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Drei Warnzeichen dafür, dass jemand aus eurem Umfeld in einer Partnerschaft misshandelt wird

Der Tod der 22-jährigen Gabby Petito und die Fahndung nach ihrem Verlobten Brian Laundrie haben in den USA eine landesweite Diskussion über häusliche Gewalt ausgelöst. Die 22-Jährige war mit Laundrie auf einer Autoreise quer durch Amerika unterwegs, als Beamte das Paar am 12. August nach einem Streit anhielten. Petitos Eltern meldeten sie am 11. September als vermisst. Mehr als eine Woche später wurde sie tot aufgefunden – dem FBI zufolge ist Petito erwürgt worden.

Ihr Verlobter Brian Laundrie war von der Reise zunächst allein zurückgekehrt und hatte zunächst seine Aussage verweigert. Dann verschwand er. Am Donnerstag wurden nun auch seine menschlichen Überreste in einem Naturschutzgebiet im US-Bundesstaat Florida gefunden. Laundrie galt nicht direkt als Tatverdächtiger, aber als für die Ermittlungen relevante Person. Der Fall hatte auch deswegen international Aufsehen erregt, weil Petito und Laundrie in den sozialen Netzwerken viele Bilder ihrer Reise gepostet hatten.

Gabby Petitos Familie hat im Oktober nun die „Gabby-Petito-Stiftung“ ins Leben gerufen, die Fälle von vermissten Personen unterstützt und Opfern von häuslicher Gewalt finanzielle Hilfe zukommen lassen soll. Experten zufolge ist häusliche Gewalt in Beziehungen oft schwer zu erkennen. „Missbraucher sind manipulativ. Natürlich sucht es sich niemand aus, in einer missbräuchlichen Beziehung zu stecken. Aber wenn man einmal manipuliert oder unter Druck gesetzt wird, ist es schwer, aus einer solchen Beziehung herauszukommen. Menschen neigen dazu, sich einer Gehirnwäsche unterziehen zu lassen", erklärte der Beziehungsexperte Jaime Bronstein.

Ihr denkt an eine bestimmte Person, die ihr kennt, wenn ihr das alles hört? Wir wollen euch eine erste Hilfestellung geben, die euch eine Orientierung sein kann und hilft, herauszufinden, ob jemand aus eurem Umfeld in seiner oder ihrer Beziehung womöglich misshandelt wird. Hier sind drei Anzeichen dafür, dass ein geliebter Mensch (oder auch ihr selbst) in einer missbräuchlichen Beziehung steckt – und Tipps, was ihr in diesem Fall tun könnt.

Die Person beginnt, sich abzuschotten

Antwortet ein geliebter Mensch nicht mehr auf SMS oder Anrufe, könnte das ein erstes Warnzeichen sein. Es kann auch sein, dass Betroffene aufhören, ihren Hobbys nachzugehen, erklärt die US-amerikanische Psychotherapeutin Babita Spinelli im Gespräch mit Business Insider.

Die Täter tun oft alles, um ihre Partner von Familie und Freundeskreis abzuschotten. Ashley McGirt, eine weitere Psychotherapeutin aus den USA, berichtet, dass sie Fälle erlebt hat, in denen Täter die Nummern im Telefonbuch seines Opfers änderte und dieses seine Freunde somit nicht mehr erreichen konnte. Wenn ihr euch wundert, dass ein euch nahestehender Mensch sich immer weiter zurückzieht, kann es aber auch sein, dass sich die betroffene Person für ihre Situation schämt – oder Freunde und Familie nicht belasten will.

Die Person wertet sich öfter selbst ab

Die Betroffenen verändern sich oft von lebhaften, selbstbewussten Menschen zu ängstlichen, schüchternen Charakteren. Sie haben Angst davor, eigene Entscheidungen zu treffen. „Wenn man immer und immer wieder gesagt bekommt: ,Du bist wertlos', fängt man irgendwann an, es zu glauben", sagt McGirt.

Da solche Personen oft keine anderen zwischenmenschlichen Beziehungen mehr pflegen, bekommen sie keine Bestätigung mehr von anderen. Vor allem während der Pandemie war und ist das ein Problem. Betroffene waren mit mit ihren missbräuchlichen Partnern zu Hause gefangen. Nicht einmal zu Kollegen hatten viele noch persönlichen Kontakt. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Stress und die Isolation während der Pandemie mit zunehmender Gewalt in Partnerschaften zusammenhängen.

Die Person entschuldigt sich für ihren Partner – oder spricht gar nicht über ihn

Wenn ein Freund oder eine Freundin nicht über den Partner oder die Partnerin spricht, „könnte das ein Zeichen dafür sein, dass er oder sie in Gefahr ist und den Täter oder die Täterin schützt, weil er oder sie Angst hat, weiter missbraucht zu werden, wenn jemand herausfindet, was vor sich geht“, sagt der US-amerikanische Beziehungexperte Jaime Bronstein.

Therapeutin Babita Spinelli ergänzt, dass eine missbrauchte Person womöglich auch damit beginne, „sich hinter Gründen zu verstecken, die das missbräuchliche Verhalten ihres Partners gerechtfertigt erscheinen lassen. Vielleicht lenkt sie das Gespräch auch auf dessen ,positiven Seiten'."

In diesem Fall glaubt der oder die Betroffene vielleicht wirklich, dass er oder sie in einer guten Beziehung lebt. Der Täter zeichnet in seinem oder ihrem Kopf durch Gehirnwäsche ein falsches Bild von Liebe. Er wendet ähnliche Taktiken wie Sektenführer an, erklärt Ashley McGirt. Es könne sein, dass die Beziehung stets zwischen Phasen intensiver Liebe und Missbrauch hin- und herpendle. Täter erwähnen dann immer wieder das „eine Mal“, bei dem sie für ihren Partner da waren.

Bleibt in Kontakt und zeigt Lösungen auf

Ashley McGirt rät Familienangehörigen und Freunden, die einen Verdacht auf Misshandlung in ihrem Umfeld haben, so oft wie möglich Kontakt zur vermutlich betroffenen Person zu suchen – durch häufige Anrufe, Besuche oder Videochats. Dadurch lassen sich die Situation und die möglichen Anzeichen von körperlicher Misshandlung besser einordnen. Sie sagt auch: Scheut euch im Ernstfall nicht davor, Strafverfolgungsbehörden einzuschalten.

Weiterhin empfiehlt die Expertin, mit den vermutlich Betroffenen über mögliche Lösungen und Auswege aus ihrer Beziehung zu sprechen. Auch Geschichten über eigene problematische Beziehungen oder die von anderen Menschen zu erzählen, kann Betroffenen helfen. „Wenn ihr eine persönliche Erfahrung gemacht habt, kann das sehr hilfreich sein. Die Betroffenen wissen dann: ,Das bin nicht nur ich, ich bilde mir das nicht ein, das ist falsch.'"

Falls eine Person, die ihr kennt, oder ihr selbst in einer missbräuchlichen Beziehung steckt, gibt es viele Anlaufstellen, die ihr kontaktieren könnt. Die Telefonseelsorge erreicht ihr rund um die Uhr unter der Nummer 0800 111 0111 oder der Nummer 0800 111 0222. Auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ erreicht ihr das ganze Jahr lang und 24 Stunden am Tag unter der Nummer 08000 116 016. Das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ erreicht ihr unter der Nummer 0800 123 99 00. Scheut euch im Notfall nicht davor, die Polizei zu informieren.

Dieser Text wurde von Lisa Ramos-Doce aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.