Deutsche Bank: Was von Sewing nun erwartet wird

Die Deutsche Bank muss einen weiteren Tiefschlag hinnehmen. Die US-Börsenaufsicht SEC hat zwei US-Töchtern des Geldhauses wegen verbotener Geschäftspraktiken eine Strafe von fast 75 Millionen US-Dollar (64 Millionen Euro) aufgebrummt. Die Börse reagiert jedoch gelassen.

Der US-Ableger der Deutschen Bank soll jahrelang Aktien-Hinterlegungsscheine – sogenannte ADRs – ausgegeben haben, ohne die SEC-Vorschriften eingehalten zu haben. Die neue Millionenstrafe reiht sich ein in die Liste der Bußgelder, die sich mittlerweile auf rund 17 Milliarden US-Dollar summieren. In diesem Verhältnis ist die Strafe also als klein einzustufen. Vielleicht ist das einer der Gründe, dass die Aktie der Deutschen Bank zum Wochenbeginn zulegen kann und dabei auch die Zehn-Euro-Marke verteidigt.

Eindeckungen von Spekulanten

Immer noch wirken die in der vergangenen Woche überraschend veröffentlichten positiven Eckdaten zum zweiten Quartal nach. Demnach soll der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank bei 700 Millionen Euro liegen, der Umsatz wie im Vorjahresquartal bei 6,6 Milliarden Euro. Beide Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten. Die Börse honorierte die guten Zahlen mit kräftigen Kursgewinnen.

Laut Experten wurde die Rallye auch von Eindeckungen von Spekulanten befeuert, die zuvor auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten. Am kommenden Mittwoch wird der komplette Quartalsabschluss veröffentlicht. Dann wird sich zeigen, ob der Ausbruch des Aktienkurses gerechtfertigt ist. In der vergangenen Woche wurde der kurzfristige Abwärtstrend nach oben verlassen.

Knackpunkt Investmentbank

Von CEO Christian Sewing werden von vier Top-Großaktionären der Bank kurzfristig Einzelheiten erwartet, wo und wie er die Investmentbank zurückzuschrauben gedenkt. „Die entscheidende Frage für Investoren ist, wie tief die Restrukturierung der Deutschen Bank für eine nachhaltige Profitabilität gehen muss“, wird etwa Union-Investment-Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Bloomberg zitiert. Sewings Umstrukturierungsplan – der vierte für die Deutsche Bank in drei Jahren – konzentriert sich bislang auf mehr Stellenabbau und Kürzungen bei der Investmentbank.

Das Investmentgeschäft ist schuld, dass die Erträge der Bank zuletzt schneller zurückgingen als die Kosten. „Es ist schwer zu sehen, wie sich dieser Trend rasch umkehrt“, schrieb etwa Citigroup-Analyst Andrew Coombs kürzlich. Er hält ein aggressives alternatives Szenario für denkbar, wonach die Deutsche Bank die USA und den Aktienhandel insgesamt verlassen könnte. Sewing hatte jedoch wiederholt einen vollständigen Rückzug aus den USA ausgeschlossen. Vielleicht hat ja Cerberus Capital Management, die als Berater hinzugerufen wurden, eine Lösung parat, wie die Gewinne schneller gesteigert werden können.

Trendwende aufwärts nicht absehbar

Eine erneute tiefgehende Änderung der strategischen Pläne, wozu mittelfristig auch eine Fusion mit einer anderen Großbank gehören könnte, ist derzeit jedoch unwahrscheinlich. Sewing sind die Hände gebunden, um die Moral der Mitarbeiter nicht noch weiter zu untergraben.

Vor diesem Hintergrund erscheint auch das Potenzial für den Aktienkurs der Deutschen Bank kurzfristig nur begrenzt. Mehrere Analysten sehen als Ziele die Marken von 11,00 Euro bis 12,00 Euro. Auch DER AKTIONÄR ist skeptisch, dass dauerhaft höhere Erträge schnell erzielbar sind und bleibt abwartend an der Seitenlinie. Tradern könnten sich indes zwischenzeitlich immer wieder mal Chancen auftun. So könnte etwa ein möglicher Kurs-Rückfall Richtung 9,50 Euro ein günstiger Einstiegszeitpunkt für einen Kurzfrist-Trade sein.