Deutschlands teuerstes Serienprojekt: Lohnt sich "Babylon Berlin"?

Die bisher 16 Folgen von "Babylon Berlin" haben an die 40 Millionen Euro verschlungen. Damit ist das Mammutprojekt von ARD und Sky die bisher teuerste deutsche Serie. Am 13. Oktober geht es los, immer freitags um 20:15 Uhr auf Sky - in Doppelfolgen. Ende 2018 erfolgt dann die Ausstrahlung im Ersten. Weitere Staffeln scheinen zudem nicht ausgeschlossen zu sein; die bisherigen Episoden basieren auf dem Roman "Der nasse Fisch" von Autor Volker Kutscher (54). Doch das war nur der erste Fall von Kommissar Gereon Rath, der Hauptfigur. Auf Papier gibt es derzeit sechs Fälle.

Stoff für mehr "Babylon Berlin" wäre also vorhanden. Die Erwartungshaltung für dieses Großprojekt ist hoch - wegen des Rekordbudgets und der Crème de la Crème der deutschen Film- und Fernsehbranche, die für hinter und vor der Kamera engagiert wurde. Doch hält die Serie, was sie verspricht? Die Nachrichtenagentur spot on news hat die ersten vier Folgen vorab gesichtet...

Der Cast

Das Schauspielensemble von "Babylon Berlin" überzeugt auf ganzer Linie. Volker Bruch alias Gereon Rath wirkt von Minute eins an mysteriös: Was treibt ihn an? Gehört er zu den Guten oder zu Bösen? Seinem Geheimnis will der Zuschauer auf die Spur kommen. Liv Lisa Fries scheint als Charlotte Ritter der leichtfüßige Gegenpart zu sein, die durch die 1920er Jahre tanzt und gerne redet. Doch es steckt mehr in dieser jungen Frau, das wird bereits in den ersten vier Folgen deutlich. Ebenso stark: Peter Kurth alias Bruno Wolter, der sein ganz eigenes Spiel spielt - bei der Sittenpolizei und mit Gereon Rath.

Figuren gibt es jede Menge, ob als Haupt-, Neben- oder Gastrolle. Und sie alle passen wie die Faust aufs Auge, die Casting-Leute haben ganze Arbeit geleistet. Nach den ersten vier Episoden sind noch lange nicht alle Charaktere aufgetaucht - es bleibt also spannend. Vor allem da durch neue Figuren die Dynamik wieder neu gemischt wird. Allein die Dynamik zwischen Gereon Rath und Charlotte Ritter scheint unberechenbar zu sein. Für den "comic relief" sorgt zum Beispiel Karl Markovics, da huscht sogar Gereon Rath mal ein Lächeln über die Lippen...

Story und Umsetzung

Neben dem hervorragenden Schauspielensemble punkten auch Story und Umsetzung. Durch die unterschiedlichen Erzählstränge könnte der eine oder andere Zuschauer zunächst zwar verwirrt sein, aber muss denn gleich nach einer Folge alles klar sein? Nein, das nennt sich Spannungsbogen. Also Geduld bewahren, es lohnt sich! Außerdem hallt "Babylon Berlin" nach und regt zum Nachdenken an - was nicht jede Serie schafft. Eines sollte man aber vielleicht beachten: Nebenbei bügeln, aufräumen oder sich unterhalten, ist keine gute Idee, denn sonst wird womöglich ein wichtiges Detail übersehen.

Apropos Detail: Die Kulisse, die geschaffen wurde, ist herausragend. Das Berlin der 1920er Jahre verschlingt einen förmlich. Ganz gleich, ob beim ausgelassenen Tanzen im glamourösen Ambiente oder in den beengten Verhältnissen, in denen zum Beispiel Charlotte Ritter wohnt. Berlin kommt eben auch dreckig und düster daher, was jener Zeit mehr als angemessen erscheint. Außerdem hat man das Gefühl von einer Rauchwolke umgeben zu sein - denn damals ging der Glimmstängel offenbar kaum aus. Nicht nur das Set-Design stimmt, ebenso Kostüm und Maske haben ganze Arbeit geleistet. "Babylon Berlin" lebt von dieser Detailverliebtheit.

Fazit

"Babylon Berlin" mag nach den ersten Folgen schwer zu beschreiben sein, doch genau das macht die Serie sehenswert. Die grandiose Umsetzung zieht einen tief hinein in das Berlin der 1920er Jahre, in den Glamour ebenso wie in den Moloch. Hinzukommt, dass der Zuschauer die Geheimnisse und Charakterzüge der Protagonisten ergründen und aufdecken will - die Topbesetzung zahlt sich aus. Wie und wann werden die Erzählstränge wohl zusammenlaufen? ... Eine deutsche Serie, die endlich mal wieder fesselt und Lust auf mehr macht.

Foto(s): Frédéric Batier / X Filme 2017, Frédéric Batier / X Filme 2017, Frédéric Batier / X Filme 2017, Frédéric Batier / X Filme 2017