Die fantastische Geschichte von Steve Buscemi und 9/11

Der Star aus „Fargo“ und „Boardwalk Empire“ arbeitete von 1980 bis 1984 als Feuerwehrmann in New York, bevor er sich hauptberuflich auf die Schauspielerei konzentrierte. Als die Twin Towers einstürzten, eilte er allerdings zu seiner alten Feuerwache in Little Italy.

„Es ist sehr chaotisch. Überall ist Lärm, Glas zerbricht und man hat eine Maske auf, weshalb man nicht viel sieht“, erzählt Steve Buscemi von seiner Zeit als Feuerwehrmann im Big Apple. „Es ist sehr schwer, das zu beschreiben, aber alle Sinne sind aktiviert. Das Adrenalin schießt durch den Körper und der Geist versucht, konzentriert zu bleiben.“

Sich einen der besten Charakterdarsteller Hollywoods, der von „Reservoir Dogs – Wilde Hunde“ bis hin zu „Armageddon – Das jüngste Gericht“ brillante Leistungen ablieferte, in einem anderen Beruf vorzustellen, ist für einige sicher nicht ganz leicht. Doch vor Hollywood gab es Engine 55.

Der damals 22-jährige arbeitete in der Feuerwache in Little Italy, genauer in der 363 Broome Street in der Innenstadt von Manhattan, nachdem er vier Jahre zuvor die Eintrittsprüfung für den öffentlichen Dienst bestanden hatte.

„Es war wirklich überwältigend“, erzählte er CBS über seinen ersten Tag bei der Feuerwache. „Ich war nervös, wissen Sie? Ich war lange Zeit der ruhigste Junge der Feuerwache.“

„Es geht darum, den Schlauch anzubringen und das Feuer mit Wasser zu löschen“, fuhr er fort. „Man weiß, dass man in der Nähe einen Einsatz hat, da ein bestimmter Geruch in der Luft liegt. Es hilft, von Menschen umgeben zu sein, die einen dabei begleiten.“

Buscemi war bereits während seiner Karriere als Feuerwehrmann als Schauspieler tätig. Als er mit der Rolle als junger Aidskranker in „Abschiedsblicke“ aus dem Jahr 1986 den Durchbruch schaffte, verließ er das FDNY.

Dann kam 9/11 und alles änderte sich schlagartig. Die Twin Tower stürzten ein und das Zentrum von Manhattan war voller Schutt und Leichen – die meisten von ihnen tief in den Trümmern begraben. Buscemi wollte unbedingt helfen und kehrte sofort zur Engine 55 zurück, welche bei der Tragödie vier Männer verloren hatte. Er erzählte es niemandem, gab keine Interviews und ist nur auf wenigen Fotos zu sehen – das nachfolgende Foto soll ihn allerdings zeigen.

Ab 12. September arbeitete er eine Woche lang 12 Stunden pro Tag und half seinen ehemaligen Kollegen bei der Suche nach Überlebenden (343 Feuerwehrmänner starben beim Einsturz der Türme). Er grub sich durch die Überreste des World Trade Centers, suchte nach Zeichen der Überlebenden und half beim Abtransport der Toten.

Erst als ein Facebook-Post von Jonathan Lusk auf einer Gruppenseite mit dem Titel „Brotherhood of Fire“ auftauchte, erfuhr die Öffentlichkeit davon.

„Er machte es nicht für die Publicity“, schrieb Lusk. „Einmal ein Bruder, immer ein Bruder!“

Seine Leidenschaft für seinen früheren Beruf geht aber noch weiter. Im Jahr 2003 wurde er bei einer Gewerkschaftskundgebung verhaftet, bei der er gegen die Schließung von Feuerwachen und für höhere Gehälter demonstrierte. Neun Jahre später, als Hurrikan Sandy 2012 die US-amerikanische Ostküste heimsuchte, half er mit dem FDNY in Breezy Point bei den Aufräumarbeiten.

2014 produzierte er für HBO eine Dokumentation mit dem Titel „A Good Job: Stories of the FDNY“, in welcher er die Arbeit eines Feuerwehrmanns beschrieb.

Er weigert sich auch heute noch, über seine Rückkehr zu seinem alten Job im September 2011 zu sprechen und macht lieber weiter anstatt sich Gedanken über den öffentlichen Beifall zu machen.

Brotherhood of Fire bringt es auf den Punkt: „Damit wir uns richtig verstehen… dieser Mann ist ein echt harter Typ!!!“

Bildnachweis: Rex_Shutterstock, Facebook, Brotherhood of Fire, HBO

Ben Falk