Diese Deutschen gewannen in Venedig

image

Wim Wenders hat es mal wieder geschafft. Seine neue Regiearbeit “Die schönen Tage von Aranjuez” befindet sich im Wettbewerb der diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Sollte sich das Drama nach dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Handke gegenüber der Konkurrenz durchsetzen, dann wäre der Erfolg großartig, jedoch nicht einzigartig. Auf dem ältesten Filmfestival der Welt haben schon so manche deutsche Filmschaffende gewonnen. Wir zählen sie auf.

(Bild: Donata Wenders / NFP)

image

ALEXANDER KLUGE

Mit seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm “Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos” gelingt Alexander Kluge" 1968 ein Paukenschlag. Der formal unkonventionelle Film um eine junge Zirkusdirektorin, die gegen viele Widerstände einen Reformzirkus ins Leben rufen will, erhält als erster deutscher Film überhaupt den Goldenen Löwen. Bereits zwei Jahre zuvor sorgt Kluge auf dem Lido für Aufsehen, als er für sein Meisterwerk “Abschied von Gestern” den Spezialpreis der Jury gewinnt.

image

MARGARETHE VON TROTTA

Als Margarethe von Trotta 1981 für “Die bleierne Zeit” den Goldenen Löwen gewinnt, bekommt das Thema Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur weltweite Aufmerksamkeit. Trotta geht zudem als erste Filmemacherin in die Geschichtsbücher ein, die mit dem wichtigsten Preis des Festivals ausgezeichnet wird. Der Polit-Thriller kreist um das politische Engagement zweier Schwestern, von denen eine sich radikalisiert, verhaftet wird und im Gefängnis stirbt.

(Bild: NFP marketing & distribution)

image

WIM WENDERS

Mit der Vergabe des Goldenen Löwen an Wim Wenders’ Drama “Der Stand der Dinge” ein Jahr nach von Trottas Erfolg würdigt das Festival auch die Bewegung des Neuen Deutschen Films, dessen prominentester Vertreter Wenders ist. Der Triumph markiert zugleich den Schlusspunkt einer Ära. Mit dem Siegeszug des Blockbuster-Kinos, dem politischen Wandel in Deutschland mit der Regierungsübernahme Helmut Kohls und vor allem: dem Tod Rainer Werner Fassbinders geht die fruchtbarste Zeit des deutschen Nachkriegsfilms zu Ende.

(Bild: Warner Bros.)

image

FATIH AKIN und PHILIP GRÖNING

Seit dem Niedergang des Neuen Deutschen Films ist die Präsenz deutscher Filme bzw. Filmemacher in Venedig ebenso rar gesät wie auf dem Filmfest von Cannes. Den einen oder anderen Preis haben hiesige Regisseur auf dem ältesten Filmfestival der Welt dennoch absahnen können. Zum Beispiel Fatih Akin und Philip Gröning, die jeweils mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet werden - ersterer für die Komödie “Soul Kitchen”, letzterer für das beklemmende Drama “Die Frau des Polizisten”.

(Bild: Camino Filmverleih)

image

EMIL JANNINGS

Bei der Aufzählung deutscher Venedig-Gewinner müssen natürlich auch die Schauspieler erwähnt werden. Emil Jannings etwa ist nicht nur der erste Vertreter seines Fachs, der einen Oscar erhält. Der Charakter-Darsteller gehört auch zu den ersten Preisträgern des Darsteller-Preises in Venedig. Erhalten hat er den Coppa Volpi, benannt nach dem italienischen Unternehmer und Politiker Giuseppe Volpi, im Jahr 1937 für seine Leistung in dem Propaganda-Film “Der Herrscher”.

(Bild: Szene aus “Der blaue Engel”, Universum Film)

image

CURD JÜRGENS

1955 ist ein besonderes Jahr. Nicht nur wird der Preis für den besten männlichen Darsteller an zwei Schauspieler vergeben, nämlich an den Briten Kenneth Moore und den Deutsch-Österreicher Curd Jürgens. Letzterer wird zudem für zwei Filme preisgekrönt. Jürgens erhält den Coppa Volpi für die deutsch-französische Produktion “Die Helden sind müde” und Helmut Käutners Carl-Zuckmayer-Adaption “Des Teufels General”.

(Bild: Szene aus “Des Teufels General”, Kinowelt Home Entertainment)

image

GÖTZ GEORGE

Der im Juni dieses Jahres verstorbene Schauspiel-Gigant Götz George gehört ebenfalls zu den Gewinnern des Darsteller-Preis in Venedig. Der Sohn der bis heute umstrittenen Schauspiel-Legende Heinrich George erhält die Auszeichnung für seine denkwürdige Darstellung des Serienmörders Fritz Haarmann in dem Kammerspiel “Der Totmacher”.

(Bild: Götz George in “Mein Kampf”, Lighthouse Home Entertainment)

image

KATJA RIEMANN

Als Margarethe von Trottas “Rosenstraße” 2003 in die Kinos kommt, sorgt das Drama über den 1943 in Berlin stattgefundenen Aufstand von Männern und Frauen angesichts der Verhaftung ihrer jüdischen Ehepartner in Intellektuellen-Kreisen für Aufruhr. Moniert wird vor allem die wenig authentische Darstellung der realen Ereignisse. Die Kritik geht mit einem Triumph für die Hauptdarstellerin Katja Riemann einher, die in dem Jahr in Venedig zur besten Darstellerin gekürt wird.

(Bild: Katja Riemann in “Rosenstraße”, Concorde Home Entertainment)