“Das Boot": Hat der Kultklassiker das Zeug zum Mega-TV-Event?

Vor fast 40 Jahren hat Wolfgang Petersen mit seinem Kriegsdrama über eine deutsche U-Boot-Besatzung ein veritables Meisterwerk abgeliefert. Jetzt will eine Fernsehserie an die legendären Erfolge anknüpfen. Ob das gut geht?

Von Thomas Lassonczyk

Es gibt in Deutschland wohl kaum eine größere mediale Erfolgsgeschichte als jene, die “Das Boot" durchlebt hat. Der Film, der die letzte Fahrt eines deutschen U-Boots während des Zweiten Weltkriegs begleitet, war Anfang der 1980er Jahre zunächst einmal ein kommerzieller Hit, national wie international.

Darüber hinaus machte das Kriegs-Drama etliche Schauspieler wie Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer oder Heinz Hoenig zu Stars, es wurde für zahlreiche Oscars nominiert und ebnete Regisseur Wolfgang Petersen den Weg nach Hollywood. Doch damit nicht genug. “Das Boot" wurde über seinen Kinostart hinaus auch als Fernsehserie “ausgeschlachtet".

Außerdem setzte sich Petersen 1997 noch einmal in den Schneideraum, um seine ganz persönliche Wunschversion anzufertigen. Dieser Director’s Cut kam dann frisch restauriert und digitalisiert ein weiteres Mal in die Kinos, allerdings hielt sich der Zuschauerzuspruch doch arg in Grenzen. Während Petersen in der Folge in Amerika zahlreiche Hits wie “Der Sturm", “Troja” oder “Poseidon” drehte, vergriff sich “7 Zwerge”-Macher Sven Unterwaldt an dem Kultklassiker und realisierte 2008 eine grottenschlechte Persiflage von “Das Boot” mit Atze Schröder in der Hauptrolle.

Auch dieses Machwerk mit dem Titel “U-900" wollte so gut wie niemand sehen. Trotz dieser eher negativen Vorzeichen will man Petersens Jahrhundertproduktion jetzt einer Frischzellenkur unterziehen. Genauer gesagt, man will die Geschichte weiterspinnen, also eine Art Fortsetzung erzählen, und zwar in Form einer achtteiligen Fernseh-Serie. Dabei halten sich die Macher um die ausführenden Produzenten Oliver Vogel, Moritz Polter, Marcus Ammon und Frank Jastfelder im weitesten Sinne an die Bestseller-Vorlagen Lothar-Günther Buchheims, “Das Boot" und “Die Festung”.

Die Serie knüpft im Jahre 1942 an und konzentriert sich vor allem auf den verheerenden U-Boot-Krieg, der in dieser Phase einsetzte. Zudem erweiterte man den Blickwinkel, erzählt jetzt nicht nur aus der Perspektive der deutschen Besatzung, sondern auch aus Sicht der Alliierten und des französischen Widerstands. Die Absicht der Macher ist dabei klar. Man will vor allem auch das weltweite Publikum für seinen Mega-TV-Event gewinnen. Trotzdem ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es gelingen wird, ein Meisterwerk, und das ist “Das Boot" ohne jeden Zweifel, noch einmal zu toppen. Zumal man sich auch nicht die Dienste von Wolfgang Petersen sicherte, sondern vielmehr einem auf internationaler Ebene vergleichsweise unbeschriebenen Blatt vertraut:

Der Österreicher Andreas Prochaska hat zwar mit “Die 3 Posträuber" einen wunderbaren Kinderfilm gedreht. Aber ob ihn diverse Staffeln der Krimi-Serie “Kommissar Rex" und

“Das finstere Tal”, ein zugegeben origineller Mix aus Western und Heimatfilm, unbedingt zum Macher eines globalen Fernsehgroßereignisses qualifizieren, darf angezweifelt werden. Dass das Thema angesichts von Terror und kriegerischer Auseinandersetzungen aktueller denn je ist, steht außer Frage. Doch ob allein mit diesem Kniff das Interesse der jüngeren Zuschauer bereits geweckt werden kann, bleibt abzuwarten. Viel hängt sicherlich auch von der Besetzung ab, die im Original einer der entscheidenden Faktoren war. Hier sind bisher noch keine Namen gefallen. Gedreht wird “Das Boot - Die Serie" in diesem Jahr, 2018 soll die Ausstrahlung folgen. Dann wird sich weisen, ob die Macher auf das richtige Modell gesetzt haben.

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