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Was ist dran am Hype ums Kokosöl? Forscher haben sich angesehen, ob es wirklich besser ist als andere Fette

Es gilt als Superfood, doch Forscher kommen zu dem Schluss, dass es eines der ungesündesten Fette ist — und raten ab, es als normales Speiseöl zu nutzen.

Wie gesund ist Kokosöl? (Bild: Getty Images)
Wie gesund ist Kokosöl? (Bild: Getty Images)

Ob zum Backen, Braten oder als Butter-Ersatz auf dem Brot: Kokosöl, auch Kokosfett genannt, wird von vielen als Superfood gehypt. Es soll beim Abnehmen helfen, für gute Cholesterin-Werte sorgen und den Befürwortern zufolge gar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Was davon tatsächlich stimmt und was nicht hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in einer Meta-Studie untersucht. Dafür haben sie die Resultate von 16 anderen, bereits veröffentlichten Studien zum Thema miteinander verglichen.

Die Meta-Studie kommt zu einem eindeutigen Schluss, der die Fans des Kokosöls erschrecken durfte: Es muss den Studienergebnissen zufolge als eines der schädlichsten Speiseöle überhaupt angesehen werden. Denn es führt den Wissenschaftlern zufolge über einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel — das gemeinhin auch als "böses Cholesterin" gilt — zu einem deutlich erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kokosöl erhöht den Cholesterin-Spiegel weit mehr als andere Fette

Ungesättigte Pflanzenöle aus Soja-, Mais-, Oliven- oder Erdnussöl hätten eine eindeutig weniger negative Auswirkung auf den Cholesterinspiegel, so die Forscher um Nithya Neelakantan von der University of Singapore. Kokosöl dagegen besteht hauptsächlich aus der gesättigten Fettsäure Laurinsäure, aber auch aus anderen langkettigen gesättigten Fettsäuren wie Myristin- und Palmitinsäuren.

All diese gesättigten Fettsäuren erhöhten das LDL-Cholesterin und belasten somit das Herz-Kreislauf-System. Laurinsäure, die am häufigsten vorkommende Fettsäure in Kokosöl, erhöht der Meta-Studie zufolge signifikant den LDL-Cholesterin-Spiegel. Allerdings kommen gesättigte Festsäuren auch in anderen Nahrungsmitteln wie Milchfett und Palmöl vor — und trotzdem schneidet Kokosöl auch im Vergleich zu diesen beiden schlechter ab.

Im Vergleich zu Palmöl etwa — einem als besonders ungesund geltenden pflanzlichen Fett — erhöht Kokosöl den LDL-Cholesterinspiegel nachweislich. Eine der in die Meta-Studie einbezogene Untersuchung kam gar zu dem Ergebnis, dass Kokosöl den Cholesterin-Spiegel stärker erhöht als Butter. Die Autoren merken jedoch an, dass die Datenlage für einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Kokosöl und Butter noch zu dünn sei.

Dass Kokosöl als gesund gilt sei "ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie"

Eine Einschränkung bezüglich der Studienergebnisse aber gibt es: Auch wenn der ungünstige Effekt des Kokosöls auf den Cholsterinspiegel nachgewiesen ist, so gibt es bisher keine klinische Studie, die die direkte Wirkung von Kokosöl auf kardiovaskuläre Ereignisse wie einen Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder einen Schlaganfall untersucht hätte. Indirekt aber kann man diesen Zusammenhang nahelegen: Denn dauerhaft zu viel Cholesterin kann die Blutgefäße verstopfen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.

Der Konsum von Kokosöl hat den Wissenschaftlern zufolge allerdings im Vergleich zu nicht-tropischen Pflanzenölen keinen nachweisbaren negativen Einfluss auf den Blutzucker, Entzündungen und Adipositas.

Dennoch schreiben die Forscher, dass "das Ersetzen von Kokosöl durch nicht-tropische ungesättigte Pflanzenöle, insbesondere solche, die reich an mehrfach ungesättigten Fetten sind, einen gesundheitlichen Nutzen hat. Wir sind überzeugt, dass die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Analyse in die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen einfließen sollten."

Die Autoren gehen sogar so weit, vom Konsum von Kokosöl als Standard-Speiseöl abzuraten: "In der kulinarischen Praxis sollte Kokosnussöl nicht als normales Speiseöl verwendet werden, obwohl es freilich aus geschmacklichen Gründen sparsam eingesetzt werden kann."

Der Umstand, dass einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge 72 Prozent der US-Amerikaner Kokosöl für ein "gesundes Nahrungsmittel" halten, sei "ein bemerkenswerter Marketing-Erfolg der Kokosnuss-Industrie, die Kokosnuss-Öl als ein natürliches, gesundes Produkt anpreist, obwohl der Konsum nachgewiesenermaßen zu einer Erhöhung des LDL-Cholesterin führt und ursächlich für Atherosklerose und kardiovaskuläre Probleme ist".

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im Juni 2020. Er wurde nun geprüft und aktualisiert.

VIDEO: "Wundermittel" Kokosöl: Dafür solltest du es nicht verwenden