Bundesbank warnt vor Immobilien-Preisspirale

Wer in Frankfurt, München oder Stuttgart eine Wohnung hat, kennt das Problem schon lange. Die Preise steigen und steigen - und das nicht nur in hippen Vierteln im Zentrum der Städte, sondern auch in weniger angesagten Stadtteilen. Inzwischen betrifft das Problem nicht nur die großen Metropolen.

„Der Preisanstieg nimmt auch in der Fläche zu“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Präsentation des Finanzstabilitätsberichts der Notenbank. Im Schnitt stiegen die Preise für Wohnimmobilien nach Daten der deutschen Notenbank zuletzt um 6,1 Prozent. Das nährt die Angst vor einer Blase. Erfahrungen in anderen Ländern zeigten: Falls eine von starkem Schuldenaufbau privater Haushalte begleitete Immobilienblase platze, könne dies erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten nach sich ziehen. Noch allerdings sieht die Bundesbank keine akute Gefahr für die Finanzstabilität.

Bislang sind vor allem die Wohnungspreise in den Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart besonders stark gestiegen. Modellrechnungen der Bundesbank kämen hier zu Übertreibungen von durchschnittlich bis zu 30 Prozent für 2016. Im Jahr zuvor lag der Wert noch bei bis zu 20 Prozent. In einigen Orten - allen voran München - liegt der Anstieg in besonders gefragten Lagen deutlich darüber. Inzwischen jedoch steigen die Preise auf breiter Front, also nicht nur in den Metropolen.

Ein Problem bei der Bewertung der vom Immobilienmarkt ausgehenden Risiken sieht Buch darin, dass es zu wenig Daten über die Vergabestandards von Wohnungskrediten gebe. „Wir haben keine ausreichenden offiziellen Statistiken“, sagte sie.

Vor der Euro-Krise hatten sich vor allem in Spanien und Irland Blasen am Immobilienmarkt gebildet. Allerdings gibt es in Deutschland einige Unterschiede. Zum einen finanzieren Immobilienbesitzer ihre Objekte weniger auf Kredit. Aktuell stieg die Kreditvergabe für Wohneigentum in Deutschland um 3,9 Prozent. Der Wert liegt damit unter dem langfristigen Durchschnitt seit Anfang der 1980er-Jahre von 4,8 Prozent.

Zudem gibt es in den deutschen Großstädten derzeit tatsächlich eine starke Nachfrage nach Wohnungen. Nach Angaben des Bundesamtes für Bau standen in einigen Großstädten 2015 nicht mehr als ein Prozent der Wohnungen leer. Buch verwies außerdem darauf, dass sich ein Großteil des Preisanstiegs durch Fundamentalfaktoren wie die gute wirtschaftliche Lage oder eine erhöhte Nachfrage erklären lasse.

KONTEXT

Die höchsten Preise für Immobilien

Platz 15 Potsdam

238.333 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Quelle: Accentro für das Jahr 2016, basierend auf Gutachterausschüssen

Platz 14 Ingolstadt

246.266 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 13 Wiesbaden

249.531 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 12 Berlin

250.215 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 11 Freiburg

250.624 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 10 Regensburg

252.993 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 9 Mainz

254.251 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 8 Heidelberg

258.817 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 7 Köln

260.034 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 6 Ulm

291.519 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 5 Düsseldorf

294.774 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 4 Stuttgart

295.505 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 3 Hamburg

354.667 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 2 Frankfurt a. M.

370.446 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.

Platz 1 München

422.176 Euro Umsatz je Verkauf einer Immobilie im Schnitt.