Die zehn besten Filmmomente des Jahres 2016

Die Rückkehr eines laut atmenden dunklen Lords, ein Erstkontakt, wie es ihn noch nie gab, ein Philanthrop, der sich mit einem computeranimierten Bären anlegt, ein 20 Etagen großer Paul Rudd - wir können ohne Übertreibung behaupten, dass wir all das 2016 gesehen haben.

Balu, Spiderman und Lord Vader schafften es auf unsere Liste. (Bild: Disney, Marvel, LucasFilm)

Während 2016 die Qualität der großen Filme im Vergleich zu den Vorjahren - wie die meisten bestätigen werden - zu wünschen übrig ließ, waren es für das anspruchsvolle Kino insgesamt betrachtet großartige zwölf Monate.

Unabhängig von Dimension, Budget oder Gesamtqualität bescherte uns dieses Jahr viele denkwürdige Kinomomente. Hier sind einige unserer Favoriten, in keiner bestimmten Reihenfolge:

Warnung: Spoiler

Team Cap macht sich auf in den Kampf. (Bild: Marvel Studios)

Die Flughafen-Kampfszene ("The First Avenger: Civil War")

Der Erfolg dieses Marvel Studio-Films, der auf dem gigantischen Aufeinandertreffen der Superhelden basiert, hing stark von der Umsetzung der Kampfszenen zwischen den beliebten Helden ab. Nachdem alle ihre Seiten gewählt hatten und Team Cap und Team Iron Man sich gegenüber traten, konnte der Kampf alle Erwartungen erfüllen.

Tom Holland aka "Spider-Man" stahl den anderen beinahe die Show, aber jeder Charakter hatte seinen ganz eigenen Moment im Rampenlicht. Das Highlight war die Szene, in der Ant-Man (Paul Rudd) zum ersten Mal zu Giant-Man wurde und damit die Karten für den Kampf neu mischte und für Ablenkung sorgte.

Nachdem er es mit Tony Starks vereinten Truppen aufgenommen hatte, wurde der Gigant schließlich gefüllt, als Spidey (inspiriert durch den "sehr alten Film" "Das Imperium schlägt zurück") die Idee hatte, ihn wie einen Allterrain-Angriffstransporter zum Stolpern zu bringen.

Ein Marvel-Kampf, den die Fans nicht so schnell vergessen werden.

Die jungen Schauspieler von "Sing Street". (Bild: Lionsgate)

Drive It Like You Stole It ("Sing Street")

John Carney kann einfach nicht damit aufhören, wunderbare Filme zu machen. "Once" war eine Perle des Independent-Kinos und sorgte bei der Oscar-Verleihung für einen der besten Momente aller Zeiten, während "Can A Song Save Your Life" eine hinreißende Romantikkomödie ist, die größeren Erfolg verdient hätte.

"Sing Street" ist allerdings das beste Werk des Regisseurs: Eine fröhliche Ode an die Musik der 80-Jahre, die die musikalische Reise eines in Dublin aufgewachsenen Jungen beschreibt. Die größte Stärke des Films ist Carneys Talent als Songwriter: Genre und Stil wechseln von einer Sekunde auf die nächste.

Den Höhepunkt bildet jene Szene, in der Sing Street (die titelgebende Band in dem Film) das Video für "Drive Live You Stole It" drehen. Wir sehen das Video in der Vorstellung von Frontman Conor: Ein herrlicher Tribut, der an 80-Jahre-Filme wie "Zurück in die Zukunft?" angelehnt ist.

Darth Vader in "Star Wars: Rogue One" (Bild: Disney)

Vaders Rückkehr ("Rogue One: A Star Wars Story")

Alle, die den Film gesehen haben, werden genau wissen, welche Szene wir in diese Liste aufnehmen, aber keine Sorge, wir werden nichts über den "Star Wars"-Film verraten, das nicht bereits in der Werbung zu sehen war.

Darth Vaders Rückkehr für dieses Prequel, das nur wenige Wochen vor "Eine neue Hoffnung" spielt, wurde intensiv beworben. Einige hatten befürchtet, er würde einfach eingeschoben werden, um das ganze Rampenlicht für sich zu beanspruchen, doch Regisseur Gareth Edwards setzte den legendären Schurken perfekt ein.

Lord Vader ist nur wenige Minuten zu sehen, er macht jedoch einen gewaltigen Eindruck, ohne den Film an sich zu reißen oder den neuen Charakteren des Films in irgendeiner Weise zu schaden.

Chris Pine als ein älterer und weiserer Captain Kirk in "Star Trek Beyond". (Bild: Paramount Pictures)

Sabotage ("Star Trek Beyond")

Es gibt keinerlei Grund für die Szene, zu funktionieren… aber irgendwie funktioniert die Sequenz aus Justin Lins "Star Trek Beyond", in der die USS Enterprise zum Sound der Beastie Boys einen Schwarm von Idris Elba aka Krall kommandierter Raumschiffe zerstört - und zwar sogar außerordentlich gut.

Beim Erscheinen des ersten Filmtrailers nahmen viele Anstoß daran, dass der 90-er Hit "Sabotage" als Hommage an seinen unvergessenen Einsatz im J.J. Abrams-Reboot aus dem Jahr 2009 verwendet wurde.

Im Film funktioniert es allerdings großartig, vor allem, da der Großteil der Zuschauer bei den ersten Klängen denken würde: Nein, sie würden doch nicht... oder doch?? Sie haben es getan, und es war fantastisch.

Die schemenhafte Figur eines außerirdischen Besuchers in "Arrival". (Bild: Paramount Pictures)

Der Kontakt ("Arrival")

Denis Villeneuves Film, der über Nacht zum Sci-Fi-Klassiker wurde, erzählt ein Szenario, das wir schon etliche Male im Kino gesehen haben, in einer Weise, von der viele gedacht hätten, dass man sie nicht auf die Leinwand übertragen könne. Aber es funktionierte.

Der Film hat viele geniale Momente - vor allem die Wende am Ende, die wir nicht vorweg nehmen wollen. Daher haben wir jene Szene gewählt, in der die Sprachwissenschaftlerin Amy Adams zum ersten Mal eines der rund um die Erde stationierten Alien-Schiffe betritt.

Regisseur Villeneuve baut vor der ersten Begegnung mit den Aliens Spannung auf, Amy Adams und Jeremy Renner fügen mit ihrer Schauspielkunst gespannte Erwartung und Beklemmung angesichts des bevorstehenden Kontaktes hinzu, und die außergewöhnliche Filmmusik von Johann Johannsson rundet die Stimmung perfekt ab.

Black Phillip in "The Witch". (Bild: Universal Pictures)

Black Phillip ("The Witch")

Als Horrorfilm ist es oft schwer, herauszustechen oder diesem filmreichen Genre einen neuen Stempel aufzudrücken, aber "The Witch" gelingt beides, und zwar aus vielen Gründen - nicht zuletzt wegen Black Phillip.

Black Phillip ist eine Ziege. Eine sehr, sehr furchteinflößende Ziege. Er steht im Mittelpunkt dieser Geschichte, die im Amerika des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist und von einer kleinen Familie handelt, die ihre Farm am Rand eines großen, düsteren Waldes errichtet, der nichts Gutes erahnen lässt.

Wie es bei Horrorfilmen üblich ist, finden wir im letzten Akt heraus, dass der Wald eine schreckliche Kreatur beherbergt - und zwar Black Phillip, der seine satanische Seite offenbart.

Balu (Bill Murray/Armin Rohde) und Mogli (Neel Sethi) in "The Jungle Book". (Bild: Disney)

Probier's mal mit Gemütlichkeit ("The Jungle Book")

Kommen wir wieder zu etwas Fröhlicherem: Eine der größten Erfolgsgeschichten des Jahres war Jon Favreaus "The Jungle Book", das die klassische Geschichte sowohl unter Berücksichtigung des beliebten Disney-Trickfilms als auch von Rudyard Kiplings Buchvorlage neu erzählte.

Der Balance zwischen den beiden ist perfekt und wird durch die fantastische schauspielerische Leistung des jungen "Menschendarstellers" Neel Sethi und großartigen Synchronsprechern verstärkt. Zu Letzteren zählen unter anderem Idris Elba (dt. Ben Becker), Lupita Nyong'o (dt. Heike Makatsch) und natürlich Bill Murray (Armin Rohde).

Sowohl Bill Murray als auch Armin Rohde beweisen, dass sie die geborenen Balu-Sprecher sind, und in der besten Reminiszenz des berühmten Trickfilms singen Balu und das Menschenjunge Mogli "Probier's mal mit Gemütlichkeit" (engl. Original: "Bare Necessities"), während sie auf einem wunderschönen Fluss durch den Dschungel treiben.

Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) mit Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) im neuen Film der Coen-Brüder, "Hail Caesar!" (Bild: Universal Pictures)

Would That It Were So Simple ("Hail Caesar!")

Drama, Terror und Freude haben diese Liste bisher angeführt, deshalb folgt nun eine Szene, in der sich alles nur um den scharfsinnigen Dialog und die herausragende schauspielerische Leistung dreht.

Als Western-Star Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) für den Episodenfilm des noblen Regisseurs Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) engagiert wird, krachen die beiden Männer dank ihrer unterschiedlichen filmischen Vergangenheit wunderbar aufeinander.

Doyles Unfähigkeit, den Satz "Wäre es doch bloß so einfach" richtig auszusprechen, bringt Laurentz (oder Laurence, wir können uns beim Vornamen nennen, mein guter Junge) in grenzenlose Rage. Zwei meisterhaft komische Darbietungen.

Maui (The Rock/Andreas Bourani) singt ?You?re Welcome? f?r Vaiana (Auli?i Cravalho/Lina Larissa Strahl). (Bild: Disney)

You're Welcome ("Vaiana")

Disneys jüngstes Wunderwerk erz?hlt eine Geschichte mit moderner Note, ohne dabei auf das zu verzichten, was Disney-Trickfilme so wunderbar zeitlos macht.

Wie bei "Die Eiskönigin - V?llig unverfroren", "Aladdin", "König der Löwen" und zahlreichen anderen Filmen sind die Lieder aus "Vaiana" fantastisch. "Hamilton"-Komponist Lin-Manuel Miranda schrieb für "Vaiana" viele großartige Lieder, aber wir haben uns für "You're Welcome" entschieden.

Der von Dwayne Johnson (im Deutschen von Andreas Bourani) gesprochene Halbgott Maui ist ein nervender Typ aus der Kategorie "Mansplainer", und "You're Welcome" fängt die Essenz dieses Charakters, der sich für ein Geschenk an die Welt hält, perfekt ein. Es ist außerdem sehr genial, The Rock (im englischen Original) beim Singen eines Disney-Songs zu hören.

Der Bär zerfleischt Leonardo DiCaprios Rücken in "The Revenant - Der Rückkehrer". (Bild: 20th Century Fox)

Leo vs. der Bär ("The Revenant - Der Rückkehrer")

Leonardo DiCaprios lange Reise zum Oscar-Ruhm führte über die Rolle eines afrikanischen Waffenschmugglers, eines drogengeschädigten Börsenmaklers und Howard Hughes, bis er schließlich für seine Rolle in "The Revenant - Der Rückkehrer" den Academy Award?als bester Hauptdarsteller gewann.

Das Oscar-Komitee liebt es, Schauspieler für ihre Kunst leiden zu sehen, und genau dieser Weg führte für Leo schließlich zum Erfolg. Und gelitten hat er für Alejandro G. Iñarritus zermürbende Rachegeschichte in der Tat.

Während Leo selbst viel Schlimmeres auf sich nehmen musste als einen Schaukampf mit einem computergenerierten Bären, musste sein Filmcharakter lediglich durch die Hölle gehen, die aus dem blutigen, hinterhältigen Angriff bestand, die den Ausgangspunkt der Filmhandlung darstellt.

Ben Skipper

Redakteur