtschaft. Ex-Goldman-CEO Lloyd Blankfein rät Unternehmen und Verbrauchern, sich auf eine Rezession vorzubereiten, die er für ein “sehr, sehr hohes Risiko” hält. Es gebe einen “schmalen Pfad”, um sie zu vermeiden, sagte er auf CBS News. Eddie van der Walt meint im Markets Live Blog, dass Immobilienwert-Verluste im Zuge steigender Hypothekenzinsen die Fed von einer aggressiven Zinspolitik abhalten könnten.

Europäische Aktien fallen

Die europäischen Börsen starteten mit Verlusten in die Woche. Nach einem kurzen Dreh in die Gewinnzone lag der Stoxx Europe 600 Index gegen Mittag rund 0,2% im Minus. Robustem Gewinnwachstum der Unternehmen und attraktiveren Bewertungen standen die schwachen Wirtschaftsdaten aus China ggenüber. Die Sektoren Körperpflege sowie Reisen und Freizeit gehörten zu den größten Absteigern, während Bergbau- und Telekommunikationswerte eine Outperformance erzielten. “Die Entwicklung der Zinserwartungen und der Inflation ist für die Aktienmarktentwicklung wahrscheinlich wichtiger als die Gewinne”, schrieben Goldman-die Strategen unter der Leitung von Lilia Peytavin in einer Note. In Deutschland fielen Vantage Towers nach einer enttäuschenden Prognose.

EU-Kommission öffnet Hintertür

Die Europäische Kommission will den Gasimporteuren der Mitgliedsstaaten mit neuen “Orientierungshilfen” einen Weg aus der Währungs-Zwickmühle gegenüber Russland bahnen. Eine Erklärung seitens der Händler, dass sie ihre Verpflichtungen als erfüllt ansehen, wenn sie im Einklang mit bestehenden Verträgen in Euro oder Dollar gezahlt haben, soll sanktionskonformes Verhalten belegen, heißt es aus Kreisen. In der Orientierungshilfe würden Rubel-Konten nicht explizit als Sanktionsverletzung gewertet, vielmehr werde der Aspekt ausgespart, hieß es. Gr avierende Lieferunterbrechungen bei russischem Erdgas würden das Wachstum der Eurozone praktisch zum Stillstand bringen, schätzt die Kommission. Die Bundesregierung will unterdessen die Einfuhr russischen Öls bis Jahresende unterbinden - unabhängig von einem EU-weiten Verbot.

ESG-Nische könnte 2.000% wachsen

Einige der größten Vermögensverwalter des Vereinigten Königreichs legen neue Fonds und Anlageprodukte auf, die darauf abzielen, Gewinne aus einer lange übersehenen Nische des grünen Finanzwesens zu ziehen: der biologischen Vielfalt. Dazu zählen, Aviva, Jupiter Asset Management, Schroders und Climate Asset Management, ein Joint Venture zwischen HSBC Global Asset Management und Pollination. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass etwa die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts in irgendeiner Weise von der natürlichen Umwelt abhängt. “Wir glauben nicht, dass die Märkte die Kosten und Folgen der Erschöpfung des natürlichen Kapitals richtig einpreisen”, sagte Eugenie Mathieu, eine ehemalige Greenpeace-Aktivistin, die jetzt leitende ESG-Analystin bei Aviva ist. “Wir sehen eine bedeutende Investitionsmöglichkeit.” Das Paulson Institute schätzt, dass der Markt für Investitionen in die biologische Vielfalt bis zum Jahr 2030 bis zu 93 Milliarden Dollar erreichen könnte, gegenüber etwa 4 Milliarden Dollar im Jahr 2019.

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