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Es droht der Guardiola-Alptraum

Es droht der Guardiola-Alptraum

Ein Spanier unter Druck. Scheitert Guardiola gegen Atletico, wäre er letztlich auch in München gescheitert. Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Partie der Münchner sind nicht gut. Von Jens Fischer

"Ich bin bereit für das Spiel. Ich habe große Lust zu spielen und ich muss auch spielen!" Klare Worte von einem Mann, der langsam aber sicher die Nase voll zu haben scheint. Franck Ribéry – der Spieler, auf den es im „Alles-oder-Nichts“-Spiel im Champions-League-Rückspiel gegen Atletico Madrid ankommen kann. Ankommen wird. Denn eins ist klar: Es wird ein Spiel der Einzelkönner werden, der „Unterschied-Spieler“, derjenigen, die den Zement der Spanier aufweichen können. Fehler provozieren. Ribéry, Costa, Müller, Lewandowski, Vidal – am Dienstagabend müssen diese Stars eine Topleistung bringen. Denn sonst wird es nichts mit dem großen Traum vom Finale in Mailand am 28. Mai.

Problem: Der FC Bayern wirkt derzeit alles andere als gefestigt. Das begann beim Hinspiel in Madrid. Beim 0:1-Ggentreffer agierte die Bayern-Defensive wie eine Schülermannschaft. Und auch in der Folge, als sich die Mannschaft zumindest optisch stabilisierte, fehlte wie so oft wie in den letzten Wochen der letzte Punch. Guardiolas System, das sich in seiner dreijährigen Amtszeit vom reinen Ballbesitzfußball zum Sturm auf der Außenbahn entwickelt hat, funktionierte nicht. Mal wieder muss man sagen. Das liegt in erster Linie daran, dass die dafür notwendigen Spieler schwächeln. Costa? Ein Schatten der genialen Vorrunde. Coman? Oft brillant, aber in den großen Spielen zu grün hinter den Ohren. Ribéry? Nach wie vor ein großer Einzelkönner, aber auch wenig belastbar. Und über Robben muss man nicht viel sagen. Der Holländer ist schlichtweg nicht ersetzbar.

Auftritte werfen Fragen auf

Guardiola hat Probleme – das dritte CL-Ausscheiden im Halbfinale in Folge droht. Und daran ist er nicht unschuldig. Seine taktische Fehlleistung, in Madrid auf Müller und Ribéry zu verzichten, wirft nach wie vor Fragen auf. Kaum ein Experte, der diese Entscheidung für richtig hielt. Und auch die Analyse des Spaniers nach der Partie, als er eine „sehr, sehr gute“ Leistung seiner Mannschaft gesehen haben will, ist anzuzweifeln. Es gab mit Sicherheit schon bessere, effizientere und torhungrigere Münchner.

Und auch der vergangene Samstag warf bei den Fans der Münchner Fragen auf. Mit einem schwachen 1:1 gegen Gladbach verpasste man den vorzeitigen Meistertitel, die übertriebene Rotation Guardiolas verhinderte den Titel „dahoam“. Eine Enttäuschung für die, die im Stadion saßen. Nach wie vor testet Guardiola, probiert und macht den Taktik-Fuchs. Wie fit ist Boateng nach langer Verletzung wollte er am Samstag wissen. Resultat: Bedingt, und so gar nicht Atletico-reif. Müller setzte er als Solo-Spitze ein. Erkenntnis für Madrid. Fragezeichen.

Heynckes lässt grüßen

Fakt ist: Guardiola kann probieren und studieren, nur die Zeit rennt ihm jetzt davon. Es geht um alles am Dienstagabend, und ausgerechnet jetzt ist deutlich spürbar: Den Bayern fehlt Esprit, Leichtigkeit, die “Geheimzutat“, wie es Müller am Samstagabend ausdrückte. Diese werden sie schnell finden müssen, denn ohne Pfiff und Würze wird den spanischen Defensivkünstlern nicht beizukommen sein.

 

 

0:3 stand es vor zwei Jahren gegen  Real Madrid nach 34 Minuten, 1:2 gegen Barcelona nach 29 Minuten in der letzten Saison – ein Trauma, dass am Dienstag besiegt werden soll. Aber: Auch in der letzten Runde gegen Juventus Turin begann man hinten desolat, das wäre gegen Atletico wohl schon das Ende. Die Bayern-Stars wirken in diesen Tagen optimistisch. „Wir werden zu Hause viele  Chancen herausspielen“, sagt Neuer.  Und die müssen dann auch rein. Denn sonst droht der große Guardiola-Alptraum. Drei Jahre Amtszeit und am Ende nichts. Denn, und das wissen wirklich alle: Die Krone ist und bleibt die Champions League. Jupp Heynckes lässt grüßen.