Deutsche Wirtschaftskrisen-Antwort könnte Problem nur vertagen

(Bloomberg) -- Deutschland hat ein weiteres Kriseninstrument verlängert, um Firmenpleiten zu verhindern. Diese Maßnahme wird Kritikern zufolge später nur zu stärkeren Problemen für die größte Volkswirtschaft Europas führen.

Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ist verlängert worden, was Alarmglocken klingeln ließ, dass dies nur ein wachsendes Kreditrisiko verschleiere. So könnte es nach Ende des Moratoriums zu einer Konkurswelle kommen. Es könnten auch eine Reihe von Zombie-Unternehmen entstehen, durch die Investitionen und Innovationen ausgebremst und die Wirtschaft belastet werden.

“Es war eine sinnvolle Lösung, als die Coronavirus-Krise akut war”, sagte Ulrich Keil, Gründer des Insolvenzregisters Insolvex. “Aber es besteht ein großes Risiko, dass bei einer Verlängerung Zombiefirmen entstehen.”

Die Lockerung bei der Insolvenzpflicht bleibt nun bis zum Jahresende in Kraft, während das Kurzarbeitsprogramm bis 2021 laufen wird.

In ganz Europa haben diese Stützungsmaßnahmen Unternehmen und Arbeitsplätze gerettet - das Ifo-Institut rechnet mit einer bevorstehenden Trendwende am Arbeitsmarkt. Aber nun kämpfen die Länder damit, ein Gleichgewicht zwischen diesem Schutz und der Möglichkeit eines Strukturwandels in der Volkswirtschaft zu erreichen.

Dank der Hilfen können unrentable Firmen leichter überleben, was dringend benötigte Veränderungen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verzögern dürfte. Dies könnte auch die Chancen für derzeit insolvente Unternehmen untergraben, die in der heutigen Unternehmenslandschaft noch einen Platz haben.

Während der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Insolvenzentscheidung begrüßte, hieß es auch, dass die Sorge um sich greife, “dass es wegen verschleppter Insolvenzen zu gefährlichen Kettenreaktionen kommt”.

In Deutschland hängen einige Probleme nicht nur mit der Konjunkturlage zusammen. Schon vor der Pandemie hatten viele Unternehmen mit tiefgreifenden Veränderungen zu kämpfen, insbesondere in der wichtigen Automobilbranche.

“Die Regierungen müssen jetzt ein schwieriges Gleichgewicht finden”, sagte Paul Donovan, globaler Chefökonom bei UBS Wealth Management. „Langfristig ist es wirtschaftlich effizient, Arbeitsplätze in Unternehmen mit einer Zukunft zu erhalten. Es ist wirtschaftlich ineffizient, Arbeitsplätze in Unternehmen zu erhalten, die den Strukturwandel der vierten industriellen Revolution wahrscheinlich nicht überleben werden.“

Jedes fünfte Unternehmen sieht bei sich selbst ein Konkursrisiko aufgrund der Pandemie, ergab jüngst eine Ifo-Umfrage.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform prognostizierte Mitte August, dass die Insolvenzen in diesem Jahr um etwa 20% zunehmen würden, mehr als während der Finanzkrise von 2008. Allerdings könnte eine verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht diese Schätzung reduzieren.

Überschrift des Artikels im Original:German Economic Crisis Response Could Have a Sting in the Tail

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