Erstes Interview nach #MeToo: Harvey Weinstein bricht sein Schweigen

BU1: Gibt erstmals seit dem Skandal um seine Person ein öffentliches Lebenszeichen von sich: Harvey Weinstein. (Bild: Reuters)
BU1: Gibt erstmals seit dem Skandal um seine Person ein öffentliches Lebenszeichen von sich: Harvey Weinstein. (Bild: Reuters)

Der ehemalige Filmproduzent Harvey Weinstein behauptete in einem Gespräch mit einem Journalisten, kein Vergewaltiger zu sein, Frauen aber gegen Sex Rollen angeboten zu haben. In Hollywood sei dies ihm zufolge gängige Praxis.

Wie die US-Ausgabe der britischen Wochenzeitung „The Spectator“ berichtet, äußerte sich Harvey Weinstein erstmals zu den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen. Über seinen Umgang mit Frauen sagte er gegenüber einem Journalisten der Zeitschrift: „Ja, ich habe ihnen Filmrollen im Austausch für Sex angeboten, aber so machte und macht das jeder.“ Der 66-Jährige fügte hinzu: „Aber ich habe mich noch nie einer Frau aufgedrängt.“

Inzwischen hat Weinsteins Anwalt Ben Brafman die Aussagen seines Mandanten jedoch revidiert. Weinstein sei falsch zitiert worden, er habe nicht behauptet, Filmrollen im Austausch für Sex angeboten zu haben. Weinstein habe dem „Spectator“ kein klassisches Interview gegeben, sondern sich mit dem Journalisten Taki Theodoracopulos in seinem New Yorker Büro getroffen.

Theodoracopulos berichtet in seinem Text, dass er in einem Büro, das in der Nähe der New Yorker Grand Central Station liege, von einer deutschen Sekretärin empfangen worden sei, die ihn direkt zu Weinstein gebracht habe. Weinstein habe blasser als sonst gewirkt. Über die gesamte Dauer des Gesprächs, das Weinstein initiiert hatte, sei auch Brafman dabei gewesen, so Theodoracopulos.

Harvey Weinstein mit seinem Anwalt Ben Brafman in New York. (Bild: Getty Images)
Harvey Weinstein mit seinem Anwalt Ben Brafman in New York. (Bild: Getty Images)

Weinstein wird in dem „Spectator“-Artikel auch mit dem Satz zitiert: „Ich wurde arm und hässlich in eine jüdische Familie geboren und musste mein ganzes Leben um Anerkennung kämpfen.“ Keine Frau habe ihn angeblickt, erst als er in Hollywood ein großer Name war, hätten Frauen begonnen, sich für ihn zu interessieren.

Autor Theodoracopulos schreibt, dass er Weinstein in der Vergangenheit oft auf Parties erlebt habe, wie dieser versuchte, junge Frauen aufzugabeln. Dabei soll er sehr naiv vorgegangen sein und stets gefragt haben: „Gibst du mir deine Adresse? Dann mach ich dich zum Star.“ Er habe dabei stets gelacht, egal ob die Antwort positiv oder negativ ausfiel, und sei dann zur nächsten weitergezogen.

Dennoch äußerte der Journalist Zweifel an der Darstellung jener Frauen, die behaupten, Weinstein habe sie vergewaltigt. So sei etwa Schauspielerin Asia Argento rund zehn Jahre mit Weinstein zusammen gewesen. Im Zuge der MeToo-Debatte falle ihr plötzlich ein, von Weinstein vergewaltigt worden zu sein. Theodoracopulos beendet seinen Text mit den Worten: „Hollywood hat Frauen schon immer wie Dreck behandelt. Meiner Ansicht nach sollte nicht der, der ertappt wurde, für alle anderen Typen geradestehen, die heute diese grottigen Filme machen. Zumindets hat Harvey gute Filme gemacht. Sehr gute sogar.“