Werbung

„Der letzte Tango in Paris“ - Vergewaltigungsszene war realer Missbrauch

Regisseur Bernardo Bertolucci (links) bespricht eine Szene aus „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando und Maria Schneider. (Bild: AP Photo)
Regisseur Bernardo Bertolucci (links) bespricht eine Szene aus „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando und Maria Schneider. (Bild: AP Photo)

1972 wurde ein Film uraufgeführt, der einen Skandal auslöste: „Der letzte Tango in Paris“ von Regisseur Bernardo Bertolucci. Der Film zeigt eine Szene, die von den einen als besonders echt, von den anderen als schlichtweg ordinär bewertet wurde: Paul, gespielt von Marlon Brando, vergewaltigt seine Freundin Jeanne, gespielt von Maria Schneider. Mit Butter – als Gleitmittel. Er missbraucht sie, während sie weinend bäuchlings auf dem Boden liegt. Über 40 Jahre später kommt nun heraus, dass hinter dieser Szene viel mehr Wahrheit steckt, als Filmfreunde und -kritiker bisher annahmen.

Die Szene war damals ohne Maria Schneiders Einverständnis gedreht worden. Auch wenn die Vergewaltigung im Sinne einer Penetration nicht tatsächlich stattfand, der jungen Schauspielerin war die Situation aufgenötigt worden. Bereits vor drei Jahren gab Regisseur Bernardo Bertolucci dies bei einem Auftritt zu – eine Non Profit Organisation stellte damals einen Mitschnitt online. Dieser Beitrag ist nun wieder aufgetaucht und hat die Diskussion um die „Butterszene“ erneut entfacht.

Bertolucci rechtfertigt sich damit, dass er damals eine möglichst authentische Reaktion der jungen Schneider zeigen wollte – statt eines Schauspiels. So sagt er: „Ich wollte die Wut und die Entwürdigung.“

Die Kritiker überschlugen sich damals mit Lob. Keiner ahnte, was Maria Schneider ertragen hatte, um derart gut zu „schauspielern“. 2007 sagte sie in einem Interview mit der „Daily Mail“, dass sie sich nach dem Dreh zu „Der letzte Tango in Paris“ tatsächlich vergewaltigt gefühlt habe. Diese Aussage fand jedoch vergleichsweise wenig Beachtung. Anders als das Video mit Bertoluccis „Geständnis“, das nun auch Schauspieler wie Evan Rachel Wood und Chris Evans mit Fassungslosigkeit kommentierten. Evans äußerte sich schockiert: „Wow. Ich werde diesen Film, Bertolucci oder Brando nie wieder wie früher sehen können. Das ist echt mehr als widerwärtig. Ich bin echt wütend.”

Evan Rachel Wood schließt sich ihrem Kollegen an: „Das ist wirklich herzzerreißend und unverschämt. Wie können die zwei nur denken, das ihre Aktion okay war – die sind echt krank!”

Das wirklich Erschütternde an dieser Geschichte: Zu Lebzeiten hatte sich kaum jemand für die Schmähung von Maria Schneider interessiert. 2011 verstarb sie nach einer Krebserkrankung.