„Der Bus, der Mob und das Dorf“: Wie sieht es ein Jahr nach den Ausschreitungen gegen Flüchtlinge in Clausnitz aus?

Clausnitz wurde deutschlandweit als „Dorf der Schande“ bekannt. (Bild: dpa)
Clausnitz wurde deutschlandweit als „Dorf der Schande“ bekannt. (Bild: dpa)

Vor einem Jahr spielten sich hasserfüllte Szenen im sächsischen Clausnitz ab. Während ein Bus mit verängstigten Flüchtlingsfamilien – darunter viele Kinder und schwangere Frauen – vor deren neuer Unterkunft hielt, sammelte sich ein Pulk von männlichen Dorfbewohnern an. Parolen wie „Wir sind das Volk!“ wurden gerufen. Eine ARD-Reportage fasst nun O-Töne von Flüchtlingen, Helfern und Gegnern aus Clausnitz zusammen.

Die aufgeheizte Meute rief den Geflüchteten ausländerfeindliche Parolen zu. Die im Bus sitzenden Libanesen, Iraker und Syrer sind eingeschüchtert, ein kleiner Junge weint hysterisch und muss von einem Polizisten aus dem Bus getragen werden. Die Ausschreitungen gegen Flüchtlinge in Clausnitz am 18. Februar 2016 machten in ganz Deutschland die Runde und bescherten dem Dorf im Erzgebirge den Titel „Dorf der Schande“.

Mittlerweile sind die Ausschreitungen fast ein Jahr her. Was ist mittlerweile aus den Geflüchteten aus dem Bus geworden? Wie hat sich die Stimmung entwickelt? Schließlich gab es auch unter den Dorfbewohnern Konflikte: „Monika, deine Bude brennt morgen!“, rief Andreas G. aus dem Pulk einer Kirchendienerin zu, die den Flüchtlingen Beistand leistete.

Die ARD-Dokumentation „Der Bus, der Mob und das Dorf“ begleitete die alten und neuen Bewohner des Dorfes über ein knappes Jahr. Gestern Abend um 22:45 Uhr wurde die Reportage von Klaus Scherer und Nikolas Migut ausgestrahlt, ab jetzt ist sie in der ARD-Mediathek verfügbar. In 45 Minuten erzählt der Migrantenjunge, der von der Polizei gewaltsam aus dem Bus getragen werden musste, wie er mittlerweile selber Polizist werden möchte. Kirchendienerin Monika erzählt, wie sich Andreas G. bei ihr entschuldigte.

Die Dokumentation spricht mit Geflüchteten, die an dem Tag im Bus saßen. (Bild: dpa)<br>
Die Dokumentation spricht mit Geflüchteten, die an dem Tag im Bus saßen. (Bild: dpa)

Die Dokumentation zeigt aber auch, dass vieles noch immer nicht geklärt ist. Braunes Gedankengut gibt es in Clausnitz noch immer, uneinsichtige Dorfbewohner sind sich keiner Schuld bewusst. Einigen Flüchtlingen aus dem Bus wurde mittlerweile Asyl gewährt, andere bangen noch immer um ihre Zukunft.