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Deutsche Industrie geht gestärkt in Corona-Winter

Die deutsche Industrie konnte ein kräftiges Auftragsplus verzeichnen.
Die deutsche Industrie konnte ein kräftiges Auftragsplus verzeichnen.

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie füllen sich zunehmend. Erstmals liegen die Bestellungen über dem Vorkrisenniveau. Das lässt trotz der zweiten Pandemie-Welle für die deutsche Konjunktur hoffen

Wiesbaden (dpa) - Die deutsche Industrie geht gestärkt durch ein unerwartet kräftiges Auftragsplus in die zweite Welle der Corona-Pandemie. Im Oktober überschritt der Auftragseingang erstmals das Niveau vor der Krise, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank, sprach von einem «vorgezogenen Weihnachtsgeschenk». So sehr der Dienstleistungssektor unter dem aktuellen Teil-Lockdown leide, so wichtig sei es, dass die Industrie für Kompensation sorge.

Im Oktober gingen gegenüber dem Vormonat nach Angaben der Wiesbadener Behörde 2,9 Prozent mehr Bestellungen ein. Analysten hatten einen etwa halb so starken Anstieg von im Schnitt 1,5 Prozent erwartet. Zudem wurde der Zuwachs im Vormonat September nachträglich von 0,5 auf 1,1 Prozent angehoben. Gegenüber dem Vorjahresmonat lagen die Aufträge im Oktober 1,8 Prozent höher. Das Niveau vor der Corona-Krise im Februar wurde um 0,8 Prozent übertroffen. In der großen Automobilindustrie lagen die Bestellungen 6,0 Prozent über dem Vorkrisenniveau.

Damit wächst die Hoffnung, dass die neuen Einschränkungen in Deutschland und in vielen anderen Industrieländern zur Eindämmung der Pandemie weniger hart auf die deutsche Konjunktur durchschlagen als im Frühjahr.

In den zurückliegenden Monaten habe sich die Nachfrage nach Industriegütern weiter belebt, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium. Die Bestellungen hätten das Niveau vom vierten Quartal 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, um etwa drei Prozent überschritten. Im Maschinenbau und Fahrzeugbereich seien es sogar rund fünf beziehungsweise rund acht Prozent gewesen.

«Die positive Entwicklung der Auftragseingänge spricht dafür, dass die Produktion in den kommenden Monaten weiter hochgefahren wird» sagte Commerzbank-Experte Ralph Solveen. Dies werde wahrscheinlich nicht verhindern, dass die Gesamtwirtschaft wegen der neuerlichen Corona-Einschränkungen im vierten Quartal schrumpfe. «Die sehr positive Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe dürfte diesen Rückgang jedoch in Schach halten.»

Aus dem Inland kamen im Oktober 2,4 Prozent mehr Aufträge, aus dem Ausland waren es 3,2 Prozent mehr. Die Bestellungen aus Ländern außerhalb der Eurozone stiegen besonders stark. «Auch wenn der deutschen Wirtschaft ob der hartnäckig hohen Infektionszahlen noch ein harter Winter bevorsteht, die Industrie, und hier insbesondere der international ausgerichtete Maschinenbau, startet mit gut gefüllten Auftragsbüchern in die letzten Monate der Pandemie», kommentierte Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa der DWS.

Die Erholung machte sich auch in den Umsatzzahlen bemerkbar. Bereinigt um Preiserhöhungen (real) stiegen die Erlöse im Verarbeitenden Gewerbe im Oktober gegenüber dem Vormonat um 4,0 Prozent. Das Vorkrisenniveau wurde allerdings noch um 4,6 Prozent unterschritten.