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Wie Europas dritte Viruswelle die Märkte beeinflusst

(Bloomberg) -- Lockdowns, eine dritte Infektionswelle und eine katastrophale Impfkampagne: Die Corona-Pandemie fordert erneut Tribut von Europa.

Anleger rechnen bezüglich Produktivität und Konsumausgaben mit verlorenen Monaten und preisen dies sowohl am Anleihemarkt als auch an den Aktienbörsen ein. Optionshändler sehen den Euro so pessimistisch wie seit Juli nicht mehr und der Renditeabstand zwischen zehnjährigen Bunds und Treasuries ist auf den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert.

Kern des Problems ist Europas Versagen, der Pandemie Herr zu werden, während die USA womöglich schon innerhalb von Monaten wieder zur normalen Tagesordnung übergehen können. Präsident Joe Biden hat sein Ziel für den Umfang der Corona-Impfungen in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit verdoppelt.

Rendite-Graben

Am deutlichsten zeigt sich die Divergenz zwischen den USA und Europa an den Anleiherenditen. Treasuries preisen schnelleres Wirtschaftswachstum ein, während deutsche Bundesanleihen die Suche nach Sicherheit, aber auch die starke Stützung durch die EZB widerspiegeln. Der Spread ist auf 200 Basispunkte gewachsen. “Dies spiegelt das völlige Versagen der EU wider und die bemerkenswerte Entschlossenheit seitens der USA”, sagt Analyst Rishi Mishra von Futures First.

Euro-Flaute

Optionshändler sehen jetzt für den Rest des Jahres einen schwächeren Euro. Einjährige Risk Reversals haben inzwischen zugunsten von Put-Optionen gedreht.

Vergangenes Jahr hatte der Euro von Optimismus zum Wiederaufbaufonds und den vereinten Anstrengungen zur Corona-Eindämmung profitiert. Nun greift die Sorge um sich, dass es beim Fonds Verzögerungen gibt, während die USA enorme Konjunkturhilfen auf den Weg bringen.

“Die dramatische Divergenz der Wachstumserwartungen für Europa und die USA basiert auf dem schlechten Management diesseits des Atlantiks”, konstatiert Stratege Kit Juckes von Societe Generale SA. Bei den Kursen am Markt werde das Spuren hinterlassen.

Aktienrotation

An Europas Börsen hat die Sektorrotation die Rolle rückwärts angetreten. Statt zyklischer Werte geht der Trend nun wider zu Defensivtiteln. Im Stoxx-600 haben Techwerte die fünf besten Tage seit November hinter sich, während Einzelhändler und Energiewerte im Verlauf der vergangenen Woche nachgaben. Reisewerte stagnieren nun, nachdem sie zuvor von Hoffnungen auf das Sommergeschäft beflügelt worden waren.

In Europa sei die Tourismus-Saison “das größte Risiko im Bezug auf unsere Prognosen”, erklärte Volkswirt Ruben Segura-Cayuela von Merrill Lynch am Freitag in einer Analyse. “Für ein optimistisches Szenario muss man weiterhin über den Atlantik schauen.”

Was in dieser Woche ansteht:

Am Freitag sind die Anleihemärkte des Euroraums und Großbritanniens geschlossen. Deutschland und Italien werden insgesamt 11 Milliarden Euro über Bonds beschaffen.

Die Agenda der Konjunkturdaten wird in dieser Woche von Inflationszahlen beherrscht: Am morgigen Dienstag gibt es Importpreis- und Verbraucherpreisdaten aus Deutschland, am Mittwoch eine Schnellschätzung für den EuroraumAm Freitag äußert sich S&P zur Bonitätsentwicklung Frankreichs

Überschrift des Artikels im Original:How Europe’s Third Virus Wave Is Playing Out in Markets

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