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Ex-Kollegen: Baumgart-Hype „fast schon übertrieben“

Ex-Kollegen: Baumgart-Hype „fast schon übertrieben“
Ex-Kollegen: Baumgart-Hype „fast schon übertrieben“

Steffen Baumgart kam, sah und siegte. Der 45-Jährige hat die Herzen der Kölner erobert. Nach nur wenigen Wochen. Im Sommer wechselte er nach seinem Vertragsende beim SC Paderborn zum 1. FC Köln und mit ihm legten die Geißböcke einen bärenstarken Start in die neue Saison hin.

Nach fünf Spieltagen belegen die Domstädter Platz sieben. So gut stand man seit der Saison 2016 /2017 nicht mehr da. Keine Frage, die Kölner lieben Baumgart.

Was aber macht ihn aus? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Vor dem Spiel des FC bei Eintracht Frankfurt (Bundesliga: Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln, Sa., 15.30 im SPORT1-LIVETICKER) sprechen bei SPORT1 sein früherer Trainer bei Energie Cottbus, Eduard Geyer, sein ehemaliger Paderborn-Spieler Uwe Hünemeier und Marc Fascher, unter dem Baumgart 2012/2013 bei Hansa Rostock Assistenztrainer war.

Eduard Geyer

„Sein Erfolg ist schon extrem. Steffen war damals ein pflegeleichter Spieler. Er hat gut trainiert, im Spiel immer alles gegeben und das kommt ihm als Trainer sicher zugute. Er verausgabt sich, muss diszipliniert arbeiten. Ich habe nur angenehme Erinnerungen an ihn. Bei Steffen war nicht hundertprozentig vorhersehbar, dass er Trainer wird. Aber wie er das alles hinbekommen hat, da bin ich schon etwas stolz. Ich werde ihm demnächst wieder mal anrufen. Wir wissen aber alle, wie das in Köln zugeht. Da darfst du dich als Trainer nicht zurücklehnen, musst immer Gas geben und das macht Steffen.

Er ist so, wie er ist, wird sich auch nicht verbiegen und soll genau so bleiben. Ich finde ihn als Trainer höchst sympathisch und wünsche ihm nur das Beste. Steffen geht am Spielfeldrand immer voll mit, soll sich nur nicht übernehmen, sonst kriegt er noch einen Herzinfarkt. Ich hoffe, dass man seine Arbeit würdigt, auch wenn mal einige Spiele verloren werden. Wie bei Jürgen Klopp kann man auch bei Steffen nicht voraussagen, wo seine Karriere hinführt. Klopp begann damals im kleinen Mainz und ist heute ein Welttrainer. Ich würde Steffen einen ähnlichen Erfolg wünschen. Er braucht weiter das gewisse Glück als Trainer, das er bisher gehabt hat. Er hatte bis jetzt das richtige Gefühl für die Situation und dafür seine Spieler weiterzuentwickeln.

Uwe Hünemeier

„Ich bin nicht überrascht, dass seine Art von Fußball in Köln funktioniert. Dass er natürlich in so kurzer Zeit dem Verein seine Handschrift geben konnte - mit einer komplett neuen Mannschaft, sicherlich mit anderen Spielertypen, die auch insgesamt in Ihrer Karriere schon ein Stück weit etwas erreicht haben und diese Spieler das Neue dann auch in so kurzer Zeit annehmen - das konnte man sicher nicht so erwarten.

Da war es mit einer jüngeren Mannschaft, mit viel weniger erfahrenen Spielern einfacher, die Jungs für diese Art von Fußball zu begeistern. Der Erfolg gibt ihm recht und das stärkt seine Position innerhalb der Mannschaft und des Vereins. Ich bin insgesamt überrascht, wie Fußball-Köln ihm schon nach so kurzer Zeit zu Füßen liegt. Steffen hat sich gar nicht groß verändert. Er führt die Arbeit, die er in Paderborn begonnen hat, eigentlich im gleichen Stil fort. Nur, dass das medial in Köln viel mehr aufgegriffen wird: was er sagt und wie er Fußball sieht. Diese Aussagen hat er genauso auch in Paderborn teilweise getätigt. Dort wurde es aber nur dann aufgenommen, wenn es im DFB- Pokal gegen Dortmund ging. Wenn wir mal auf größere Vereine gespielt haben, wo es ein größeres Echo gab. Er hat sich nicht großartig verändert, steht aber jetzt viel mehr im Mittelpunkt des Vereins. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Er war auch in Paderborn schon Sprecher des Klubs, aber auf einem ganz anderen Medien-Level wie jetzt in Köln und auch in der Bundesliga. Er macht das momentan sehr gut. Der Erfolg heiligt natürlich die Mittel, die er benutzt, um erfolgreich Fußball zu spielen. Es freut mich für ihn und es ist sicherlich ein großer Schritt gewesen. Es hätte auch anders laufen können. Zum Glück ist es das nicht. Er hat sich deshalb in kurzer Zeit sehr viele Freunde gemacht und sowohl im Verein, in der Mannschaft, als auch außerhalb totgesagte Spieler wieder zum Leben erweckt, wie zum Beispiel einen Modeste. Das ist beeindruckend und spricht für den Umgang von Steffen mit dem Menschen und mit dem Spieler an sich.

Du kannst dich mit ihm über alles unterhalten, weil er ein sehr offener, ehrlicher Mensch ist, der seine Laune auch in schlechten Phasen nach außen trägt. Das musste er bisher in Köln nicht machen, weil es sehr gut läuft. Er sagt dir auch ins Gesicht, wenn es mal nicht reicht. Das spricht grundsätzlich für ihn und dass ihn die Menschen mit der offenen und ehrlichen Art so gut annehmen. Es war ein Stück weit zu erwarten, aber nicht in dem Maße. Ich finde es fast schon etwas übertrieben, wie er momentan medial gehypt wird, weil ich glaube, dass er das gar nicht braucht.

Im Moment schwimmt er gefühlt auf dieser Welle mit, würde sich aber bestimmt auch freuen, wenn es etwas ruhiger um seine Person werden würde. Er ist sicherlich nicht der Messias, der die Hand auflegt und der Erfolg ist da, sondern jemand, der sich diesen im Fußball erarbeitet. Das war immer seine Marschroute: erst wird gekämpft und dann kommen spielerische Mittel dazu. Ich bin gespannt, wie es für ihn weiter läuft. Ich freue mich für ihn, weil er sich diese Situation wirklich hart erarbeitet hat.“

Marc Fascher

„Es war damals nicht absehbar, dass Baumi so eine Trainerkarriere hinlegen wird, das kann man auch nicht vorhersehen, so wie er durch die Decke gegangen ist. Er war bei uns in den Anfängen als Trainer, war aber direkt authentisch, weil er da schon das Herz auf der Zunge getragen hat mit offenem, ehrlichem Visier. Baumi war fleißig, wissbegierig und was den Ehrgeiz anging, ist es nicht verwunderlich, dass er so einen Erfolg als Trainer hat. Natürlich hat er auch das Quäntchen Glück auf seiner Seite gehabt. Diese Dinge haben sich für ihn zum Positiven gefügt. Er hat auch im Fußballlehrer-Lehrgang einen Schub gekriegt. Chapeau.

Baumi ist ein ganz liebenswerter Kerl. Zur Rostocker Zeit sind meine Frau, Baumi und ich einmal über den Weihnachtsmarkt gegangen. Wer ihn erlebt hätte, wäre einem warmherzigen. gutmütigen Menschen begegnet. Meine Frau hat eine gute Menschenkenntnis und wenn sie jemand mag, kann man sich darauf verlassen und das war bei Baumi schnell der Fall. An diesem Abend auf dem Weihnachtsmarkt hat er Herzen erobert. Er ist durch und durch ein guter Mensch. Mit ihm konnte man immer ernsthaft sprechen und im nächsten Moment war es wieder witzig.

Ich bin vorsichtig. Ich war Trainer und weiß, wie schnell sich das Blatt wieder wenden kann. Es ist sensationell, dass Baumi Köln in so kurzer Zeit erobert hat, aber es wird eine Erwartungshaltung und Euphorie geschürt und das kann auch mal wieder kippen. Ich wünsche Baumi, dass er weiter Erfolg hat. Seine Art ist sein großes Plus. Unser Kontakt ist unregelmäßig, aber das Entscheidende ist, dass es wie gestern ist, wenn wir uns sehen. Er hat bei mir null Starallüren, ist Mensch und umarmt mich. Bei ihm ist nichts gespielt. Baumi ist einfach authentisch. Und er vergisst nie, woher er kommt.“

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