BVB-Fans euphorisch: So lief der Bosz-Einstand

Äußerlich konnte man Peter Bosz die Vorfreude auf seine neue Aufgabe noch nicht wirklich ansehen. In seiner ersten öffentlichen Trainingseinheit machte der neue BVB-Coach am Montagnachmittag nur wenige Anstalten ins Geschehen einzugreifen.

Mit zumeist verschränkten Armen verfolgte Bosz die dritte Trainingseinheit seiner Amtszeit. Ruhiger, fokussierter Blick. Hier eine Anfeuerung für eine Schürrle-Grätsche, da ein Klatschen für einen Götze-Diagonalpass. Nicht mehr, nicht weniger.

"Wir haben sehr gute Spieler"

Erst nach dem Training taute Bosz etwas auf. "Es ist super, dass so viele Leute da sind. Das zeigt, was dieser Verein für die Fans bedeutet", sagte er mit Blick auf die knapp 800 Fans, die ihn und die 23 fitten BVB-Spieler bei sonnigem Wetter mit Applaus begrüßt hatten.

Und weiter: "Ich sage immer: Erst wenn man länger mit den Spielern arbeitet, lernt man sie richtig kennen. Nach drei Trainings kann ich aber sagen: Wir haben sehr gute Spieler."

Zuvor hatte Bosz seine Mannschaft 93 Minuten lang auf dem Platz üben lassen. Wie schon Thomas Tuchel und Jürgen Klopp arbeitete auch der Niederländer zumeist mit dem Ball: druckvolle Passeinheiten, schnelle Umschaltformen, intensive Spielsituationen.

Das Muster der Übungen fast immer gleich: fünf- bis siebenminütige Intervalle in hohem Tempo, kurze Pause, eine Wiederholung. Bosz verblieb zumeist in der Beobachterrolle, überließ stattdessen seinen Assistenten Hendrie Krüzen und Albert Capellas das Feld.

Bosz schreibt fleißig Autogramme

Inhaltlich untermauerten Bosz und sein Trainerteam damit, wie sie den BVB in der Saison 2017/18 spielen sehen wollen: Mit hohem Druck, spielerischer Raffinesse und enormem Tempo. Genau so, wie es Bosz in der vergangenen Rückrunde schon bei Ajax Amsterdam praktiziert hatte.

Die ersten Eindrücke des Trainers also: ordentlich. "Er ist so, wie wir uns das erwartet haben. Vielleicht ist er nach außen hin ein eher ruhiger Vertreter, dafür aber sehr gewissenhaft und fokussiert", so Manager Michael Zorc. "Er macht sich jetzt erst mal einen Überblick über jeden einzelnen Spieler und den Kader. Ich habe ein sehr gutes Gefühl für die kommenden Wochen und Monate."

Ein gutes Gefühl, das auch viele der knapp 800 anwesenden Fans verspürten. Fast 20 Minuten lang schrieb Bosz nach dem Training Autogramme. Tenor bei den meisten Fans im Anschluss: Bosz sei zwar ähnlich ruhig, dafür aber deutlich fannäher und freundlicher als Vorgänger Thomas Tuchel. Vorschusslorbeeren, die der Niederländer in den nächsten Wochen bestätigen muss.

Euphorie um Rückkehrer Götze

Auch abseits des neuen Trainers wirkte die Stimmung bei den meisten Anhängern gelöst. Keine Spur mehr von der aufgeheizten Stimmung im Saisonendspurt, als die Irritationen um das sofort nach dem Bombenattentat nachgeholte Spiel gegen den AS Monaco wie ein Schatten über dem Verein lagen.

Stattdessen Vorfreude und Aufbruchstimmung. "Ich freue mich sehr, dass heute so viele Fans gekommen sind. Sie schauen sich die Neuen und sicher auch Mario Götze an, den sie ja lange nicht mehr gesehen haben", so Manager Zorc.

Tatsächlich herrschte bei vielen Fans eine regelrechte Götze-Euphorie. Der Offensivspieler konnte nach erfolgreicher Therapie seiner Stoffwechselerkrankung auch am Montag alle Trainingseinheiten voll durchziehen. Äußerlich wirkte er dabei tatsächlich auffällig fit: Gut trainierter Körper, schnell, spritzig.

Das imponiert auch Peter Bosz. Der Trainer warnte dennoch: "Mario ist ein unglaublicher Spieler. Er war aber lange nicht dabei und hat fünf Monate nicht mit der Mannschaft trainiert. Also muss man vorsichtig sein."

Vorsicht, die Peter Bosz am Dienstag direkt walten lässt: Im Testspiel gegen RW Essen wird Götze nicht mit von der Partie sein: "Wenn man fünf Monate nicht mit der Mannschaft trainiert hat, dann ist das noch zu früh."