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Deutschland gegen Italien: Die Schlüsselduelle

Deutschland gegen Italien: Die Schlüsselduelle

Vorgezogenes Finale, Klassiker - nennt es, wie ihr wollt. Das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien wird ein echter Kracher! Das sind die Schlüsselduelle im Topspiel.

Eins ist klar: Am Samstagabend treffen im Stadion von Bordeaux die zwei bisher stärksten Teams der Europameisterschaft aufeinander. Sowohl Italien als auch Deutschland agierten in ihren Spielen auf einem hohen taktischen Niveau, zeigten speziell in der Defensive vorwiegend stabile Leistungen. Die Folge: Beide Teams blieben im Achtelfinale ohne Gegentor, Deutschland musste sogar noch gar keinen Treffer hinnehmen.

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Es wird ein Spiel auf Augenhöhe zwischen den großen Fußballnationen, letztlich könnten Kleinigkeiten über den Ausgang des Matches entscheiden. Doch worauf kommt es letztlich an? Wo müssen die Deutschen die Italiener packen, um letztlich siegreich aus der Partie zu gehen? Und wo lauern die größten Gefahren für Löws Team? Wir analysieren die Schlüsselduelle des Viertelfinals:

Jerome Boateng und Mats Hummels gegen Graziano Pellè

Die beliebteste Offensiv-Variante der Italiener gegen Spanien waren lange Bälle in die vorderste Front. Damit überspielten Contes Mannen ein ums andere Mal das gesamte Mittelfeld, ließen die Spanier ins Leere laufen und rückten dann zielstrebig mit mehreren Spielern nach, um im letzten Angriffsdrittel Drucksituationen für die Spanier zu erzeugen. Schlüsselspieler für diesen taktischen Kniff war Graziano Pellè. Der robuste Stürmer des FC Southampton diente als Zielspieler, schirmte den Ball oftmals mustergültig ab und ließ ihn dann an die aufrückenden Mittelfeldspieler tropfen, um dann in die Spitze zu starten.

Graziano Pelle: Schlüsselspieler im italienischen Offensivspiel. (AP Photo/Martin Meissner)
Graziano Pelle: Schlüsselspieler im italienischen Offensivspiel. (AP Photo/Martin Meissner)

Es wird schwer, dieses Spiel schon in der italienischen Hälfte zu unterbinden: Da sich die italienischen Defensivspieler ausgesprochen resistent gegen das spanische Offensivpressing zeigten, wird es darauf ankommen, Pellè an die kurze Leine zu legen und ihm erst gar keinen Raum für die Ballannahme zu gewähren. Gleichzeitig muss die defensive Staffelung so sauber sein, dass selbst im Fall einer erfolgreichen Weiterleitung des Balles durch den Stürmer immer die Absicherung da ist, um daraus keine gefährlichen Aktionen in großer Zahl entstehen zu lassen. Hier dreht sich also alles um das Innenverteidiger-Duo Jerome Boateng und Mats Hummels. Die Bayernstars werden mit Pellè alle Hände voll zu tun haben, ihre Zusammenarbeit im defensiven Zentrum ist der Schlüssel. Und: es gibt ja auch noch die zweite Spitze Eder.

Joshua Kimmich gegen Emanuele Giaccherini

Wir legen uns fest: Joshua Kimmich wird nach seinen starken Leistungen gegen Nordirland und die Sowakei wieder in der Startelf stehen. Wenn das so ist, steht für den Youngster die Feuertaufe auf der rechten Seite an: Joshua Kimmich wird es aller Voraussicht nach mit dem zweiten großen Aktivposten der italienischen Offensive zu tun bekommen. Emanuele Giaccherini war gegen Spanien ein ständiger Unruheherd, sorgte mit schnellen Dribblings und immensem Einsatz für Gefahr. Zudem könnten die Italiener die defensiven Außenpositionen der DFB-Elf durchaus als kleine Schwachstelle im deutschen Defensivverbund auserkoren haben - allein aufgrund mangelnder Erfahrung.

Auf Youngster Joshua Kimmich wird es ankommen.
Auf Youngster Joshua Kimmich wird es ankommen.

Für Kimmich bedeutet das: Es wird für ihn sehr viel stärker als noch im Spiel gegen die Slowakei darauf ankommen, die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Reaktions- und Handlungsschnelligkeit, Leidenschaft in den Zweikämpfen und ein kluges Stellungsspiel werden das A und O gegen den erfahrenen, abgebrühten Giaccherini sein. Wenn Kimmich seine Seite gegen Italien dicht halten kann und als Bonus obendrein noch in der Lage ist, Impulse im Angriffsspiel zu setzen, könnte den Italienern durchaus der Zahn gezogen werden - und Kimmich würde weitere Argumente für die legitime Lahm-Nachfolge sammeln.

Mesut Özil und Julian Draxler gegen Italiens Defensive

Auf eine Sache können sich die deutschen Kreativspieler auf jeden Fall einstellen: Das wird eine ausgesprochen unangenehme Partie! Die defensive Dreierreihe aus Bonucci, Chiellini und Barzagli gehört zum spaßbefreitesten Verteidigungsverbund des europäischen Fußballs und auch die Mittelfeldspieler der Squadra Azzurra wissen ganz genau, wie sie Offensivspielern das Leben zur Hölle machen können. Iniesta und Co. können ein Lied davon singen.

Umso mehr kommt es darauf an, dass insbesondere Mesut Özil und Julian Draxler - von dem wir stark ausgehen, dass er wieder in der Anfangsformation steht - sich davon nicht beeindrucken lassen und auch die ersten ekligen Zweikämpfe nicht als Anlass nehmen, das Spiel als Statisten zu begleiten. Denn ohne eine starke Leistung der Beiden wird die DFB-Elf kaum die offensive Durchschlagskraft entfalten können, um die italienische Hintermannschaft in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Leidensfähigkeit, Wille und der Glaube an die eigene Stärke sind der Schlüssel.

Bei Thomas Müller muss endlich der Knoten platzen.
Bei Thomas Müller muss endlich der Knoten platzen.

Thomas Müller gegen sich selbst

Natürlich könnte man an dieser Stelle auch Thomas Müller gegen die italienische Verteidigung oder Thomas Müller gegen Gianluigi Buffon stehen lassen. Aber letztlich kommt es vor allem darauf an, dass Bayerns Superstar ein Stück weit sich selbst überwindet. Müller bringt alles mit, um der italienischen Hintermannschaft richtig weh zu tun: Laufstärke, Wille und den Riecher für die richtigen Räume.

Nur: Das wollte im bisherigen Turnier einfach nicht so funktionieren, wie er selbst und ganz Fußball-Deutschland das von ihm aus dem Verein gewohnt sind. Es wird Zeit, dass der Knoten bei Müller platzt und er endlich auch bei einer Europameisterschaft zeigt, warum er einer der wertvollsten Spieler der DFB-Elf ist. Müller kennt seine Stärken, Müller kennt die italienischen Verteidiger und Müller weiß, wie sie zu überwinden sind. Er muss das Fünkchen Chaos sein, das die Nationalmannschaft im Spiel gegen diese Italiener brauchen wird.