Werbung

Darts-Sensation! De Sousa heult, Wade mault, Hopp staunt

Darts-Sensation! De Sousa heult, Wade mault, Hopp staunt

Am Ende war der Titel-Traum des portugiesischen Überfliegers tatsächlich Realität, war alles Bemühen belohnt worden und brachen sich die Emotionen Bahn:

Als José de Sousa beim Grand Slam of Darts den ganz großen Coup geschafft und im Finale im englischen Coventry den Triumph gegen James Wade davongetragen hatte, schossen ihm die Tränen ins Gesicht, kulminierte alle Anspannung in einer einzigen Grimasse.

Im Leg-Modus best of 31 hatte der 46-Jährige wenige Augenblicke zuvor seinen neun Jahre jüngeren Kontrahenten mit 16:12 besiegt und damit die Sensation geschafft, als erster Südeuropäer bei einem Major-Turnier nicht nur in einem Finale gestanden, sondern es auch gewonnen.

Der Lohn für den früheren Küchenschreiner war der Sprung von Platz 34 der Weltrangliste auf Position 15 sowie ein Preisgeld in Höhe von rund 140.000 Euro. Wade, der nach 2010 (gegen seinen englischen Landsmann Scott Waites) und 2016 (gegen Michael van Gerwen/Niederlande) bereits zum dritten Mal im Grand-Slam-Endspiel unterlag, blieben immerhin noch 73.000 Pfund als Trostpflaster.

Während de Sousa damit das i-Tüpfelchen auf ein grandioses Turnier setzte, verpasste Wade obendrein seinen zehnten Major-Titel - auch die WM fehlt dem englischem Weltranglisten-Siebten nach wie vor in der Sammlung.

Max Hopp zieht den Hut vor de Sousa

"Er hat auf jeden Fall die Möglichkeit, hier die Sensation zu schaffen", hatte Max Hopp bereits vor dem Anwurf gesagt.

SPORT1 STARTER PAKET – Dartscheibe, Pfeile & Zubehör. Jetzt günstig im Set erhältlich – HIER SICHERN | ANZEIGE

Nach dem Finalthriller lobte der deutsche Darts-Profi und SPORT1-Experte dann noch euphorischer: "Er hat es gemacht wie ein ganz Großer, wie ein Champion. Er hat das hier verdient, sich über das ganze Turnier in die Herzen der Fans gespielt."

"Das ist der Lohn für alle Entbehrungen, es liegt so viel Arbeit hinter mir", sagte der Vielgelobte selbst bei der Siegerehrung. "Ich genieße diesen Moment und bin einfach nur sehr, sehr glücklich."

Und fügte überwältigt an: "Das ist ein wahrgewordener Traum, ich kann meine Gefühle in diesem Moment nicht erklären. Vor fünf Jahren saß ich zu Hause auf meinem Sofa und sah die Jungs im Fernsehen spielen, und ich habe mir gewünscht, dass ich vielleicht eines Tages gegen diese wunderbaren Spieler spielen kann."

De Sousa überwältigt, Wade enttäuscht

Ganz anders gestaltete sich die Gemütslage bei Verlierer Wade: "Ich habe Müll gespielt in diesem Finale. Er hat mich um eine Million Meilen geschlagen. Es tut weh, wenn man nicht gut spielt, ich bin immer noch verwirrt, warum das passiert ist."

Dabei hätte das Kräftemessen um die Eric Bristow Trophy durchaus anders ausgehen können: Nach einem schwachen Start sah sich de Sousa schnell mit 0:3 hinten, kassierte zwei Breaks, weil trotz hohen Scorings mit sechs perfekten Pfeilen im zweiten Leg die Checkout-Quote desaströs war (17 Prozent gegenüber 57 % bei Wade).

Erst der elfte (!) Pfeil auf die Doppel zum 1:3 saß - und fortan in der zweiten Reihe auch die Nervosität des Überraschungsfinalisten und Turnier-Debütanten, der bei der European Championship im Oktober für einen Neun-Darter gesorgt hatte.

De Sousa gegen Wade mit schwachem Start

Folge: Nach einem zwischenzeitlichen Break-Festival über ein 2:4 und 4:4 geriet das Duell immer mehr zur einem offenen Schlagabtausch, schenkten sich beide Pfeile-Virtuosen nichts - bemerkenswert dabei unter anderem de Sousas 130er-Finish zum 5:5.

Nachdem de Sousa danach erstmals in Führung ging, bis zum 8:7 sogar zwei 11-Darter und zu diesem Zeitpunkt bereits neun seiner insgesamt 15 180er geworfen hatte (gegenüber 2 bei Wade), mutierte das Match vollends zum Thriller: Wade blieb zunächst noch ruhig, konterte immer wieder den bis zu diesem Zeitpunkt überragenden Drei-Darts-Average seines Widersachers (101,63 zu 93,11).

Als der Weltranglisten-Achte danach indes den eigenen Anwurf abgeben und in das 7:9 einwilligen musste, anschließend auch die Chance zum Rebreak leichtfertig herschenkte, zeichnete sich die Vorentscheidung ab - trotz Wades noch folgenden 161er-Checkouts (T20, T17, Bullyeye) zum 8:10.

De Sousa mit fulminantem Scoring

Denn anders als in seinen vorherigen Auftritten wahrte de Sousa die Konzentration, leistete sich auch keinen Rechenfehler wie zuletzt und zog auf 12:8 davon dank seines furiosen Scorings.

Das ging ihm auch nicht ab, als Wade mittels eines Schanghai-Finishs (120-Punkte-Finish) zum 10:12 abermals etwas Morgenluft witterte - weil der Portugiese ungeachtet eines Bouncers sein Leg doch zum 14:11 durchzubringen vermochte.

Am Ende fehlten Linkshänder Wade schlichtweg die Mittel, um es noch einmal richtig eng und spannend zu machen, kassierte der Engländer gar noch ein weiteres Break (11:15), selbst wenn ihm noch ein weiteres Mal ein Leg gegen de Sousas Anwurf glückte.

Schließlich nutzte "The Special One" - in Anlehnung an seinen Landsmann und Fußballtrainer José Mourinho - gleich seinen ersten Matchdart, löschte dabei noch furios 158 Punkte (T20, T20, D19).

Im Viertelfinale hatte der Außenseiter, der als erster Südeuropäer bei einem Major-Turnier im Finale stand und dieses auch gewann, überraschend den Weltranglistenvierten Michael Smith (England) ausgeschaltet, danach den Australier Simon Whitlock (Nr. 20) nach einem regelrechten Thriller geschlagen.

Grand Slam of Darts: Gabriel Clemens einziger Deutscher

Der Weltranglisten-Erste van Gerwen war an Whitlock im Viertelfinale gescheitert, Wade wiederum hatte im Halbfinale Dimitri Van den Bergh rausgeworfen.

Der einzige deutsche Starter Gabriel Clemens (Saarwellingen) bereits in der Gruppenphase ausgeschieden.

AvD Pannenhilfe und Schutz seit 1899. Jetzt AvD Mitglied werden und 30€ Amazon-Gutschein sichern! Hier zum Angebot! | ANZEIGE

Wegen der Corona-Pandemie war der Grand Slam of Darts 2020 nicht wie gewohnt in Wolverhampton, sondern in der Ricoh Arena in Coventry ohne Publikum über die Bühne gegangen.

Der Grand Slam ist traditionell das einzige Event im Jahresverlauf, an dem Spieler der beiden Verbände PDC und BDO (inzwischen insolvent) teilnehmen.