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Nach dem Crash bei Celsius: Jetzt wird sich die Spreu vom Weizen auf dem Krypto-Markt trennen, sagen diese Experten

Der Kryptomarkt hat dieses Jahr schon einiges durchgemacht. - Copyright: Getty Images
Der Kryptomarkt hat dieses Jahr schon einiges durchgemacht. - Copyright: Getty Images

Der Krypto-Markt hat in diesem Jahr schon eine holprige Talfahrt hinter sich. Die volatilen Krypto-Kurse haben zuletzt Kreditgeber, Börsen und andere Betreiber stark unter Druck gesetzt, was wiederum eine Kettenreaktion auslöste – und somit zu noch größeren Verlusten für Investoren führte.

Drei Branchenexperten schlagen inmitten des Chaos allerdings beruhigende Töne an und raten Krypto-Besitzern dazu, gerade jetzt die Nerven zu behalten.

Das liege vor allem daran, dass Krypto-Abstürze und Firmenzusammenbrüche die Unternehmen und digitalen Münzen, die keine solide Grundlage haben, und die "schlechten Akteure“ des Marktes aus dem Weg räumen. Charlie Silver, Gründer von "permission.io" sagt zu Business Insider: "Es gibt Hunderte von Unternehmen, die auf Hype und nicht auf Substanz aufgebaut sind. Es wird gut für die Branche sein, wenn sie verschwinden."

Erschütterung des Bärenmarktes

Bitcoin erlebte während der Pandemie einen Boom. Doch seit dem Rekordstand von 69.000 US-Dollar im November des vergangenen Jahres ist er dieses Jahr um etwa 70 Prozentpunkte gefallen. Inmitten steigender Zinssätze, hoher Inflation und in Anbetracht der unvorhersehbaren Folgen des russischen Krieges in der Ukraine sind Investoren weniger bereit dazu, Risiken einzugehen. Besonders Anlagen aus volatilen Sektoren wie dem Tech- oder Krypto-Bereich meiden sie derzeit aus Sorge vor einer Rezession.

In jüngster Zeit gab es zudem zwei Ereignisse, die Zweifel an der langfristigen Widerstandsfähigkeit des Marktes aufkommen ließen. Im Mai verlor etwa der wichtige Stablecoin Terra seine Bindung an den Dollar. Die Entkopplung löste eine Welle von Liquidationen aus, die den breiteren Markt erschütterte und Fragen über die Rolle von Stablecoins aufkommen ließ – so genannt, weil sie durch reale Vermögenswerte abgesichert sind und daher weniger volatil sind als eine traditionelle Kryptowährung, zumindest theoretisch.

Kurz darauf sagte der Krypto-Kreditgeber Celsius, dass „die Marktbedingungen“ ihn dazu zwangen, alle Transaktionen auf seiner Plattform einzufrieren. Es folgte ein Panik-Ausverkauf, der dem Markt für digitale Vermögenswerte Milliarden an Wert raubte. Bitcoin fiel etwa auf ein 18-Monats-Tief. „Bärenmärkte sind gesund, weil sie die Bewertungen auf den Boden der Tatsachen zurückholen und die schlechten Akteure herausspülen. Viele Kryptowährungen sind echte Schneeballsysteme, bei denen die Anleger nur mit neuen Geldern bezahlt werden. Wenn das neue Geld versiegt, fällt das Projekt auseinander“, erklärte Silver.

Krypto-Crashs geben den Regulierungsbehörden die Möglichkeit, Investoren zu schützen und Risiken zu reduzieren, was wiederum zu Innovation und besseren Produkten und Dienstleistungen führt, so Lucy Gazmararian, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Token Bay Capital. „In einem Bärenmarkt werden irrationale Überschwänglichkeit und rücksichtsloses Verhalten nicht mehr belohnt, sodass Unternehmer sich auf die längere Sicht konzentrieren und nachhaltige Unternehmen aufbauen können“, so Gazmararian. Diese seien dann besser vorbereitet, wenn sich die Märkte wieder erholen und die Nutzerakzeptanz weiter wachse.

Turbulenzen führen in der Branche zu einem Domino-Effekt

Ein großes Problem besteht darin, dass es in Krypto-Angelegenheiten keinen Kreditgeber der letzten Instanz gibt, der in Krisensituationen einspringen könnte, wie etwa eine Zentralbank, sagte Gazmararian. „In diesem Szenario, wenn eine Liquiditätskrise eintritt, haben Krypto-Unternehmen, die nicht umsichtig geführt werden, ein höheres Risiko, bankrott zu gehen.“ Genau das geschah während der Subprime-Krise. Damals weigerten sich die großen Banken aus Vorsicht, sich gegenseitig Kredite zu geben – solange, bis das gesamte Finanzsystem einfror. Dann mussten die Zentralbanken eingriffen.

Die Kreditgeber „BlockFi“ und „Voyager Digital“ sowie der Kryptofonds „Three Arrows“ oder „3AC“ sind ebenfalls von den Marktturbulenzen betroffen. Wie die „Financial Times“ berichtet, kam „3AC“ Anfang des Monats den Nachschussforderungen mehrerer Kreditgeber nicht nach, wodurch „Voyager“, das dem Fonds 660 Millionen Dollar geliehen hatte, sich schließlich der Sache annehmen musste.

In der Zwischenzeit konnte sich die Krypto-Handelsplattform „BlockFi“ von FTX-Chef Sam Bankman-Fried über eine 250-Millionen-Dollar-Rettungsaktion freuen. Das war kurz nachdem die 850 Mitarbeiter um 20 Prozent gekürzt worden waren, um den „Krypto-Winter“ zu überstehen.

Marcus Sotiriou von „GlobalBlock“ sagte zu Business Insider: „Trotz dieses kurzfristigen Debakels denke ich, dass die Krypto-Industrie langfristig effizienter wird.“ Die derzeitige Krise werde unverantwortliche Unternehmen in die Knie zwingen, was wiederum die systemischen Probleme, mit denen sich die Industrie die vergangenen Jahre herumgeschlagen hat, verringern würde.

Dieser Artikel wurde von Lara Hansen aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.