Trainer sorgen nach brutalem Check für Aufsehen

Der EHC Red Bull München hat das erste Playoff-Halbfinale der DEL gegen die Adler Mannheim mit 4:2 gewonnen - überschattet wurde die Partie aber von einem Brutalo-Check des Münchners Steve Pinizzotto gegen Olympiaheld Matthias Plachta.

Im letzten Drittel streckte Bad Boy Pinizzotto Plachta an der Bande mit einem bösen Ellenbogen-Check gegen den Kopf zu Boden. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)

Der Olympia-Silbermedaillengewinner blieb minutenlang regungslos liegen und konnte das Eis und nur gestützt von einigen Betreuern verlassen. Für ihn war die Partie damit beendet. Auch ein Einsatz im weiteren Verlauf der Serie sei "mehr als fraglich", wie Mannheims Pressesprecher Adrian Parejo bei SPORT1 erklärte.

Die Schiedsrichter sprachen für Pinizzotto lediglich eine Zwei-Minuten-Strafe für das anschließende Gerangel mit David Wolf aus - was Adler-Coach Bill Stewart so richtig in Rage brachte. (SERVICE: Spielplan und Playoff-Stand der DEL-Playoffs)

Adler-Coach pestet gegen Schiris

"Die Aufgabe eines Trainers ist es, seine Spieler zu schützen. Auch die Schiedsrichter haben diese Aufgabe. Sie sollen das Spiel sauber halten", ereiferte sich der Kanadier nach der Partie, und fuhr fort: "Dass in einer Begegnung zweier Mannschaften Emotionen mitschwingen, ist normal und das soll auch so sein. Aber bei den Schiedsrichtern heute herrschte das totale Chaos, von der ersten bis zur letzten Minute. Die Schiedsrichterleistung war inakzeptabel und und für eine Profiliga unangemessen."

Im Rhein-Neckar-Fernsehen fand Stewart noch drastischere Worte. "Diese Liga war stolz, dass ihre Spieler bei Olympia Silber gewonnen haben, aber wenn man Dinge wie heute sieht, dann ist das ein Witz!", sagte der Stewart: "Die zwei Hauptschiedsrichter haben daraus, dass zwei Teams ziemlich hart gespielt haben, einen Zirkus gemacht." Es kümmere ihn nicht, ob er für die Aussagen bestraft werde.

Pinizzotto droht nun eine nachträgliche Sperre. "Wir haben heute Morgen den Antrag auf ein Ermittlungsverfahren gestellt. Nun warten wir das Urteil ab, das vermutlich heute am späten Nachmittag kommen wird", sagte Parejo bei SPORT1.

"Die Bilder sprechen eine klare Sprache. Pinizzotto hat mit Absicht versucht, einen Top-Spieler aus dem Spiel zu nehmen. Das ist ihm leider auch gelungen. Es war ein brutales, übles Foul", führte Parejo aus.

Sauberer Check? Jackson irritiert

Münchens Meistertrainer Don Jackson hatte die Eishockey-Szene irritiert, als er das Foul in seiner ersten Reaktion als "clean hit", also sauberen Check, bezeichnete.

Diese Aussage machte der US-Amerikaner allerdings ohne Kenntnis von Nahaufnahmen der Szene. In Echtzeit sei er der Meinung gewesen, dass Pinizzotto seine Arme beim Check am Körper gehabt habe.

Münchens Konrad Abeltshauser, der Plachta vom Eis begleitet hatte, schilderte nach dem Spiel, wie er die Szene erlebt hatte: "Ich habe den Ellenbogen nicht gesehen, ich war selber am Matthias dran. Von dem her habe ich nicht gesehen, wie er gekommen ist. Hoffentlich fehlt ihm nichts Schlimmeres."

Adler-Kapitän Marcus Kink traute sich direkt nach dem Spiel ebenfalls keine Beurteilung zu. "Für mich war es schwer zu sehen, ich habe gedacht, dass der Spieler mit der Nr. 14 (Pinizzotto, Anm. d. Red.) da als zweiter Mann mit in den Zweikampf reingeht. Sowas wollten wir eigentlich nicht mehr haben. Ich möchte da aber auch nichts falsches sagen, das müssen andere beurteilen", sagte Kink.

Pinizzotto teilt nach Brutalo-Check weiter aus

Mannheims David Wolf bekam nach der folgenden Rangelei für übertriebene Härte ebenfalls zwei Minuten. Der Mannheimer krallte sich den Deutsch-Kanadier nach dessen Foul und stellte den Münchener erstmal mit den Händen zur Rede.

Auf der Strafbank lieferten sich die beiden ein verbales Duell, welches Pinizzotto nach Ablauf der Sperren mit den Fäusten beenden wollte. Der Red-Bull-Star stand keine zwei Sekunden auf dem Eis, als er Wolf zum Kampf Mann gegen Mann aufforderte.

Wolf zeigte daran jedoch kein Interesse und fuhr von dannen. Der Münchner bekam eine 10-Minuten-Disziplinarstrafe aufgebrummt.

Zuvor hatte Pinizzotto keinerlei Einsicht gezeigt, sondern auf der Bank immer wieder gegrinst und Grimassen gemacht und Plachta mit verhöhnenden Gesten bedacht. Diese sollten offenbar ausdrücken, der Mannheimer habe sich schlafen gelegt.

Dieses Verhalten untersucht der DEL-Disziplinarausschuss nun. "So ein Verhalten ist unterste Schublade", sagte Adler-Gesellschafter Daniel Hopp.

Das Spiel drohte danach aus dem Ruder zu laufen, nachdem sich beide Teams gegenseitig mit unschönen Aktionen eindeckten. Nach weiteren Strafen für Keith Aulie (München, Behinderung) und Luke Adam (Mannheim, Beinstellen) ging die harte Partie aber vergleichsweise glimpflich zu Ende.

Spiel zwei München vs. Mannheim LIVE auf SPORT1

Schon am Samstag in Mannheim (ab 19 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) steht Runde 2 des Hass-Gipfels an - Titelverteidiger München geht dann mit einer 1:0-Führung ins Spiel. Ob Pinizzotto dann mitwirken wird, bleibt abzuwarten. (SERVICE: So läuft das Halbfinale der DEL-Playoffs)

Maximilian Kastner (6.), Olympia-Silbermedaillengewinner Dominik Kahun (20.) und Kapitän Michael Wolf (26./55.) trafen im Auftaktspiel vor 5870 Zuschauern für die Münchner.

Bei den Gästen waren Christoph Ullmann (13.) und Luke Adam (26.) erfolgreich.

DEL-Rekordtorschütze Wolf baute die Führung in der Bestenliste durch seine Treffer Nummer 321 und 322 aus, der Nürnberger Patrick Reimer steht weiter bei 318.

Das Spiel im Stenogramm:

Red Bull München - Adler Mannheim 4:2 (2:1, 1:1, 1:0)
Tore: 1:0 Kastner (5:50), 1:1 Ullmann (12:26), 2:1 Kahun (19:24), 2:2 Adam (25:05), 3:2 Wolf (25:39), 4:2 Wolf (54:36)
Zuschauer: 5870
Strafminuten: München 8 plus Disziplinar (Pinizzotto) - Mannheim 10
Playoff-Stand: 1:0