Der Reiz des Gruselns: Deswegen gucken wir gern Horrorfilme

Ob Kettensägenmörder oder Gruselclown – viele Menschen lieben es, Gruselfilme anzusehen. (Symbolbild: Getty Images)
Ob Kettensägenmörder oder Gruselclown – viele Menschen lieben es, Gruselfilme anzusehen. (Symbolbild: Getty Images)

Angst ist eigentlich ein unangenehmes Gefühl, das wir im Alltag lieber vermeiden. Woher kommt also die Lust an Horrorfilmen? Warum sehen wir uns etwas an, von dem wir wissen, dass es uns Angst macht? Diplom-Psychologin Konstanze Münstermann kennt die Antwort.

Gruseln als Ventil

Horrorfilme spielen mit den Urängsten der Menschen. Es geht um Tod, Gewalt, Kontrollverlust und die Angst vor dem Fremden. Gucken wir einen solchen Film, werden wir zwar mit dieser Angst konfrontiert, wissen aber gleichzeitig, dass wir in unserem Wohnzimmer auf der Couch sitzen.

Diplom-Psychologin Konstanze Münstermann weiß, was wir eigentlich suchen, wenn wir beim Filmanbieter einen Gruselstreifen auswählen. “Horrorfilme werden gern gesehen, weil sie einen Gefühlsraum öffnen, der mit Angst Schrecken und Unsicherheit gefüllt ist“, erklärt die Expertin. “Er ist ein Ventil. Auch Sport oder ein Treffen mit Freunden kann ein Ventil sein. Das Schauen eines Horrorfilm ist aber ein leicht erreichbares Ventil für angestaute Gefühle.” Jedoch sei dieses Ventil eben nur vermeintlich, denn in Wahrheit helfe es uns nicht, aktiv mit unseren Gefühlen umzugehen, sondern lenke lediglich davon ab.

Je blutiger desto besser? Horrorfilm-Fans suchen unterbewusst oft nach einem Ventil. (Bild: Getty Images)
Je blutiger desto besser? Horrorfilm-Fans suchen unterbewusst oft nach einem Ventil. (Bild: Getty Images)

Horror ist nichts für jedes Gemüt

Allerdings sind bei weitem nicht alle Menschen Grusel-Fans. Viele gucken selbst zur düstersten Halloweenzeit keine Horrorstreifen. “Der Unterschied zwischen denjenigen, die Horrorfilme bevorzugen und denen, die sie nicht gern ansehen, liegt darin, dass diejenigen, die sie nicht gerne schauen, intuitiv, unbemerkt erfassen, dass ein Horrorfilm kein geeignetes Ventil ist”, weiß Münstermann.

Dafür entscheidend, wie ein Mensch auf einen Gruselfilm reagiert, ist außerdem der Entwicklungsstand des Gehirns und die Lebenserfahrung. So können Kinder beispielsweise nicht zwischen “echt” und “unecht” unterscheiden. Das Ansehen eines Horrorfilms wird für sie als eine echte Gefahr wahrgenommen.

Ängste überwältigen

Die Faszination eines Horrorfilms rührt auch daher, dass der Zuschauer Angst verspürt, sie aber aushält und überwindet. Das sorgt dank einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin für ein euphorisierendes Gefühl. Im Endeffekt muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden, ob er einen Horrorfilm überwiegend unterhaltsam oder angsteinflößend findet. Das hängt auch von der individuellen Toleranzgrenze ab.

Die einen werden die schrecklichen Bilder aus einem Horrorfilm nicht mehr los, die anderen gehen auch nach dem düstersten Streifen entspannt ins Bett. Jeder sollte demnach seine eigene Grenze kennen und im besten Fall auch einhalten.