Drogenkäufe per Mausklick: Investigative Reportage deckt auf, wie die Deals auf Instagram florieren

Früher spielten sich Drogendeals vor allem im Geheimen ab: in dunklen Straßenecken, Hinterhöfen, den Toiletten der Clubs. Mittlerweile können Dealer ihre Ware ungeniert auf Social Media Plattformen wie Instagram anpreisen. Wie weit dieses Geschäft reicht, wird in einer neuen Reportage aufgedeckt.

Influencer, Starprofile und ohne Ende Selbstdarstellung - das sind die Themen, mit denen Instagram meist in Verbindung gebracht wird. Die Tatsache, dass über das soziale Netzwerk harte Drogen verkauft werden, dürfte hingegen den wenigsten bewusst sein. Die Redaktion von "STRG_F" des Content-Netzwerks funk hat sich mit diesem Phänomen beschäftigt. Die Ergebnisse werden in dem Video "Gras, Lean, Ecstasy: Drogendeals auf Instagram" auf dem YouTube-Kanal von "STRG_F" präsentiert.

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Gemeinsam mit dem Botnetz-Betreiber The Wiz hat die Reporterin Inga Mathwig hunderte von drogenlastigen Profilen auf Instagram ausfindig gemacht. Auf den ersten Blick sind viele von ihnen "zutiefst ästhetisch, Instagram tauglich" gestaltet, heißt es. Andere wiederum zeigen kriminelle Strukturen ungeniert in ihren Storys. Um herauszufinden, welche Profile echt sind, erstellen die beiden im Verlauf ihrer Recherche einen eigenen Account. Darüber folgen sie einschlägigen Profilen der HipHop- und Drogen-Szene - mit überraschendem Ergebnis: Bereits nach 24 Stunden hat das Profil der Redaktion selbst über 60 Follower und somit mehr Abonnenten als Accounts, denen es selbst folgt. Binnen eines Monats steigt die Zahl auf über 200 Follower, darunter Verkäufer harter Drogen. Manche von ihnen schreiben ihre potenziellen Kunden sogar von sich aus an.

Doch wie läuft der eigentliche Drogendeal über Instagram ab? Um diese Frage zu beantworten, bestellen Mathwig und The Wiz, begleitet von einem Juristen, bei zehn "Händlern" verschiedene Drogen. "Einige Bestellungen finden direkt über Instagram statt", heißt es. Die Mehrheit der Dealer sei jedoch auf den besser verschlüsselten Messenger Wickr gewechselt. Bezahlt wird per Bitcoin, die Zustellung erfolgt per DHL oder UPS. Am Ende kommt knapp 60 Prozent der bestellten Ware an, der Rest ist Betrug.

Von zehn Profilen wurden nur zwei gelöscht

Cannabis, Ketamin, Ecstasy, Diazepam und Morphin werden bestellt, ebenso eine Zitronenlimonade mit codeinhaltigem Hustensaft und Promethazin, genannt Lean, sowie der verschreibungspflichtige Hustensaft Makatussin. Nach Eingang werden die Drogen an der Medizinischen Hochschule Hannover auf ihre Wirksamkeit getestet. Das Ergebnis: Alle gelieferten Drogen sind echt und wirksam. Weitere Ergebnisse stehen noch aus. In einer Flasche Lean finden die Wissenschaftler zudem geringe Mengen an Kokain. Daraus lasse sich schließen, dass der Dealer auch damit hantiere.

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Instagram sei ein wichtiger Baustein in der Geschäftsabwicklung, verrät ein Dealer, der unerkannt bleiben möchte. Und auch zwei Rapper sprechen im Verlauf der Doku ungeniert über ihren Konsum harter Drogen. Die Plattform Instagram und der Mutterkonzern Facebook wissen ebenfalls von den Deals, die über ihre Plattformen vollzogen werden. Dies ergibt eine entsprechende Anfrage der Reporterin. Zu einem Interview sei der Konzern jedoch nicht bereit gewesen. Stattdessen schickte er ein kurzes Statement, welches besagt: "Drogen auf Instagram zu kaufen oder zu verkaufen ist verboten. Wir entfernen diese Inhalte, sobald wir sie finden." Zwischen Januar und März seien 1,3 Millionen Inhalte, die im Zusammenhang mit Drogenverkäufen standen, entfernt worden. Die Mehrheit von 95 Prozent seien nach Angaben der Betreiber proaktiv gefunden worden.

Die Sendung "STRG_F" kommt zu einem anderen Ergebnis: Von den zehn Profilen, über die während der investigativen Recherche bestellt wurde, seien nur zwei gelöscht worden. Die übrigen bestünden vier Monate nach Meldung noch immer.

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