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ESC-Gewinner Kalush Orchestra feiern erst nach dem Krieg

Kalush Orchestra aus der Ukraine gewannen den diesjährigen ESC mit einem Rekordergebnis. (Bild: 2022 Getty Images/Giorgio Perottino)
Kalush Orchestra aus der Ukraine gewannen den diesjährigen ESC mit einem Rekordergebnis. (Bild: 2022 Getty Images/Giorgio Perottino)

Mit einem Rekordergebnis gewann Kalush Orchestra aus der Ukraine am Samstagabend den Eurovision Song Contest 2022 in Turin. Feiern will die Band allerdings erst nach Ende des Krieges in ihrem Heimatland.

Viele hatten es erwartet, doch das Ergebnis überraschte letztlich doch: Mit 439 Punkten aus den Zuschauerstimmen gewann die ukrainische Band Kalush Orchestra am Samstag nicht nur den Eurovision Song Contest 2022. Sie erzielte sogar das bislang beste Ergebnis beim Publikum.

Doch die Feier des großen Triumphs muss noch etwas warten, wie Kalush Orchestra bei einer Onlinepressekonferenz am Sonntagabend mitteilten. "Wir werden vielleicht nach dem Krieg eine große Feier haben, denn der Sieg ist großartig, den ESC zu gewinnen, ist fantastisch, aber es passiert gerade so viel", erklärte der Rapper Oleh Psjuk: "Ich meine, Menschen, die man kennt, werden in diesem Krieg getötet oder kämpfen darin oder verlieren ihre Jobs in der Ukraine. Das ist nicht wirklich die beste Grundlage für eine Feier."

"Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa"

Am Sonntag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über den ESC 2023 gesprochen dund dabei auch die von russischen Streitkräften schwer zerstörte Stadt Mariupol ins Spiel gebracht: "Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Nächstes Jahr wird die Ukraine den ESC ausrichten!" Er fuhr fort: "Wir werden unser Bestes tun, um eines Tages die Teilnehmer und Gäste des Eurovision Song Contest im ukrainischen Mariupol zu begrüßen. Frei, friedlich, wieder aufgebaut!"

"Ich möchte, dass es die Hymne unseres Sieges wird"

Auch Oleh Psjuk, der an diesem Montag das 28. Lebensjahr vollendet, zeigte sich hoffnungsvoll: "Wenn Selenskyj sagt, dass es möglich ist, wird es möglich sein. Ich glaube an eine Show in einem wiederaufgebauten Land", sagte er. Beim ESC war Kalush Orchestra mit dem Song "Stefania" angetreten. Das dazugehörige Video veröffentlichte die Rap-Folk-Band am Sonntag auf YouTube. Es zeigt unter anderem Soldatinnen, die Kinder aus den Trümmern tragen. Die Aufnahmen stammen unter anderem aus Butscha und Irpin, jenen Vororten von Kiew, die Schauplatz russischer Kriegsverbrechen wurden.

"Wir haben entschieden, das Video in der Ukraine zu drehen, um jedem zu zeigen, wie es in der Ukraine heute aussieht", erklärte Psjuk. In der Erklärung zu dem Video, welches bis Montagmorgen mehr als 5,7 Millionen Mal aufgerufen wurde, schreibt Psjuk zudem: "Ich habe dieses Lied einmal meiner Mutter gewidmet, und als der Krieg ausbrach, bekam das Lied eine ganz neue Bedeutung. Obwohl in dem Lied kein einziges Wort über den Krieg vorkommt, assoziierten viele Menschen das Lied mit Mutter Ukraine. Außerdem begann die Gesellschaft, es als Hymne unseres Krieges zu bezeichnen! Aber wenn Stefania jetzt die Hymne unseres Krieges ist, möchte ich, dass es die Hymne unseres Sieges wird."

Der für Deutschland angetretene Sänger Malik Harris landete mit seinem Song "Rockstars" auf dem letzten Platz.