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Egbert Prior: "Strategie 2022" macht diese Aktie munter

Egbert Prior über die Deutsche Bank: Darum bleibt die Aktie tabu

Er kennt die Börse aus dem Effeff. Die Rede ist von Egbert Prior. Der langjährige Herausgeber der Prior Börse analysiert für Sie seine Favoriten: deutsche Nebenwerte, die noch kaum jemand im Fokus hat. Normalerweise. Lesen Sie seine Analyse.

„Nach jahrelanger Seitwärtsbewegung kam im Sommer Schwung in die Gesco-Aktie. Der Kurs zog um etwa 50 Prozent an auf in der Spitze 36 Euro. Die neue „Strategie 2022“ beginnt zu greifen.

Über die Hintergründe sprechen wir mit CEO Eric Bernhard, der 2016 das Zepter übernahm. Der Manager berichtet uns, dass die Beteiligungsgesellschaft nach sehr erfolgreichen Jahren seit 2012 mit schrumpfenden Gewinnen und stagnierenden Umsätzen konfrontiert war.

Eine Analyse des Beteiligungsportfolios, das aus 17 Firmen besteht, brachte zutage: Ein Drittel der Töchter sind nach wie vor flott unterwegs, jeweils an der Spitze in ihrer Branche. Kein Handlungsbedarf!

Das zweite Drittel ist auch gesund, schwimmt mit den Wettbewerbern mit, ohne aber herausragend zu sein. Hier übernimmt das Gesco-Management eine aktivere Rolle, hauptsächlich um diese Beteiligungen krisenfest zu machen. Im dritten Drittel des Portfolios tummeln sich allerdings die Sorgenkinder, die im Wesentlichen für die schwache Performance der gesamten Holding verantwortlich waren.

Diesen Problemfällen nimmt sich nun – anders als früher – das Gesco-Team (17 Manager) intensiv an. Produkte, Märkte, Vertrieb – die gesamte Organisation kommt auf den Prüfstand. Auch die eine oder andere Führungskraft wird zur Disposition gestellt. Neu ist für die Gesco-Kultur auch das Setzen von Margenzielen. Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, ist auch ein Verkauf nicht mehr tabu. So hat man sich im Dezember von dem in Schwierigkeiten geratenen Karosseriebauer Protomaster getrennt.

Gesco will auch transparenter werden, betont Unternehmenslenker Bernhard. Zu diesem Zweck haben sich die Wuppertaler eine neue Segmentierung verpaßt. Die Technologieholding fokussiert sich auf die vier Megatrends: Mobilität, Gesundheit/Infrastruktur, Ressourcen und Produktionsprozeßtechnologie.

Als Renditeziel für die Holding hat Vorstandschef Bernhard 8-Prozent-EBIT-Marge ausgegeben. Im Vorjahr wurden lediglich 4,5 Prozent erreicht. Die Strategie 2022 trägt bereits Früchte. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18 (1.3. bis 30.9.) hat sich der Gewinn mehr als verdoppelt, der Umsatz kletterte um 16 Prozent. Rückenwind brachte die anziehende Konjunktur.

Auch ein Zukauf zum Jahreswechsel trägt zum Wachstum bei. Nach Veröffentlichung des Zwischenberichts konkretisierte Bernhard die Jahresprognose. Die Resultate sollen nun am oberen Ende der zunächst genannten Prognosekorridore – Umsatz zwischen 510 und 530 Millionen, Gewinn zwischen 17 und 18 Millionen – landen.

Für eine kalte Dusche sorgte indes vor wenigen Tagen die Meldung, dass das Bundeskartellamt gegen die Gesco-Tochter Dörrenberg wegen des Verdachts auf „wettbewerbswidriger Absprachen“ ermittelt. Gegen Zahlung eines „hohen einstelligen Millionenbetrags“ könnte das Verfahren eingestellt werden.

Zwar würde so der Gewinn im laufenden Turnus empfindlich geschmälert, doch handelt es sich hier um einen Einmaleffekt, dem man sogar positive Seiten abgewinnen kann: Im Umfeld der Meldung korrigierte die Aktie um etwa zehn Prozent und ist nun für 33 Euro zu haben. Mit aktuell 360 Millionen Euro ist das Unternehmen moderat bewertet. Für weiteres Wachstum dürften Zukäufe beitragen. Pro Jahr kann sich Bernhard bis zu drei Akquisitionen vorstellen.

Fazit: Seine neue Strategie reißt Gesco aus der Lethargie. Weitere Kursgewinne programmiert.