„Bullyparade - Der Film“ - Gelacht wird, wenn alles vorbei ist

Vor genau 20 Jahren geht die Comedy-Show “Bullyparade” bei Pro 7 auf Sendung. (Bild: Warner Bros. GmbH)
Vor genau 20 Jahren geht die Comedy-Show “Bullyparade” bei Pro 7 auf Sendung. (Bild: Warner Bros. GmbH)

15 Jahre nach dem Ende der „Bullyparade“ wird die Comedy-Show fürs Kino neu aufgelegt. Zu sehen sind die populärsten Figuren der Vorlage. Leider kommt bei der Komödie eines zu kurz: das Lachen.

Am besten nähert man sich „Bullyparade – Der Film“ mit der einen oder anderen Zahl. Die Komödie feiert einen runden Geburtstag. Vor genau 20 Jahren geht die gleichnamige Comedy-Show bei Pro 7 auf Sendung. Zunächst mit eher bescheidenen Einschaltquoten, schart das Format mit den Jahren eine große Fangemeinde um sich. Am Ende bringt es die „Bullyparade“ auf sechs Staffeln und 90 Episoden. Eingeschaltet hatten auf dem Höhepunkt des Erfolgs Millionen Zuschauer.

Die „Bullyparade“ auf der Leinwand
Beflügelt wird der Erfolg auch und vor allem durch den ersten Kinoableger der Sendung. „Der Schuh des Manitu“, die Adaption der Sketchreihe um Winnetou und Old Shatterhand, erscheint vier Jahre nach dem Start der „Bullyparade“ in den deutschen Kinos, wohin die „Karl-May“-Parodie sensationelle 11,7 Millionen Zuschauer lockt. Bis heute ist die Komödie der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten.

Drei Jahre später folgt „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. Diesmal werden mit Käpt’n Kork, Mr. Spuck und Schrotty, mit H2O2 und Regulator Rogul vor allem die „Star Trek“- und „Star Wars“-Reihen durch den Kakao gezogen. Der Mühe Lohn: 9,2 Millionen Kinobesucher. Zwei Filme hintereinander um die Zehn-Millionen-Zuschauer-Marke – das lässt sogar den Produzenten Bernd Eichinger vor Neid erblassen.

Aller guten Dinge sind drei, denken sich Michael Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz und drehen mit „Lissi und der wilde Kaiser“ einen Animationsfilm, mit dem sie die Reihe „Sissi – Wechseljahre einer Kaiserin“ adaptieren. Das war 2007, zehn Jahre vor heute, genauso viele Jahre nach dem Start und fünf Jahre nach dem Einstellen von „Bullyparade“.

Winnetou schlägt sich im Film durch den wilden Westen. (Bild: Warner Bros. GmbH)
Winnetou schlägt sich im Film durch den wilden Westen. (Bild: Warner Bros. GmbH)

Das Best of der Kultsendung
Nun also das Jubiläumswerk. „Bullyparade – Der Film“ vereint die populärsten Figuren der Kult-Show in einem Film, wobei die Fans entscheiden durften, welche Charaktere mitwirken sollen. Das Best of von „Bullyparade“ haben Herbig und Co. nicht zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt. Stattdessen ist ein Episodenfilm entstanden aus fünf Segmenten, die nicht miteinander verschränkt sind, sondern lose nebeneinander stehen.

In der ersten Episode wollen die Kasirske-Brüder Jens (Christian Tramitz) und Jörg (Rick Kavanian) den Fall der Mauer und damit den Auftritt von David Hasselhoff im November 1989 verhindern. Dazu reisen sie mit einem Trabbi „Zurück in die Zone“. Rund hundert Jahre zuvor schlagen sich die Blutsbrüder Winnetou (Herbig) und Old Shatterhand (Tramitz) durch den Wilden Westen. Ihre Freundschaft ging vor 15 Jahren in die Brüche, doch nun gibt es einen Anlass zur Versöhnung: Winnetou will heiraten. Doch dann stellen die beiden Freunde fest, dass die Braut (Cornelia Ivancan) und ihr Vater (Sky du Mont) es auf Winnetous Land abgesehen haben.

Während Winnetou und Old Shatterhand von einem geldgierigen General und einem perversen Kopfgeldjäger aufgerieben werden, wird das Kaiserpaar Sissi (Herbig) und Franz (Tramitz) in Bayern beim Kauf eines Schlosses abgezockt. In der Gegenwart wollen die beiden Loser Lutz (Herbig) und Löffler (Kavavian) an die Börse und in der Zukunft müssen Captain Kork (Herbig), Mr. Spuck (Tramitz) und Schrotty (Kavanian) einen Frauenplaneten vor einer Armee aus Klonen retten.

Alle drei schrieben am Drehbuch mit und Herbig saß einmal mehr auf dem Regiestuhl. (Bild: Warner Bros. GmbH)
Alle drei schrieben am Drehbuch mit und Herbig saß einmal mehr auf dem Regiestuhl. (Bild: Warner Bros. GmbH)

Das Beste kommt zum Schluss
Eins vorweg, „Bullyparade – Der Film“ ist keine schlechte Komödie. Künstlerisch ist das Kino-Revival der Kult-Show kein Reinfall. Herbig, Tramitz und Kavanian sind einmal mehr ambitioniert zu Werke gegangen. Vor der Kamera bringen es die drei talentierten Komiker – um wieder auf eine Zahl zu kommen – auf insgesamt 24 Rollen. Alle drei schrieben am Drehbuch mit und Herbig saß einmal mehr auf dem Regiestuhl.

Humorästhetisch machen die drei dort weiter, wo sie mit der Vorlage und den Kinofilmen aufgehört haben: Sie setzen auf Parodien alter und neuerer Filme, sie schlagen mit allerlei anachronistischen Einfällen Brücken zu unserer Gegenwart, etwa wenn im Wilden Westen die Soziale-Medien-Kultur sich in Form eines Face-Bocks vorfindet. Sie lassen diverse Film- und Showgrößen Cameo-Auftritte absolvieren und natürlich vergessen sie der Deutschen liebsten Parodie-Themen nicht: Wo hierzulande persifliert wird, da dürfen Spitzen gegen einen David Hasselhoff, gegen die DDR, das Sächsische und den Trabbi nicht fehlen.

Das alles ist amüsant anzusehen, Langeweile stellt sich in den rund 100 Minuten nicht ein. Dabei kommt den Machern zugute, dass die jeweiligen Episoden rund 20 Minuten dauern, sich aber auch anfühlen wie in die Länge gezogene TV-Sketche. Das größte Problem aber der Komödie ist: Sonderlich witzig ist sie nicht geraten. Als Zuschauer schmunzelt man allenfalls angesichts der Einfälle, doch echte Lacher werfen die Gags nicht ab. Zumindest bis zur letzten, inoffiziellen Episode nicht. Die besteht aus sogenannten Bloopers, schiefgegangenen Szenen also. Hier erst wird „Bullyparade – Der Film“ endlich zur Komödie und darf der Zuschauer herzlich lachen. Leider zu spät.

Trailer zu “Bullyparade – Der Film”: