"Das ist unser Land!" - Ein Film ärgert Marine Le Pen

Szene aus “Das ist unser Land!” von Lucas Belvaux (Bild: Alamode Film)
Szene aus “Das ist unser Land!” von Lucas Belvaux (Bild: Alamode Film)

“Das ist unser Land !” heißt der Film, der die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen in den letzten Wochen ziemlich geärgert hat. Kein Wunder, das Politdrama zeigt die Vorsitzende der rechtsextremen Partei Front National als machtbesessene Strategin, die die Menschen an der Nase herumführt.

Wir kennen die Filme, die in den letzten Jahren aus Frankreich nach Deutschland herüberschwappten und uns massenweise in die Kinos lockten. Meist sind es unterhaltsame Komödien, die aber auch durchaus brisante Themen wie gesellschaftliche Vorurteile oder latenten Rassismus behandeln können. Siehe “Willkommen bei den Sch’tis”, “Ziemlich beste Freunde” oder “Monsieur Claude und seine Töchter”.

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Dezidiert politische Filme aber – mehr noch, Filme über Politik und die politischen Parteien in Frankreich – sind deutlich rarer gesät. Vor allem um rechte Parteien machten französische (aber auch europäische) Filmemacher gerne einen Bogen. Was umso erstaunlicher ist, als auch in Frankreich in den letzten Jahren rechtskonservative Parteien und populistische Persönlichkeiten in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.

Doch mit der Zurückhaltung ist es nun vorbei. Mitten im Präsidentschaftswahlkampf kam in Frankreich ein Film in die Kinos, der nicht nur die Gesellschaft spaltete, sondern auch so manches Mitglied einer gewissen Partei auf die Barrikaden zwang. Der Film hat den Originaltitel “Chez nous”, wurde von dem belgischen Regisseur Lucas Belvaux inszeniert und erscheint in Deutschland im Spätsommer als “Das ist unser Land!” in den Kinos.

Ein Politdrama spaltet eine Nation

“Chez nous”/”Das ist unser Land!” hat viel mit der aktuellen Wirklichkeit in Frankreich zu tun, um ein Biopic handelt es sich aber nicht. Das Politdrama nennt keine “echten” Namen. Auch die zentrale Partei, um die sich alles dreht, gibt es im wahren Leben nicht. Und doch ist klar, um wen und worum es geht. Eine blonde Chefin (Catherine Jacob) einer rechtkonservativen Partei ist Teil der Handlung und die Partei heißt Bloc Patriotique. Man muss kein Gelehrter sein, um von der Dichtung auf die Wahrheit zu schließen. Die Katze ist schnell aus dem Sack: Belvaux meint Marine Le Pen und ihre rechtsextreme Front National.”

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Im Zentrum von “Das ist unser Land!” steht aber nicht die fiktive Parteichefin einer fiktiven Partei. Die Handlung kreist vielmehr um eine junge Krankenschwester, die bald zur Marionette der großen Politik wird. Denn Pauline (Émilie Dequenne) sieht nicht nur gut aus, die sympathische junge Frau ist auch allseits beliebt. Die perfekte Kandidatin also für die anstehenden Kommunalwahlen, schließlich wollen die Menschen “jemanden, der ihnen nahesteht”, wie es im Film heißt. Genau diese Bindung zum Volk droht Bloc Patriotique verlustig zu werden, denn an der Partei nagt noch immer ihre rechtsextremistische Vergangenheit.

Szene aus “Das ist unser Land!” (Bild: Alamode Film)
Szene aus “Das ist unser Land!” (Bild: Alamode Film)

Wolf im Schafspelz

“Das ist unser Land” war im Februar eingeschlagen wie eine Bombe in Frankreich. Das ganze Land diskuttierte über den Film, der aber auch den Diskurs über Le Pen und die Front National beflügelte. Denn er macht unverhohlen auf die Heuchelei der umstrittenen Politikerin und ihrer 2011 von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen übernommenen Partei aufmerksam. Auf eine Bewegung, die um ein neues Image bemüht ist, sich gemäßigt und volksnah gibt, im Grunde aber noch immer rechtsextremes und demokratiefeindliches Gedankengut hat.

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Dieses Bild von einem “Wolf im Schafspelz” hat der Partei ganz und gar nicht gefallen. Weshalb sie gegen das Politdrama mobil machte. Erreicht hat sie aber das Gegenteil. Sie wollte verhindern, dass der Film und seine Botschaft ins öffentliche Bewusstsein gelangen, stattdessen bewirkte sie genau das: die volle Aufmerksamkeit einer ganzen Nation auf eine große Lüge.

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