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Das sind diejenigen, die tatsächlich verlieren, wenn Justin Bieber ein Konzert absagt

Justin Bieber brach zahlreiche Fan-Herzen und Twitter explodierte, als er am 25. Juli plötzlich die verbleibenden Konzerte seiner Purpose Tour wegen „unvorhergesehener Umstände“ absagte.

Der 23-jährige „Despacito“-Sänger, der in den vergangenen 18 Monaten bereits 154 Konzerte gegeben hat, sollte noch in Japan, Hongkong, auf den Philippinen und in Singapur auftreten sowie in mehreren US-amerikanischen Städten und im Rogers Centre in Toronto.

Einige Beliebers waren am Boden zerstört. Für andere war es zu spät für eine Entschuldigung. Aber als Bieber verkündete, dass er die verbleibenden 14 Konzerte absagt, waren nicht nur die Fans enttäuscht – auch seine Backup-Musiker, Tänzer, Personal Trainer, Köche, Visagisten und Crewmitglieder könnten nicht den Lohn erhalten, der ihnen ursprünglich versprochen wurde. An den Konzertorten sind Saaldiener, Sicherheitspersonal, Bühnenpersonal, Angestellte an der Kasse und Merchandise-Verkäufer betroffen.

Wer muss zahlen?

Bevor sie ihre Tour starten, schließen die meisten Künstler eine Versicherung gegen Nichterscheinen ab. Damit schützen sie ihr Einkommen im Fall von höherer Gewalt, eines schweren Unfalls oder aufgrund von Krankheit, die ein Auftreten verhindern könnten. Manchmal nehmen die Künstler auch die engsten Mitarbeiter in die Versicherung auf, manchmal nicht.

„Das ist bei jeder Person anders: Sie haben ihre eigene Vorstellung, wie viel Prozent sie abgesichert haben wollen – ob sie die Kommissionen abdecken oder die Kommissionen nicht abdecken, damit die Leute, [die] mit ihnen arbeiten, bezahlt werden. Manchmal bezahlen die Personal Manager, die Business Manager und die Agenten einen Teil der Versicherungssumme, damit sie abgesichert sind, falls etwas passiert. Das ist wirklich in allen Bereichen möglich“, sagt der Versicherungsexperte für die Unterhaltungsbranche, Robert Frost aus Nashville auf der Webseite der Grammys.

Allerdings ist die Versicherung teuer, merkt Frost im selben Interview an und sagt, dass sie bis zu drei Prozent der Summe betragen könne, für die der Künstler versichert ist. Im Mai 2017 betrugen Biebers Einnahmen seiner Purpose Tour seit ihrem Beginn im März 2016 geschätzt knapp 170 Mio. Euro. Wenn Bieber eine vollständige Deckung gekauft hat, hätte er dafür bis zu 5 Mio. Euro zahlen müssen.

Bieber muss wahrscheinlich die Rückerstattungen aus eigener Tasche bezahlen

Laut Konzert-Fachzeitschrift „Pollstar“ steht Bieber auf dem fünften Platz der Global Concert Pulse Liste, die jeden Künstler anhand der durchschnittlichen Einnahmen der Ticketverkäufe pro Stadt weltweit bewertet. Allein im Juli 2017 nahm Bieber mit Kartenverkäufen umgerechnet 2.722.613 Euro ein und der Preis für eine Karte lag im Schnitt bei 93,21 Euro. Muss er das zurückzahlen? Aller Wahrscheinlichkeit nach ja.

„Wenn ein Künstler vor einem Konzert absagt, müssen die bis zu diesem Zeitpunkt gemachten Ausgaben typischerweise vom Veranstalter getragen werden“, sagte Jerry Mickelson von Jam Productions, der unter anderem Konzerte von Tegan and Sara, Beck und Haim promotet. „Entweder wird der Veranstalter vom Künstler entschädigt, wenn die Veranstaltung nicht verlegt wird oder die Kosten der Absage werden bezahlt, wenn das Konzert stattfindet.“

Im Rogers Centre in Toronto, in dem Sport- und Musikveranstaltungen stattfinden, ist Platz für 10.000 bis 50.000 Konzertbesucher. Wenn Bieber 25.000 Karten für jeweils ein abgesagtes Konzert in Toronto, die am 5. Und 6. September stattfinden sollten, in den USA zu einem durchschnittlichen Ticketpreis verkauft hat, macht das 4.660.500 Euro an Einnahmen aus dem Kartenvorverkauf.

Die typischsten Gründe für kurzfristige Absagen sind laut „Washington Post“ Krankheit und schlechtes Wetter. Biebers Statement erklärt bereits, dass Konzertkarten bei den Vorverkaufsstellen erstattet werden, aber Versicherungsverträge umfassen normalerweise nicht „unvorhergesehene Umstände“ als Grund für die Absage eines geplanten Konzerts. Wenn die Berichte der Promi-News-Seite TMZ wahr sind, dass er sich Zeit nehmen möchte, sich „zu erholen, zu entspannen und Motorrad zu fahren“, dann wird der Popstar die Rechnung für die Rückerstattungen wohl selbst bezahlen müssen.

Es kann passieren, dass die Fans kein Geld zurückbekommen

Selbst wenn man die Karten an den Vorverkaufsschaltern zurückgeben kann, kann es ein potenzieller Verlust für Fans sein, die ihre Karten bei Drittanbietern im Internet oder über Kleinanzeigen im Internet gekauft haben. StubHub erstattet den Kaufpreis nur zurück, wenn eine Veranstaltung abgesagt wird, nicht wenn sie verlegt wird. Craigslist- oder Kijiji-Käufer sind noch schlimmer dran, denn nur der ursprüngliche Käufer erhält eine Erstattung direkt vom Veranstalter und es liegt dann am Originalkäufer, dies weiterzugeben. Aufgrund des begrenzten Kontingents ist es zwar nicht immer möglich, aber Fans sollten teure Karten am besten direkt auf Seiten wie Ticketmaster kaufen und ein paar Euro extra für eine Ticket-Versicherung für den Fall ausgeben, dass sie verhindert sind.

Wenn ein Konzert unerwartet abgesagt wird, erhalten die Crew-Mitglieder, die nicht zum engeren Kreis gehören – wie das Produktionsteam, der Kameramann und der Monitor-Mann –, ein Taggeld, erklärt Musikjournalist Nick Krewen. Wenn sie gut verhandelt haben und es zu Beginn der Tour in ihren Vertrag aufgenommen wurde – die meisten haben dies allerdings nicht –, dann erhalten sie eine Entschädigung für die gesamte Tour. Crewmitglieder werden generell auch für keine Unterbrechungen bezahlt, die die Künstler einplanen.

Was ist mit den Merchandise-Artikeln?

Wenn die Merchandise-Artikel für die Tour bereits hergestellt wurden, dann, so sagt Mick von Jam Productions, ist das etwas, das der Künstler direkt mit dem Merchandise-Unternehmen aushandeln muss. Aber ein Unternehmen ist nicht allzu traurig. Das australische Unternehmen Culture Kings, das Streetwear verkauft, schlug umgehend Kapital aus der abgesagten Tour und postete Fotos der Purpose Tour T-Shirts mit dem Kommentar: „Dies sind die letzten Stücke [der Purpose Tour Kleidungsstücke], die jetzt weltweit noch übrig sind und wegen der Absage der Tour stieg der Wiederverkaufswert dieser Stücke ins Unermessliche und sie sind inzwischen zu Klassikern geworden.“

Abgesagte Konzerte werden Biebers Popularität nicht mindern

Trotz der umfassenden und potenziell gefährdenden finanziellen Konsequenzen wird die Reputation eines Künstlers durch eine abgesagte Tournee nicht wesentlich geschädigt, erklärte der Konzertagent Michael Jarowek von Birchmere der „Washington Post“.

„Vom Karriere-Standpunkt aus betrachtet schadet es Künstlern kaum, Auftritte abzusagen, wenn sie gefragt sind und nicht für Monate ausfallen.“

Iman Sheikh