Daimlers Geburtstagsgeschenk für Trump

Alles ist grau-weiß in der Karosseriefertigung von Mercedes in Alabama. Die Neonröhren, der Plastikboden, die Fließbänder. Nur die Roboter ragen in ihrem Orange heraus. Und die schwarze Bühne mit dem schwarzen Podium und schwarzen Sitzen, eigens aufgebaut für einen besonderen Anlass. Darauf sitzen Kay Ivey, die Gouverneurin von Alabama und hochrangige Mercedes-Manager wie Produktionsvorstand Markus Schäfer. Sie feiern das 20-jährige Bestehen des US-Werks. „Danke, Mercedes, das ihr uns vertraut habt“, sagt Ivey.
Zur Betriebsfeier in der Fabrikhalle kommen rund 3.500 Arbeiter, Angestellte, Lieferanten und lokale Politikgrößen. Eine Soulband spielt, dann rollt eine Geburtstagstorte mit Wunderkerzen in die Halle. Schäfer hält eine bewegte Rede, erinnert sich an BBQ-Partys, und dass er sich willkommen fühlte. „Wie zu Hause“, sagt Schäfer, der das Werk acht Jahre leitete.
Grund zum Feiern gibt es nicht nur wegen des Jahrestags. Mercedes investiert eine Milliarde Dollar in einen Ausbau der Fabrik und in eine neue Batteriefabrik, der „überwiegende“ Teil der Summe geht in elektrische Technik. „Es ist ein klares Signal an unsere Kunden in den USA und in der Welt: Mercedes-Benz bleibt auf dem neusten Stand in der Entwicklung und Produktion von elektrischen Fahrzeugen“, so Schäfer.

Schon 2020 können in Alabama elektrische, sogenannte EQ-Geländewagen vom Band rollen. Die Ankündigung kommt im Rahmen einer Großoffensive von Daimler: Bis 2022 will es seine gesamte Fahrzeugflotte elektrisieren, von jedem Modell mindestens eine elektrische Variante anbieten. Insgesamt soll es weltweit sechs Fabriken geben, die elektrische Fahrzeuge herstellen. Der erste EQ SUV rollt 2019 in Bremen vom Band. Bislang werden in Alabama SUV GLE, GLS und GLE Coupé sowie seit 2016 die C-Klasse produziert, insgesamt 310.000 Fahrzeuge im Jahr.
Hat Donald Trump eine Rolle in der Entscheidung für Alabama gespielt? Der Präsident fordert mit seiner Politik „America First“ mehr Investitionen und Arbeitsplätze in den USA. „Vor 21 Jahren haben wir uns entschieden, hierher zu kommen“, antwortet Schäfer ausweichend, „und es keinen Tag bereut“. Es gäbe weltweit 30 Fabriken, das Produktionsnetzwerk sei „unglaublich flexibel“. „Das Unternehmen ist mehr als 100 Jahre alt, seitdem wandeln sich Handelsabkommen und wir reagieren darauf“, sagte Schäfer.
Die verarbeitende Industrie sei „eine wichtige Branche für Alabama“, sagte Gouverneurin Ivey, die dafür in Washington kämpfen wolle: „Wir glauben an Mercedes“. Erst vor wenigen Tagen habe sie Trump angerufen, allerdings wegen des Hurrikans. Aber: „Wir haben seine Telefonnummer“.
Für Trump kommt das Geburtstagsgeschenk zur richtigen Zeit. Der Präsident mischt sich in den Wahlkampf in Alabama ein. Dort läuft derzeit ein außerordentlicher Wahlkampf für einen Senatssitz, Trump unterstützt den Kandidaten Luther Strange und will am Freitag eine Rede für ihn in Huntsville halten. Auch Vizepräsident Mike Pence reist am kommenden Montag nach Alabama, um Strange zu unterstützen.